Aufsatz(gedruckt)1992

Zur Biographie jüdischer Hochschullehrerinnen in Berlin bis 1933: nach Materialien des Archivs der Humboldt-Universität zu Berlin

In: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, Band 21, S. 243-258

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Abstract

Auf der Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums, des sogenannten "Arierparagraphen", wurden an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin bis zum 1.April 1935 "234 nichtarische und jüdisch versippte Professoren und Dozenten entlassen oder gestrichen" bzw. ihnen die Lehrbefugnis entzogen. Zu dieser Gruppe gehörten sechs Frauen, deren Biographie Gegenstand dieses Beitrages ist: die nichtbeamteten außerordentlichen Professorinnen Lise Meitner (Physik) und Charlotte Leubuscher (Staatswissenschaften) sowie die Privatdozentinnen Mathilde Hertz (Zoologie), Hedwig Hintze (Mittlere und Neuere Geschichte), Gertrud Kornfeld (Chemie) und Hilda Pollaczek (Angewandte Mathematik). Ihre Lebensläufe weisen viele Gemeinsamkeiten auf: sie stammten alle aus gut situierten Familien; die Eltern waren aufgeklärte, weitgehend assimilierte Intellektuelle; die Frauen hatten viele Hürden zu überwinden, um in Preußen eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen (Lise Meitner war die erste Frau in Preußen, die eine ordentliche Professur für Physik erhielt); der akademische Status wurde mühsam und zeitverzögert erkämpft, wobei keineswegs familiäre Verpflichtungen die berufliche Entwicklung verzögerten; sie profilierten sich in Lehre und Forschung und trugen maßgeblich zur Wissenschaftsentwicklung in ihren jeweiligen Fachgebieten bei; tiefere Bindungen an jüdische Religion und Tradition existierten offensichtlich kaum und das Jahr 1933 bedeutete für die sechs Wissenschaftlerinnen einen abrupten Bruch sowohl im persönlichen Leben als auch in der beruflichen Entwicklung. Ihr Leben in der Emigration war geprägt vom Existenzkampf, vom Ringen um berufliche Anerkennung und um die Bewahrung menschlicher Würde. (ICK)

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