Kritische Theorie als dialogische Theorie
In: Kritische Theorie heute, S. 97-112
Abstract
Ausgehend von Adornos und Horkheimers Kritik an Hegels "Identitätsdenken", einer Kritik, die das Besondere, Einzelne und die Möglichkeit der "konkreten" Erfahrung anvisiert, versucht der vorliegende Beitrag, das konstruktivistische und das dialogische Potential der Kritischen Theorie zu entfalten. Anders als Adorno, der begriffliches Denken der künstlerischen Mimesis annähern möchte, um dem Besonderen, Nichtidentischen gerecht zu werden, fasst der Autor Nichtidentität konstruktivistisch auf. Da der Autor Habermas' universalpragmatischer Variante der Kritischen Theorie ablehnt, schlägt er eine eigene "Dialogische Theorie" als Alternative zu Adornos negativer Dialektik vor. Es ist jedoch eine theoretische Alternative, die sich wesentliche Momente der negativen Dialektik zu eigen macht: vor allem die hegelkritischen Momente der Nichtidentität und der Hinwendung zum Anderen, zur Alterität. Sie wird in drei Schritten entwickelt. Es wird gezeigt, (1) dass Adorno und Horkheimer in ihrer Kritik an Rationalismus und Hegelianismus eine offene Dialektik der Nichtidentität begründen, die den identifizierenden (realistischen, hegelianischen) Monolog sprengt und konstruktivistische Momente enthält und (2) dass die Kritik des Identitätsdenkens eine selbstreflexive Öffnung zum Besonderen und Andersartigen mit sich bringt, die (3) den theoretischen Dialog als Überprüfung von Theorien und Theoriebildung ermöglicht. (ICA2)
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