Mehr als Kritik und Ablehnung: die NATO aus Sicht der Friedensforschung
In: Entangling alliance: 60 Jahre NATO : Geschichte, Gegenwart, Zukunft, S. 151-164
Abstract
Der Autor zeigt im vorliegenden Beitrag auf, dass, entgegen erster Vermutung, die NATO innerhalb der deutschen Friedensforschung nicht nur auf Ablehnung stößt, sondern das Bild, das die Friedensforschung von der NATO vermittelt, vielschichtig und wenig klar konturiert erscheint. Der Verfasser führt dies zum einen darauf zurück, dass Friedensforschung keinen klar definierten Rahmen hat und zum anderen darauf, dass sich der Mainstream der Friedensforschung eher mit einzelnen Aspekten der NATO-Politik beschäftigt hat als mit Gesamteinschätzungen. Im Folgenden diskutiert der Autor nicht nur das Verhältnis zwischen Friedensforschung und NATO seit den 1970er Jahren, sondern führt auch in die friedenspolitischen Debatten ein. Der Verfasser berücksichtigt vor diesem Hintergrund folgende Phasen der politischen Entwicklung und des Diskurses: (1) Die kontroverse um die NATO in den 1970er und 1980er Jahren: Fundamentalopposition, Nachrüstungsdebatte und unterschiedliche Positionierungen der Grünen; (2) die Zukunft der NATO nach dem Ende des Ost-West-Konflikts: Auflösung der NATO oder NATO als zukünftiger Friedensgarant; (3) die Friedensforschung und die NATO nach dem Kosovo-Krieg: Kritik an der Emanzipation von der UNO; (4) Globalisierung der NATO und dadurch erhöhte Kriegsgefahr: die dunklen Seiten einer demokratischen Sicherheitsgemeinschaft. Abschließend schlägt der Autor aus Sicht der Friedensforschung vor, die NATO zu reformieren: Rückstellung einer weiteren Erweiterung, Verbesserung der Beziehungen zu Russland, Konzentration auf die kollektive Verteidigung sowie ein Selbstverständnis als Interessen- und nicht als Wertegemeinschaft. (ICB2)
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