Sammelwerksbeitrag(elektronisch)2006

Religion und Ressentiment: eine thematische Einführung

In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 245-246

Abstract

Im einleitenden Beitrag zur Plenarveranstaltung "Religion und Ressentiment", die gemeinsam von der Sektion "Entwicklungssoziologie und Sozialanthropologie" und der Sektion "Religionssoziologie" vorbereitet und organisiert wurde, wird der Zusammenhang von Religion und Ressentiment sowohl auf einer theoretischen als auch auf einer empirischen Ebene durch einige Begriffsbestimmungen knapp skizziert.Ressentiment beschreibt ein gefühlsbedingtes Bedürfnis von sozial, kulturell und/ oder ökonomisch negativ privilegierten (bzw. sich selbst so einschätzenden) Gruppen nach "Abwertung" der Qualitäten und Leistungen der Anderen, das sich bis hin zum offenen Hass gegen die "Bessergestellten", "Vornehmen" und "Mächtigen" steigern kann. Ziel der "Abwertung" der Anderen ist in der Regel die moralische und ethische "Aufwertung" der eigenen Gruppe. Seit Friedrich Nietzsches These von der Entstehung der christlichen Liebesmoral aus dem Geist des Ressentiments von Max Weber aufgegriffen und generalisiert wurde, scheint festzustehen, dass Ressentiment eine charakteristische Begleiterscheinung einer jeden "Erlösungsreligion" und einer jeden religiösen Ethik der negativ Privilegierten ist. Worauf die Deprivation der jeweiligen Gruppen auch im Einzelnen beruhen mag, auf niederem sozialen Status, auf einer ethnischen Minderheitenposition, auf der Diskriminierung oder Verunglimpfung religiöser Gemeinschaften oder auf politischer Unterdrückung, sie kann dazu führen, dass die ethischen Gebote der jeweiligen Religion in ihr Gegenteil umschlagen und der Hass auf die Konkurrenz über alle "Gebote der Liebe" siegt. (ICA2)

Problem melden

Wenn Sie Probleme mit dem Zugriff auf einen gefundenen Titel haben, können Sie sich über dieses Formular gern an uns wenden. Schreiben Sie uns hierüber auch gern, wenn Ihnen Fehler in der Titelanzeige aufgefallen sind.