Trauma, Psychopathie und Politik: zum biologistischen Retro der Psychopath(olog)ie
In: Psychologie und Gesellschaftskritik, Band 26, Heft 4, S. 7-29
Abstract
Anhand aktueller klassifikatorischer Diskurse lässt sich das Design der forensischen Psychiatrie und Psychologie diagnostizieren: Im Comeback der Psychopathie-Konzepte werden biologisch-psychiatrische Determinanten "antisozialen" respektive "dissozialen" Verhaltens favorisiert, überwunden geglaubte biologistische Argumentationsfiguren reaktualisiert und interdisziplinäre Verstehens- und Behandlungszugänge zum Subjekt in Frage gestellt. Die Kritik richtet sich auf die defizitorientierte, reduktionistische Ergebnisinterpretation mancher biologisch-psychiatrischer und psychologisch-physiologischer Forscher. Dem Mainstream psychopathiefixierter forensischer Wissenschaften wird ein Dialogmodell von Neurowissenschaften mit psychoanalytischer Hermeneutik, eine entwicklungspsychologisch-psychodyamisch und psychosozial ausgerichtete Diskussion gegenüber gestellt. Gefordert wird ein kritisch-integrativer, interdisziplinärer Dialog der Psycho-Wissenschaften, um der (Selbst-)Instrumentalisierung einzelner Disziplinen, der Aufgabe fachlicher wie ethischer Standards und den Risiken des ideologisch verkürzenden Designs des psychiatrischen - speziell forensisch-psychiatrischen - Praxisfeldes konstruktiven Widerstand
entgegen zu setzen.
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