Kriegsszenarien des 21. Jahrhunderts
In: Faktizitäten der Macht, S. 79-94
Abstract
Nach einer Schilderung der traditionellen Kriegsmuster und -szenarien stellt der Verfasser fest, dass ein zentrales Merkmal der Kriege nach dem Ende des 'Kalten Krieges' seine Entstaatlichung und die mit ihr einhergehende Dekonzentration der entsprechenden Ressourcen darstellen. Dadurch werden auch die Grenzen zwischen Kombattanten und Nonkombattanten verschoben. Die Kriege seit den 1990er Jahren zeichnen sich, so der Autor, auch dadurch aus, dass in ihnen die Grenzziehung zwischen Erwerbsleben und offener Gewaltanwendung immer mehr ausgehöhlt werden. Ein wichtiger Befund besteht auch darin, dass das tendenzielle Verschwinden der zwischenstaatlichen Kriege mit einer Verbreitung innerstaatlicher Konflikte und klassischer Bürgerkriege verbunden ist. Das Ergebnis ist die Anbindung der Bürgerkriegsökonomien an Friedensökonomien, was häufig zu einer Stärkung der Positionen der organisierten Kriminalität und zur Integration terroristischer Netzwerke in die Friedensökonomien führt. Insgesamt stellt der Einsatz militärischer Gewalt das erste Mittel der Politik in den gegenwärtigen Kriegen dar, wodurch ein wesentlicher Bruch der bisherigen Tradition der Kriegsführung auftritt. Früher war dieser Schritt das letzte Mittel der Politik. Dementsprechend ändern sich die Aufgaben des Militärs und die Anforderungen an das Profil der militärischen Berufe. (ICG)
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