Jenseits der Gerechtigkeit?: zu Rawls' Kritik an Marx
In: Politischer Liberalismus und wohlgeordnete Gesellschaften: John Rawls und der Verfassungsstaat, S. 239-267
"Seit Jahrzehnten wird darüber diskutiert, ob Karl Marx in seiner Kritik der kapitalistischen Produktionsweise moralische Maßstäbe wie Gerechtigkeit oder Selbstverwirklichung in Anspruch nimmt. Es ist offensichtlich, dass Marx keine ausgearbeitete Moralphilosophie hat. Aber auch wenn er nicht ausdrücklich moralisch argumentiert, so lässt sich immerhin die Frage stellen, ob er nicht doch wenigstens implizit moralische Gesichtspunkte geltend macht, die seiner kritischen Argumentation eine Grundlage geben. Dieses Problem ist keineswegs ein akademisches Problem, sondern betrifft das Zentrum jeder Theorie, die auf die Emanzipation der Menschen zielt - und Marx spricht ja vom kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, geknechtetes, verlassenes Wesen ist." (Textauszug)