Zielsetzung der Arbeit ist es nicht ; eine weitere Gesamtstudie zur türkischen Außenpolitik hinzuzufügen. Dies würde den vertretbaren Rahmen Sprengen ; vor allem aber nicht dem wissenschaftlichen Anspruch einer Dissertation gerecht werden. Zielsetzung dieser Arbeit ist es vielmehr ; durch eine theoriegestützte Außenpolitikanalyse die Außenpolitik der Türkei zu strukturieren und sie mit ihren innenpolitischen Determinanten zu korrelieren. Dabei sollen auf der Basis knapper Sachdarstellungen Grundmuster ; zentrale Problemstellungen und Regelmäßigkeiten der türkischen Außenpolitik aufgezeigt werden. Hierbei werden die innenpolitische Problemkonstellation im Grundsätzlichen berücksichtigt sowie die Entwicklung zwischen dem Auseinanderfallen des paternalistisch-kemalistischen Konsenses in den 1950er Jahren ; der als Abfolge von "Putsch-Chaos-Putsch" ; zu bezeichnenden Phase zwischen Mitte der 1960er und Mitte der 1980er Jahre und der Re-Etablierung eines moderaten Islam als staatliche Leitideologie unter Führung der AKP. Die Wechselwirkungen zwischen Innen- und Außenpolitik werden dabei mit einbezogen. Dies entspricht einerseits dem Verfahren der Außenpolitikanalyse und ist andererseits für den gewählten Theorieansatz erforderlich ; der sowohl inner- als auch zwischenstaatliche Determinanten berücksichtigt. Als theoretische Basis werden zwei grundlegende Konzepte der English School of International Relations gewählt: Der Begriff und die Kategorisierung von Institutionen in der Bedeutung von Grundlagen des Zusammenlebens von Staaten ; sowie das Konzept der Society of States ; was die Herausbildung eines common sense zwischen den Staaten der Welt oder einer Weltregion sowie dessen Aktualisierung in den zwischenstaatlichen Beziehungen bezeichnet. Simpler ausgedrückt: "Institutionen" bezeichnet hier nicht Organisationen ; Körperschaften etc. ; sondern die Grundlagen des Staates und der zwischenstaatlichen Beziehungen ; wie Souveränität ; Territorialität ; Menschenrechte ; Diplomatie ; die Balance of Power und das gemeinsame Management der internationalen Beziehungen durch die großen Mächte (Great Power Management) ; in der Nahostregion kommen die Religion und der Krieg hinzu. Die Society of States (Staatengesellschaft) geht über ein reines System of States (Staatensystem) hinaus ; in welchem die Akteure ohne Empathie ; ohne Bemühung um wechselseitiges Verständnis und ohne Verantwortungsbewusstsein für die Nationen insgesamt ihre Eigeninteressen verfolgen. "Society" bezeichnet nicht eine hochintegrierte ; Gewaltanwendung praktisch ausschließende Staatengruppe wie die Europäische Union ; sondern einen doppelten Blick der Staaten ; der zum einen auf Eigeninteressen und die Mittel ihrer Durchsetzung ; zum anderen auf die Bewahrung des Systems insgesamt und die Beachtung ethischer Prinzipien gerichtet ist. Beide Konzepte sind miteinander verwandt in dem Sinne ; dass die Society sich auf eine Basis gemeinsam akzeptierter Institutionen gründet. Institutionen bilden die Wertebasis des zwischenstaatlichen Zusammenlebens ; wobei eine große Bandbreite vom Minimalkonsens über Souveränität zu einer erfolgreich friedenswahrenden und konfliktminimierenden Staatengemeinschaft mit hohen ethischen Ansprüchen möglich ist. Auch der Krieg stellt eine Institution und keinen Widerspruch zur Konfliktbegrenzung dar. Mit den Konzepten der Society of States und der Institutions zielen die Vertreter der Englischen Schule darauf ; Aussagen über den Zustand der internationalen Beziehungen zu treffen und Determinanten der internationalen Politik herauszuarbeiten. Warum werden diese Konzepte