Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2004

Von der nachholenden zur nachhaltigen Entwicklung - und wieder zurück: vom Schicksal der Naturverhältnisse in der Entwicklungsdiskussion

In: Peripherie und globalisierter Kapitalismus: zur Kritik der Entwicklungstheorie, S. 150-174

Abstract

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird die Entwicklungsthematik nach Ansicht des Autors weitgehend auf eine neoliberale Wettbewerbs- und Konkurrenzperspektive reduziert. Damit wird nicht nur das Modell der entwickelten Industrieländer als Vorbild globaler gesellschaftlicher Entwicklung restituiert, sondern es werden auch die globalen Abhängigkeiten ignoriert und damit reproduziert, die in die gesellschaftlichen Naturverhältnisse eingeschrieben sind. Der Autor zeichnet diese Entwicklung in drei Schritten nach und entwickelt theoretische Alternativen. Er geht zunächst kursorisch der Karriere der Umweltthematik in Verbindung mit der Entwicklungsdiskussion nach. Als Gesamttendenz ergibt sich ein fast zirkulärer Diskussionsverlauf: Ausgehend von einer unreflektierten Modernisierungsidee der 1960er Jahre, die aufgrund der ökologischen Krise seit den 1970er Jahren radikal in Zweifel gestellt wurde, wurde diese in der Nachfolge der Idee der nachhaltigen Entwicklung in neuer Form als "reflexive oder zweite Modeme" rehabilitiert. Der Autor skizziert in einem zweiten Schritt ein alternatives Modell der Verbindung von Umwelt und Entwicklung, das den Begriff der gesellschaftlichen Naturverhältnisse in den Mittelpunkt rückt. Dieser Akzent wird abschließend in einem dritten Schritt in Richtung globaler Naturverhältnisse in der postfordistischen Restrukturierung dargelegt. Dabei wird deutlich, wie zentral die Rolle der gesellschaftlichen Naturverhältnisse gerade im Rahmen einer Entwicklungsphase ist, die mit Begriffen wie "postindustrielle Gesellschaft" oder "Wissensgesellschaft" den Anschein der Naturfreiheit bzw. des Übergangs zu immateriellen Formen der Produktion erweckt. (ICI2)

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