Aufsatz(gedruckt)2008

Soziale Gerechtigkeit in der christlich-sozialen Tradition: zur Genese eines ethischen Prinzips

In: Die politische Meinung, Band 53, Heft 12, S. 63-67

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Abstract

Während SPD und DIE LINKE sich mit der Selbstverständlichkeit, mit der man althergebrachte Rechte wahrnimmt, regelmäßig das Etikett "Partei der sozialen Gerechtigkeit" anheften, so der Verfasser, neigt das bürgerliche Lager hier zu vornehmer Zurückhaltung. Dabei haben Begriff und Idee der sozialen Gerechtigkeit sogar ihren Ursprung in der christlich-sozialen Bewegung. Soziale Gerechtigkeit ist eine moralische, eine geistig-gedankliche Leitregel und ein sozialethisches Prinzip, das nicht nur den Staat, sondern alle Institutionen und Akteure verpflichtet, die an der Gestaltung der sozialen Strukturen mitwirken. Dieses Verständnis unterscheidet sich deutlich von den vom Sozialismus inspirierten sozialphilosophischen Gerechtigkeitstheorien, die von einem Ideal der materiellen Gleichheit aller ausgehen und den Sozialstaat von daher als eine bloße Umverteilungsbürokratie im Dienste dieses Ideals verstehen. Die Erfolgsgeschichte der Union kann fortgeschrieben werden, wenn sie sich auch heute in ihrer alten Kunst der dialektischen Aufhebung des Gegensatzes von Gerechtigkeit und Freiheit übt. Momentan stehen die Frage der Konsequenzen aus der Finanzmarktkrise und die Diskussion über einen Mindestlohn ganz oben auf der Agenda. Auch hier geht es darum, Missstände zu beseitigen, den Ansprüchen des Gemeinwohls und der sozialen Gerechtigkeit Genüge zu tun, ohne aber die freiheitliche Wirtschaftsordnung zu beschädigen. Der mittlere Weg zwischen einem naiven Vertrauen in die selbstregulierende Kraft der Märkte und einem blinden Glauben an den Staat als Alleskönner ist nach wie vor der richtige. (ICF2)

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