Die Forschung zu Flüchtlingen und Bürgerkriegen untersucht erzwungene Migration im Kontext politischer Gewalt und stellt die komplexe Beziehung von Migration und Konflikten in den Mittelpunkt. Bürgerkriege rufen massive Bevölkerungsverschiebungen hervor, die häufig dauerhafte Auswirkungen auf die Ökonomie, die öffentliche Gesundheitspflege und die sozialen Beziehungen haben - bei den Flüchtlingen selbst sowie in den Herkunfts- und Aufnahmeländern. Der Beitrag behandelt in diesem Zusammenhang drei grundlegende Aspekte: die Ursachen erzwungener Migration, die Auswirkungen erzwungener Migration und die Antworten der Politik auf erzwungene Migration. (ICE2)
In vielen Bürgerkriegen gibt es Bemühungen, die Beteiligten zu einem einvernehmlichen Ende der Gewalt zu bewegen. Oft ziehen sich Friedensverhandlungen über zahlreiche Runden, bis ein Kriegsende ausgehandelt ist, und in einem Großteil der Fälle scheitern sie ganz. Thorsten Gromes gibt im einen Überblick über unterschiedliche Hürden auf dem Weg zu Friedensschlüssen. Diese veranschaulicht er am Beispiel der Kriege bei und nach dem Zerfall Jugoslawiens. Die beschriebenen Hindernisse erschweren auch in aktuellen Kriegen einen Friedensschluss.
Der Beitrag rekonstruiert die Dynamik von zwei Bürgerkriegstypen: Bürgerkriege mit sozialrevolutionärem und solche mit ethnischem Konflikthintergrund. Die Beispiele für erste sind dem lateinamerikanischen Raum entnommen: die Mexikanische Revolution von 1910-1920 und die Bürgerkriege in Kolumbien (von 1948 mit Unterbrechung bis zur Gegenwart) und in Peru (1980-1990). Das Fallmaterial für die ethnisch motivierte Konflikte stammt aus dem europäischen und nahöstlichen Raum: der libanesische Konflikt (1975-1990), der nordirische Konflikt (1969 bis in die Gegenwart) und die Auseinandersetzungen in Bosnien-Herzegowina (1992 bis 1995). Die Analyse führt zu zwei Schlußfolgerungen: Gewaltanwendung ist nicht nur staatlich-politisch eingebunden, sondern wird noch von zwei weiteren Formen relativ dauerhaft reguliert und organisiert: Anbindung an den Markt (Kommerzialisierung) und kultisch-ideologische Überhöhung (Sakralisierung). (ICA)
Gegenstand der Studie sind Bürgerkriege im Europa der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Autor vergleicht bürgerkriegsähnliche Erscheinungen und mutmaßliche Folgen der damit verbundenen politischen Gewalt am Beispiel von Österreich, Spanien und Griechenland. Diese drei Beispiele werden zudem mit dem besonders verlustreichen Bürgerkrieg in Russland verglichen. Dieses Quartum comparandum erweitert den Blick für allgemeine Schlüssigkeit, der sonst womöglich in der Partikularität der kleinen Auswahl verloren gehen kann. Eine im Anhang des Beitrags befindliche Tabelle bietet eine zusammenschauende Übersicht der relevanten Faktoren. In allenuntersuchten Fällen werden relativ ähnliche Gegner identifiziert und die Spaltung verläuft zwischen links und rechts. Auf der einen Seite handelt es sich hauptsächlich um sozialistische Bewegungen und ihre Anhänger und Verbündeten, Industriearbeiter und ihre Gewerkschaften, auch Landarbeiter und landlose Bauern, modernisierende Intellektuelle und Künstler, vielleicht die säkulare Moderne selbst. (ICB2)
Die Verfasserin gibt einen detaillierten Überblick über den Darfur-Konflikt. In Darfur, der Westprovinz des Sudan, werden seit Jahrzehnten Konflikte aus ethnischen und religiösen, politischen und ökonomischen Gründen von unterschiedlichen Interessenten instrumentalisiert. Dürrekatastrophen und Hungersnöte bilden den Hintergrund von Massengewalt in Form eines Bürgerkrieges mit genozidalen Zügen. Der Dauerkonflikt forderte Todesopfer in unbekannter Dimension. Die Schätzungen reichen von 70000 bis zu einer halben Million; die Ursachen - Krankheiten, Hunger, Gewalt - sind nicht mit Sicherheit voneinander zu trennen. US-amerikanische Organisationen starteten eine Kampagne "Save Darfur", die von der Tatsache eines Völkermords ausgeht und dem moralischen Postulat folgt, die Indolenz der Weltöffentlichkeit, wie sie beim Genozid in Ruanda zu beklagen war, dürfe sich unter keinen Umständen wiederholen. Die Kampagne nahm 2005 ihren Ausgang von einer Veranstaltung des US Holocaust Memorial Museums und hat damit eine ethische Position, die kaum Widerspruch zulässt und hohe Medienpräsenz garantiert. Ein beträchtlicher Teil der Darfurflüchtlinge leben als Binnenflüchtlinge in Lagern in Darfur. Der Konflikt dauert bis heute an. (ICE2)
In vielen Bürgerkriegen gibt es Bemühungen, die Beteiligten zu einem einvernehmlichen Ende der Gewalt zu bewegen. Oft ziehen sich Friedensverhandlungen über zahlreiche Runden, bis ein Kriegsende ausgehandelt ist, und in einem Großteil der Fälle scheitern sie ganz. Thorsten Gromes gibt im einen Überblick über unterschiedliche Hürden auf dem Weg zu Friedensschlüssen. Diese veranschaulicht er am Beispiel der Kriege bei und nach dem Zerfall Jugoslawiens. Die beschriebenen Hindernisse erschweren auch in aktuellen Kriegen einen Friedensschluss.
