Gemeinwohlrhetorik ärztlicher Berufsverbände im Streit um die Gesundheitsreform
In: Gemeinwohl und Gemeinsinn: Rhetoriken und Perspektiven sozial-moralischer Orientierung, S. 177-205
Abstract
Im Streit um die Gesundheitsreform vertritt die deutsche Ärzteschaft in einem bislang nicht gekannten Maße Standesinteressen auf öffentlichen Bühnen. Dabei spielt der Gemeinwohltopos als Rechtfertigungsargument der Ärzteverbände eine wichtige Rolle. Forderungen und Maßnahmen, die zumindest kurzfristig zu Lasten der Patienten gehen, werden mit Gemeinwohlargumenten legitimiert. Der Beitrag zeigt an Statements der Akteure im Gesundheitswesen, wie die symbolische "Ressource" Gemeinwohl ausgesprochen flexibel genutzt wird. Protagonisten, Befürworter und Gegner der Gesundheitsreform berufen sich gleichermaßen auf diesen Topos. Jede Partei sieht das Gemeinwohl durch das eigene Handeln gewahrt, durch das der anderen gefährdet. Die interpretierten Selbstdarstellungen der Organisationen und Verbände ergeben dergestalt das Bild einer Vielzahl von Gemeinwohl-reklamierenden Akteuren, welche um die Gunst der Patienten und der politischen Entscheidungsträger konkurrieren. (ICA)
Problem melden