Aufsatz(gedruckt)1978

Krise der Stadt - Krise der Stadt?

In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 6, Heft 4, S. 471-483

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Abstract

Vier Problemdimensionen konstituieren augenfällig die derzeitige Krise der Stadtentwicklung: Finanzielle Verluste durch Abwanderung vorrangig einkommensstarker Haushalte, die zu Ausfällen bei den Finanzzuweisungen, dem Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer und der Gewerbeertragssteuer führen, bei gleichzeitiger Zuwanderung einkommensschwacher Haushalte, die die öffentliche Hand und die kommunalen Haushalte zunehmend mit Sozialaufgaben belasten bei gleichzeitiger Schrumpfung des innerstädtischen Einzelhandels, die sich wiederum im verminderten Steueraufkommen niederschlägt. Damit einher geht eine zunehmende Verschlechterung der Sozialstruktur der Städte bis hin zu sozialer Stigmatisierung und politischer Polarisierung von Kernstadt und suburbanisiertem Umland. Ungleichgewichte und Leerkapazitäten in der Infrastrukturauslastung, damit verbunden Verkehrsprobleme, die zu einer weiteren Verschlechterung der städtischen Wohnqualität führen. Ursache der "Krise der Stadt" ist die allgemeine ökonomische Krise, die sich auf der Ebene der Stadt als soziale Polarisation darstellt bei gleichzeitiger forcierter kommunaler Wachstumspolitik. Stadtentwicklungspolitik wird immer offensichtlicher zu einer negativen Umverteilungspolitik. Es stellt sich die Frage, ob eine Auflösung der Stadt im traditionellen Sinne nicht positivere Folgen haben könnte und ob es weiterhin sinnvoll ist, Stadtfüllungspolitik zu betreiben, um den Abwanderungsstrom zu stoppen. Das empirische Faktum "Stadt" ist historisch überholt durch die ökonomische Realität, die andere räumliche Strukturen fordert. Alternative Stadtentwicklungsplanung sollte auf Dezentralisierung und raumstrukturelle Umverteilung gerichtet sein. (RR)

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