Frauenpolitik im Austrofaschismus
In: "Austrofaschismus": Beiträge über Politik, Ökonomie und Kultur 1934-1938, S. 317-343
In dieser Studie sollen die Frauenideologie des Austrofaschismus, die Organisationsstruktur der katholischen Frauenvereinigungen, sowie einige frauenpolitische Maßnahmen der Regierung untersucht werden. Als eine Schwierigkeit der österreichischen Frauengeschichtsforschung wird die schwer zu erfassende Verknüpfung von Katholizismus, Faschismus und Frauenfragen bezeichnet. Es wird festgestellt, daß der Austrofaschismus im Gegensatz zum Nationalsozialismus keine flexible, den wirtschaftlichen Verhältnissen angepaßte Frauenideologie entwickelte, sondern auf das alte Frauenbild der aufopfernd tätigen Hausfrau und Mutter festgelegt war. Es wird geschildert, wie der Staat versuchte, die traditionellen bürgerlich-liberalen und katholischen Frauenvereine, teilweise mit Hilfe der Amtskirche, zu einer faschistischen Einheitsorganisation zu verschmelzen. Die katholische Frauenbewegung wird als von der Ambivalenz von Antimodernismus und Kampf für die staatsbürgerliche Gleichberechtigung der Frau geprägt bezeichnet. Insgesamt wird die ohnmächtige Situation, in der sich die Frauenbewegung befunden habe, sowohl auf die extrem frauenfeindliche Politik des Regimes als auch auf Zerfallserscheinungen innerhalb der Frauenbewegung selbst zurückgeführt. (HS)