als Analysegrundlage in Bezug auf die Außenpolitik der Türkei verwendet? Weil sie einen Mittelweg zwischen exponierteren Analyseansätzen bilden und für die Strukturierung von Außenbeziehungen gerade der Türkei geeignet sind. Denn die Türkei befindet sich an der Schnittstelle zu mehreren regionalen Beziehungssystemen ; mit denen sie ein jeweils begrenztes Maß an Gemeinsamkeiten aufweist ; was das politische System ; die ethnischen ; sprachlichen und historischen Identitäten bzw. Wurzeln sowie die religiöse Verortung betrifft. Diese Gemeinsamkeiten determinieren die türkische Außenpolitik in mehreren Hinsichten mit ; so dass ein rein von der Akteursebene abstrahierender Analyseansatz weniger geeignet erscheint. Das Analysemodell des Strukturalen Realismus erscheint bzw. erschien hingegen besser geeignet zur Erklärung und Prognose von Handlungsmustern in der bipolaren Konstellation des Ost-West-Konflikts und in der multipolaren Konstellation des europäischen Zeitalters der Nationalstaaten zwischen dem Westfälischen Frieden und dem Zweiten Weltkrieg. Das Modell geht von gegeneinander abgeschlossenen Staaten aus ; die quasi-mechanistisch miteinander interagieren. Die Staaten sind darin souverän und autonom ; auch in dem sie sich wechselseitig nur wenig beeinflussen. Sie kalkulieren ihre Schritte strikt gemäß ihrer militärischen Ressourcen und ihrer Erkenntnisse über die Absichten des Gegners.
Im Zuge dieser Forschungsarbeit soll untersucht werden, inwiefern der enorme Ausbau von Wasserkraftwerken in der Türkei die zwischenstaatlichen Beziehungen im Dreiländereck (Türkei, Irak, Syrien) beeinflusst hat. Die Forschungsfrage dieser Masterarbeit lautet daher: Hat die Durchführung des Südostanatolien-Projektes das Konfliktpotenzial der Türkei mit den Nachbarstaaten Irak und Syrien verstärkt?Um diese Forschungsfrage zu beantworten, werden die Konflikttheorien des offensiven Neorealismus von J. J. Mearsheimer sowie der human needs theory von J. Burton auf das Fallbeispiel angewandt.Die Ausführungen in dieser Forschungsarbeit können als Beweis dafür angeführt werden, dass ein Zusammenhang zwischen der Durchführung des Südostanatolien-Projektes und der Konflikthäufigkeit im Dreiländereck besteht.Das Südostanatolien-Projekt sollte bei Konfliktanalysen bezüglich dieser Region daher zukünftig als potenzieller Auslöser von (trans-)nationalen Auseinandersetzungen berücksichtigt werden. Das Verständnis über bisher kaum berücksichtigte Konfliktursachen im Dreiländereck, ermöglicht es den Entscheidungsträgern, präzisere Lösungsmodelle zu entwickeln, um langfristigen Frieden in der Region zu erreichen. ; In the course of this research work, it will be investigated to what extent the enormous expansion of hydropower plants in Turkey has influenced the interstate relations in the tri-border region (Turkey, Iraq, Syria). Therefore, the research question of this master thesis is: Has the implementation of the Southeast Anatolia project increased Turkey's potential for conflict with their neighbors Iraq and Syria?To answer this research question, the conflict theories of offensive neorealism by J. J. Mearsheimer and human needs theory by J. Burton are applied to the case study.The explanations in this research paper can be cited as evidence that there is a relationship between the implementation of the Southeast Anatolia Project and the frequency of conflict in the tri-border area.The Southeast Anatolia Project should therefore be considered as a potential trigger of (trans)national disputes in conflict analyses regarding this region in the future. Understanding the causes of conflict in the tri-border region, which have hardly been considered so far, will enable decision-makers to develop more precise solution models in order to achieve long-term peace in the region. ; Arbeit an der Bibliothek noch nicht eingelangt - Daten nicht geprüft ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2020 ; (VLID)5805903
