Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2007

Von den Sozialwissenschaften in Europa zu europäischen Sozialwissenschaften?

In: Weltkultur und kulturelle Bedeutungswelten: zur Globalisierung von Bildungsdiskursen, S. 349-364

Abstract

Der Verfasser geht einleitend der Frage nach, worin die Besonderheiten der Soziologie in Europa bestehen und wie diese Besonderheiten entstanden sind. Wie sind sie mit der Geschichte der europäischen Gesellschaften verbunden? Es wird gezeigt, dass mit der Soziologie in Europa eine besondere Art entstanden ist, die Menschen, die Gesellschaft und den konstitutiven Zusammenhang zwischen beiden zu analysieren. Dabei handelt es sich um eine Reflexionsform, der es zunächst darum ging, in handlungstheoretisch orientierten Sozialanalysen das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft im entstehenden Kapitalismus zu verstehen. Vor diesem Hintergrund wird das 'Andere' der europäischen Soziologie analysiert. Hierbei geht es um die US-amerikanische Soziologie, die in ihren Beziehungen zu den Soziologien in Europa untersucht wird. In diesem Kontext werden einige Perspektiven der Soziologien in Europa entworfen: Zeichnet sich am Horizont der gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Entwicklung in Europa eine europäische Soziologie ab, die mehr als eine Soziologie made in Europe ist? Selbst wenn der Begriff 'Wissenschaftsgesellschaft' einigermaßen verschwommen ist, geht das dahinterstehende Gesellschaftsprojekt die Soziologie unmittelbar an. Sie wäre gut beraten, dies als Herausforderung für ihre Gegenwartsanalyse anzunehmen - und nicht als fatalen Sachzwang. Der 'Europäische Wissenschaftsraum' entwirft u.a. explizit eine Soziologie, die vollkommen in das politische und gesellschaftliche Projekt der EU integriert und die somit politischen Imperativen unterworfen ist. Diese Position wird in den Texten der EU offen vertreten, und auch die Evaluation der Forschungsanträge spricht dieselbe deutliche Sprache. Was interessiert, sind nicht so sehr die intellektuelle Qualität der Forschungsanträge, sondern ihr potentieller Beitrag für die Umsetzung des politischen Projekts, die gesellschaftliche Bedeutung der vorgesehenen Aktionen, die besondere Qualität der Teilnehmer (die nach relativ unklaren, aber rein instrumentellen Kriterien bestimmt wird) sowie die Organisation und das Management der Netzwerke. (ICG2)

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