War der Irak-Krieg ein bellum iustum?
In: Politik, Moral und Religion - Gegensätze und Ergänzungen: Festschrift zum 65. Geburtstag von Karl Graf Ballestrem, S. 417-436
Die Renaissance der Lehre vom "gerechten Krieg" ist für viele ein Rückfall ins Mittelalter bzw. die römische Antike und eine moralische Aufrüstung gegen das geltende Völkerrecht. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, was Gegenstand und Ziel der bellum-iustum-Lehre sind. Warum ist sie so umstritten und weshalb führt sie zu so unterschiedlichen Ergebnissen? Ist sie überhaupt geeignet zur Bewertung militärischer Konflikte, wenn sich die Befürworter militärischer Interventionen ebenso auf sie berufen wie deren Gegner? Die bellum-iustum-Lehre ist die Frucht einer seit Cicero, mithin seit 2000 Jahren anhaltenden ethischen Reflexion über die Frage, wann der Einsatz militärischer Mittel gerechtfertigt werden kann. Wie jede ethische Reflexion fragt sie nach den Bedingungen richtigen Handelns, mithin nach den Bedingungen, die erfüllt sein müssen, soll der Einsatz militärischer Mittel legitim sein. Der Autor zeigt, dass sich die Frage nach der Möglichkeit einer sittlichen Rechtfertigung der militärischen Intervention der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten im Irak mit den ethischen Kriterien der bellum-iustum-Lehre allein nicht beantworten lässt. Dazu bedarf es auch einer kompetenten Analyse der politischen, völkerrechtlichen und militärischen Entwicklungen im Irak und im Nahen Osten. Erst wenn eine solche Analyse und die sittliche Orientierung zusammenkommen, ist eine ethische Reflexion, mithin eine Legitimation oder Missbilligung der militärischen Intervention im Irak möglich. (ICA2)