Sammelwerksbeitrag(elektronisch)2008

Menschen in Netzwerken

In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 2933-2943

Abstract

"In dem Vortrag geht es um das Wechselspiel zwischen Menschen und sozialen Strukturen im Rahmen der neueren Netzwerktheorie nach Harrison White und anderen. Dabei wird erstens ein Menschenbild skizziert, das mit dieser Theorie sozialer Strukturen kompatibel ist. Zweitens wird vorgestellt, wie der Theorie zufolge Netzwerke mit Menschen umgehen. 1. Die Phänomenologische Netzwerktheorie von Harrison White und anderen geht nicht von menschlichen Akteuren als vor-sozialen Einheiten aus. Stattdessen konstatiert sie, dass Akteure in ihren Orientierungen wesentlich durch ihre Position in sozialen Netzwerken geprägt sind. Allerdings sieht die Netzwerktheorie das soziale Umfeld nicht in homogenen sozialen Gruppen, sondern als mehr oder weniger heterogenes Netzwerk, in dem sich eventuell mehrere Einflüsse überschneiden. Der Mensch ist kein Herdentier, sondern durch wichtige Sozialbeziehungen zu wenigen anderen Artgenossen geprägt. In diesen persönlichen Beziehungen entwickeln sich unser Selbst- und unser Weltverständnis. Je mehr Menschen dabei von unterschiedlichen Kontexten geprägt werden, desto mehr Spielraum ergibt sich für sie im Umgang mit kulturellen Prägungen - Kultur wird zum 'tool kit'. 2. Wie gehen soziale Netzwerke mit Menschen um? Netzwerke sind keine Aggregate von autonomen Individuen, sondern sie ergeben sich aus der Logik von sozialen Transaktionen. Die Identität von Personen entsteht in solchen Transaktionen und ist vor allem abhängig von der Position in der Netzwerkstruktur. Identität ist damit immer relational und besteht wesentlich aus den Erwartungen, die sich im Laufe von Transaktionsprozessen herausbilden. Personen bilden als Knoten die Schnittpunkte von Sozialbeziehungen in Netzwerken. Soziale Netzwerke lassen sich auf diese Weise als die Struktur von Erwartungen zwischen Personen sehen - als Rollenstruktur. Die Personen selbst sind dabei sozial konstruiert - sie bilden gewissermaßen die symbolische Erwartungsfolie über den Menschen. Auf diese Weise wird auch eine Disziplinierung bzw. Konditionierung von psychischen Prozessen vorgenommen. Die Konstruktion von personalen Identitäten sorgt damit für eine Kopplung zwischen gedanklichen Entscheidungsprozessen und der Kommunikation in Netzwerken. Sie organisiert aber auch den Wechsel zwischen verschiedenen Netzwerkkontexten, in denen man mit unterschiedlichen Erwartungen konfrontiert wird." (Autorenreferat)

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