Sammelwerksbeitrag(elektronisch)1985

Die deutschen Ordinarien für Geschichte und ihre Wissenschaft: ein historisch-wissenschaftssoziologischer Beitrag zur Erforschung des Historismus

In: Lebenslauf und Gesellschaft : zum Einsatz von kollektiven Biographien in der historischen Sozialforschung, S. 114-146

Abstract

Mit Hilfe eines wissenschaftssoziologischen Erklärungsmodells wird die Hypothese aufgestellt, daß die Durchsetzung und Herrschaft des Historismus weder ausschließlich noch maßgeblich an seiner wissenschaftlichen bzw. seiner wie immer gearteten politischen Qualität zu erklären ist, sondern vornehmlich daraus, daß diejenigen Gelehrten, die ihn entwickelten, es verstanden, eine treue Gefolgenschaft heranzuziehen und fortlaufend mit den wichtigsten Positionen des Faches zu betrauen. Die Geschichte der Wissenschaft wird als Prozeß des Machterwerbs, der Machterhaltung und der Machterweiterung wissenschaftlicher Schulen und Richtungen angesehen. Aufgrund der Quellenlage mußte der Nachweis hauptsichtlich indirekt, auf dem Weg von Indizienschlüssen geführt werden. Die kollektive Biographie aller 532 deutschen Lehrstuhlinhaber für Geschichte zwischen 1800 und 1970 (ohne DDR) zeigte, daß geographische und soziale Herkunft, religiöses Bekenntnis, Schul- und Universitätsausbildung sowie die Entwicklung der akademischen Karriere durch relativ große Einheitlichkeit gekennzeichnend sind; und daß die Historiker einen äußerst wichtigen Teil der Elite des deutschen protestantischen Bildungsbürgertums bildeten, der sich von anderen durch zunehmende Professionalisierung abtrennte. Weiters wurde aufgezeigt, daß über 77 v. H. drei Hauptrichtungen historischer Schulen angehören (Ranke, Droysen, Mommsen). Zuletzt wurde die Tendenz verdeutlicht und verifiziert, eine mehr oder weniger gezielte entsprechende Rekrutierung des Nachwuchses zu erreichen. (HRS)

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