Das Dilemma Tarifpolitik: die Politisierung der industriellen Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik

In: Geschichte als Möglichkeit: über die Chancen von Demokratie ; Festschrift für Helga Grebing, S. 211-223

Abstract

In dem Beitrag wird beschrieben, wie sich die Grundlagen der Tarifpolitik, die zum Teil bis heute ihre Gültigkeit behalten haben, entwickelt haben. Es wird gezeigt, daß die Regelung der Rahmenbedingungen des sozialpolitischen Systems, das dem Grunde nach bis heute gilt, noch im Vorfeld der Demokratiegründung unter dem Druck der revolutionären Ereignisse erfolgte. Die industriellen Beziehungen in der Gründungsphase der Weimarer Republik werden beschrieben, um die Entwicklung der Gewerkschaften in diesen Kontext einzuordnen. Wichtige tarifpolitische Ereignisse werden skizziert. Dabei wird deutlich, daß unter den Bedingungen des politischen und ökonomischen Übergewichts der Unternehmerverbände das System der Tarifautonomie nicht lebensfähig war. Das Dilemma in der Weimarer Entwicklung der Tarifpolitik wird darin gesehen, daß gerade der Eintritt in die Phase angeblicher Prosperität zur Verschärfung der Verteilungskämpfe und zum Kampf gegen das sozialpolitische System der Republik führte. Die Verknüpfung der Tarifpolitik mit der staatlichen Wirtschaftspolitik überforderte, so das Ergebnis der Analyse, schließlich das politische System. (ICA)