Aufsatz(gedruckt)2006

Im Kontinuum des Arbeitszwangs: Kapitalismus - Prekarität - Zwangsarbeit

In: IWK: internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 42, Heft 2/3, S. 162-168

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Abstract

Der Verfasser geht davon aus, dass die (Massen-) Arbeitslosigkeit ein materieller Ausdruck kapitalistischer Reproduktionsbedingungen ist. Weil (Massen-) Arbeitslosigkeit als strukturelles Phänomen des gegenwärtigen politisch-ökonomischen Systems nicht aus der Welt zu schaffen ist, müssen in systemstabilisierender Absicht Ideologien konstruiert werden, die Vollbeschäftigung als möglich präsentieren und Arbeitslosigkeit als Dysfunktion erscheinen lassen. Es wird argumentiert, dass für die auf abhängige Arbeit angewiesene übergroße Mehrheit der Bevölkerung die "Freiheit der Berufswahl" ohnehin nur eine formale ist. Hingegen bedeutet die Notwendigkeit der Subsistenzsicherung den materialen Zwang, letztlich jede Arbeit anzunehmen. Die Übergänge von formal "freier" Arbeit über den materialen Arbeitszwang bis hin zur (staatlichen organisierten) Zwangsarbeit sind aus dieser Perspektive rein graduell. Das im Grundgesetz formulierte Verbot der Zwangsarbeit ist somit - entsprechend der "Freiheit" der Berufswahl und des Arbeitsplatzes - rein formal und steht zudem unter dem Vorbehalt anderslautender gesetzlicher Verordnungen. Der Wiedereinzug der staatlich organisierten Zwangsarbeit mit den "Hartz-IV"- Arbeitsmarktreformen ist Ausdruck der Produktionsverhältnisse. Zugleich wird versucht, eine Bewusstseinslage zu erzeugen, die (Massen-) Arbeitslosigkeit nicht als Strukturphänomen begreift, sondern sie vielmehr individuell zuschreibt. In diesem Kontext wird die These vertreten, dass die Pauperisierung breiter Bevölkerungsteile für das kapitalistische System strukturfunktional voranschreitet und von der Politik im System mit System betrieben wird. (ICG2)

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