Aufsatz(gedruckt)1996

Multikultureller Werte-Relativismus und Werte-Verlust: Demokratie zwischen Werte-Beliebigkeit und pluralistischem Werte-Konsens

In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 52/53, S. 27-36

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Abstract

"Der westliche Universalismus war historisch ein Anspruch auf eine universelle Geltung westlicher Werte. Mit der 'Entwestlichung' der Welt - parallel zur zunehmenden Globalisierung - gehen zumal die Europäer, besonders aber die Deutschen, zum Gegenextrem über: Sie geben ihren Universalismus auf und führen an dessen Stelle den Kultur-Relativismus als einen Werte-Relativismus ein. Die Konsequenz ist das Fehlen von Werte-Verbindlichkeiten und eine Werte-Krise. Besonders wirkt diese Krise in Gesellschaften, in denen massive Zuwanderung stattfindet. Zu den westlichen Werten gehören vor allem Demokratie, Säkularität, Bürger- und Menschenrechte, Migranten aus vormodernen Kulturen weisen diese Werte ab und bekommen hierbei Zuspruch von europäischen, ihre eigenen Werte relativierenden oder verleugnenden Multikulturalisten. Solche überdehnte Toleranz, verbunden mit der Preisgabe eigener Überzeugungen, stößt nach aller Erfahrung bei den Migranten nicht auf Achtung, sondern auf Verachtung. In diesem Essay wird deutlich gemacht, daß die Kritik am Multikulturalismus sich nicht gegen eine verantwortungsvoll gesteuerte Migration, sondern gegen einen Werte-Verlust im Zeichen einer kulturellen Selbstverleugnung richtet. Mit anderen Worten: Es geht hier nicht um eine 'Festung Europa', sondern um den inneren Frieden auf diesem Kontinent. Es wird ein Kulturpluralismus befürwortet, in dessen Rahmen Einheimische und Migranten parallel zur Vielfalt jeweils eigener Werte einen Konsens über eine Leitkultur als Quelle von Werte-Verbindlichkeit anerkennen. Gelingt dies nicht, dann ist der innere Frieden in Gefahr. Ohne einen solchen Werte-Konsens sollte man sich in Europa auf ethnische Konflikte zwischen dem Werte-Neoabsolutismus der Zuwanderer aus vormodernen Kulturen und dem Werte-Relativismus der Aufnahmeländer einstellen. Aus der amerikanischen Diskussion über die Gefahren des 'Disuniting of America', vor allem der Ethnisierung sozialer Konflikte - und noch von vielem mehr -, könnten Europäer von den negativen Erfahrungen Amerikas lernen. Etwa ab welcher Quantität die Probleme der Zuwanderer zu einem - dann nicht mehr lösbaren -Problem von Staat und Gesellschaft werden." (Autorenreferat)

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