Transitional Justice im Kontext: Zur Genese eines Forschungsgebietes im Spannungsfeld von Wissenschaft, Praxis und Rechtsprechung
In: Tübinger Schriften zum internationalen und europäischen Recht, 101
Transitional Justice – die Frage nach dem grundlegenden Verständnis und der Funktion von Recht bzw. Gerechtigkeit in Phasen des Systemwechsels – ist mittlerweile zu einem Schlagwort in den internationalen Beziehungen geworden. Trotz der zunehmenden Beliebtheit dieses Forschungs- und Praxisbereichs werden zunehmend dessen Grundannahmen in Frage gestellt. Auch aus (völker-)rechtswissenschaftlicher Sicht fehlen noch notwendige Konkretisierungen, um Transitional Justice rechtswissenschaftlich einordnen zu können. Die vorliegende Arbeit skizziert die Entwicklung von Transitional Justice, die Verwendung von wichtigen Begriffen, die wichtigsten Diskursmarker und das Verhalten einiger wichtiger Akteure in diesem Bereich, um Anhaltspunkte für diese Fragestellungen zu geben. Insbesondere werden auch die Wechselwirkungen zwischen Forschung, Praxis und Rechtsprechung untersucht, um nachvollziehen zu können, welche Bedeutung Transitional Justice völkerrechtlich hat oder haben kann. »Transitional Justice in Context« The dissertation looks into the development of »transitional justice« as a keyword in today's international practice. By adopting an interdisciplinary approach, the author describes and analyses the discourse on transitional justice in research, practice and jurisprudence. The dissertation seeks to highlight the role and importance of the legal strand within »transitional justice« and also addresses the question of potential impacts on the theory on human rights law. »Transitional Justice« – die Frage nach dem grundlegenden Verständnis und der Funktion von Recht bzw. Gerechtigkeit in Phasen des Systemwechsels – ist mittlerweile zu einem Schlagwort in den internationalen Beziehungen geworden. Diese Arbeit skizziert die Entwicklung von »Transitional Justice« in Forschung, Praxis und Rechtsprechung und zeigt die (völker-)rechtliche Bedeutung von »Transitional Justice« und dessen mögliche Bedeutung für die Theorie der Menschenrechte auf. Constanze Schimmel, LL.M., ist deutsche Volljuristin und Völkerrechtlerin. Sie studierte Rechtswissenschaften in Deutschland (Passau und Tübingen) und Großbritannien (Nottingham), wobei sie sich auf Völkerrecht, humanitäres Völkerrecht und Menschenrechte spezialisierte sowie Friedens- und Konfliktstudien (Hagen). Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a.: »Private Military Companies«, das Folterverbot, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte und »Transitional Justice«. Sie arbeitete bei einer UN-Sonderorganisation in der Schweiz und in Nordafrika sowie für eine zivile EU-Mission in Mali. Zur Zeit ist sie in Palästina tätig.