Störenfriede oder Friedensstifter?: Religionen und ihre Rolle in Konflikten
In: Friedens- und Konfliktforschung in Deutschland: eine Bestandsaufnahme, S. 119-139
Abstract
Überraschend für nicht wenige, die im stark säkularisierten Europa beheimatet sind, ist ein Phänomen, das zuweilen unter dem Titel "Renaissance der Religionen" gefasst wird. Der Beitrag geht im ersten Abschnitt dem zunehmenden Interesse an der politischen Rolle der Religionen im Bereich der Friedens- und Konfliktforschung nach. Der zweite Abschnitt befasst sich zunächst mit der grundsätzlichen Frage nach dem Begriff des Religionskrieges und referiert dann eine Analyse zur Gewaltbereitschaft in Konflikten - mit dem "Faktor Religion" als Bezugspunkt. Im dritten Abschnitt wird das Projekt Weltethos als Grundlage für eine interreligiöse Dialogstrategie skizziert. Abschließend wird grundsätzlich nach den friedensstiftenden Ressourcen der Religionen gefragt. Die Ausführungen zum ethischen Fundus der Religionen zeigen prinzipiell die Präsenz der Gewaltkritik, die sich jedoch in verschiedenen Ausdrucksformen dokumentiert: erstens durch Strömungen in allen Religionen, welche die Ausübung von Gewalt vorbehaltlos ablehnen; zweitens durch den Einsatz von Einzelnen oder Gruppen, die sich im Namen ihrer Religion für Versöhnung und Überwindung von Gewalt einsetzen; drittens selbstkritische Diskursprozesse in den Religionen durch diese gewaltkritische Strömungen oder Bewegungen; viertens durch die Verbindung von praktischem Engagement mit rationaler Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse sowie fünftens durch Entwicklung einer religiös motivierten gewaltkritischen Kompetenz aus der Solidarität mit Opfern der Gewalt. (ICA2)
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