Zu den wichtigsten Akteuren, die speziell im Süden Somalias agieren, gehört die islamistische Miliz Al Shabaab. Ursprünglich war Al Shabaab eine kleine Terrorzelle. Sie wurde um 2003 von militanten Islamisten während des verdeckten "Krieges gegen den Terror" gegründet, den die amerikanische und äthiopische Regierung ab 2002 in Somalia führten. Die USA und Äthiopien bezahlten Warlords und ihre Kämpfer dafür, somalische und ausländische Terrorverdächtige in Mogadischu ausfindig zu machen und zu eliminieren. Dies brachte die lokale Bevölkerung gegen das externe Eingreifen auf und steigerte die Popularität der Islamisten, die schon seit Mitte der 90er Jahre im Land aktiv waren. Sie bauten Schulen und Waisenhäuser und sorgten vor Ort mittels der Scharia-Gerichtsbarkeit für "Ruhe und Ordnung", was ihnen Akzeptanz in der Bevölkerung einbrachte. Anfangs war nur eine Minderheit der Islamisten gewaltbereit; aber diese Minderheit konnte die externen Antiterrormaßnahmen für ihre Sache nutzen. Ab Anfang 2006 trat Al Shabaab offiziell als Jugendorganisation der "Union islamischer Gerichte" (UIC) auf. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von Scharia-Gerichtshöfen gegen ein Bündnis von Warlords, das von den USA finanziert wurde. Die UIC besiegte die Warlords und bedrohte bald die von Äthiopien protegierte und international anerkannte, im Land selbst aber nicht legitimierte Übergangsregierung Somalias. Ob der mögliche militärische Sieg über Al Shabaab schon eine wirkliche Wende für Somalia bedeutet, ist nach 20 Jahren Staatslosigkeit und Bürgerkrieg fraglich. Die föderale Übergangsregierung hat sich seit ihrem Bestehen noch nicht als fähiger Akteur erwiesen. Die westlichen Staaten haben sich in kurzfristige Interventionsmaßnahmen gegen die Terroristen und die Piraten verrannt und intervenieren nun gegen den Hunger, ohne ein wirkliches Konzept zu haben. (ICF2)
Wir untersuchen die Ursachen von Bürgerkriegen wobei wir einen neuen Datensatz verwenden, der die Jahre 1960 bis 1999 umfasst. Dabei testen wir zwei Theorien: Einerseits können Bürgerkriege durch atypische Möglichkeiten erklärt werden, z.B. durch gute Finanzierungsmöglichkeiten der Rebellen und niedrige Kosten der Rekrutierung. Andererseits werden häufig Leidensfaktoren, z.B. politische Unterdrückung, Ungleichverteilung sowie ethnischer und religiöser Hass, als Ursachen von Bürgerkriegen zitiert. Unsere empirischen Ergebnisse zeigen, dass die Theorie der atypischen Möglichkeiten einen besseren Erklärungsansatz bietet als die Leid-Theorie. Reichtum an natürlichen Ressourcen und eine große Diaspora, definiert als der Anteil der Bevölkerung der im Ausland lebt, erhöhen das Bürgerkriegsrisiko erheblich, denn beide Faktoren erleichtern die Finanzierung einer Rebellion. Entgegen der häufig vertretenen Meinung, dass ethnische und religiöse Diversität das Bürgerkriegsrisiko erhöht, kommen wir zu dem Ergebnis, dass ein hoher Grad an Diversität dieses Risiko verringert, da es schwieriger ist, eine Rebellenorganisation aufzubauen. Unsere Ergebnisse sind robust in Hinsicht auf Ausreißer, alternative Variablendefinitionen und Variationen in der Schätzmethode.