Der Verfasser beschäftigt sich mit der Herausbildung der bundesdeutschen Außenpolitik im Spannungsverhältnis zwischen Deutschlandpolitik und deutscher Politik gegenüber den vier Sieger- und Besatzungsmächten. Behandelt werden die bilateralen Beziehungen der Bundesrepublik zu den USA, zu Frankreich und zur UdSSR. Darüberhinaus wird die Rolle der Bundesrepublik als internationaler Akteur gewürdigt. Der Verfasser zieht eine positive Bilanz der Deutschlandpolitik der Westmächte. Ebenso positiv wertet er die Versuche der Bundesrepublik, ihre nationalen Interessen über eine kooperationsbereite Außenpolitik im Rahmen übernationaler Einrichtungen zu verfolgen. (ICE)
In dem Beitrag wird gezeigt, daß Stabilität als Ziel der Außenpolitik immer eine Vorstellung von inner- und zwischenstaatlicher Ordnung impliziert und daher nicht wertfrei definiert werden kann. Außenpolitik und internationale Politik werden als Idealtypen transnationaler Politik dargestellt. Die historischen Voraussetzungen für transnationale Politik werden skizziert. Am Beispiel der Stabilitätspolitik der BRD im Ost-West-Verhältnis wird Stabilität ausdifferenziert in die Unterziele (1) Kriegsverhinderung, (2) Verhinderung von Repression bei der Durchsetzung von Menschenrechten, (3) Demokratieerhaltung, (4) Verhinderung von Rezessionseinbrüchen, (5) Sicherheit vor Terrorismus, (6) Verhinderung ökologischer Einbrüche bzw. Wiederherstellung von ökologischen Gleichgewichten. Der Prozeß der Infragestellung der Abschreckung und der Strategie der flexiblen Erwiderung wird als Ergebnis transnationaler Politik dargestellt und zeigt die Abkehr von der internationalen Politik. Insgesamt wird festgestellt, daß Stabilitätspolitik unter den Bedingungen transnationaler Politik zunehmend nur noch in transnationalen Interaktionsmustern realisierbar ist. (RW)
Die EU hat im letzten Jahrzehnt ihren außenpolitischen Handlungsrahmen und das zugehörige Instrumentarium erheblich erweitert. Das schlägt sich heute in einem vielfältigen Netzwerk von interregionalen Beziehungen und "strategischen Partnerschaften" zu wichtigen Weltregionen und Drittstaaten nieder.Im vorliegenden Band untersuchen zwölf ausgewiesene Experten, wie die Union ihre Handelsbeziehungen und politischen Dialoge mit Afrika und Brasilien ausbaut, zugleich aber ihre Partnerschaft mit Kanada oder Japan "brachliegen" lässt. Welche außenpolitischen Motive verfolgt die EU dabei? Was für ein außenpolitisches Selbstverständnis liegt den Beziehungen zugrunde?Der Band ist eine fundierte Bestandsaufnahme der Außenbeziehungen der Union jenseits ihrer unmittelbaren Nachbarschaft und gibt Anregungen zur weiteren Analyse der EU-Außenpolitik. Das Buch hilft, die Vielfalt der täglichen Informationsflut zum globalen Akteur EU in breitere Zusammenhänge einzuordnen und trägt zum besseren Verständnis des Geschehens "in Brüssel" bei
Where Greece controls foreign policy under the new Tsipras government? The criticism of Greece on the further intensification of EU economic sanctions against Russia in the context of Ukraine crisis raises the question of whether Greece intends to leave 'the West'. The author denies this and refers to the geopolitical importance of the country in the eastern Mediterranean. Adapted from the source document.