Neoliberalismus, Transformation und bürgerliche Gesellschaft
In: Zusammenbruch des Sowjetsystems: Herausforderung für die Soziologie, S. 61-80
Warum entwickelt gerade der Neoliberalismus seit 1989 in den postsozialistischen Ländern eine solche Anziehungskraft? Ist die Gesellschaftstheorie, die er bietet, imstande, die soziale Realität so zu analysieren, daß ein adäquates Gesellschaftsbild entsteht, daß zum Verständnis der Sozialstruktur moderner europäischer Gesellschaften beiträgt? Ausgehend von diesen beiden Fragen skizziert der Autor die Transformation planwirtschaftlicher Wirtschaftsstrukturen in marktwirtschaftliche zu Beginn als radikalen Ökonomismus, der sich nahtlos in das in dieser Sicht sehr ähnliche marxistische Denken einfügte. Der Neoliberalismus allein kann das Funktionieren moderner Marktgesellschaften nicht begründen, weil es eines starken Staates bedarf, der die "Abhängigen" in den Konflikten des Marktprozesses gegen die "Unabhängigen" schützt. Dies nicht nur mit den Mitteln des Rechtsstaates, sondern auch mit Maßnahmen der Sozialpolitik. Dies erkläre auch die postkommunistische Entwicklung, die durch eine wachsende Distanz zum Neoliberalismus und den Ruf nach sozialstaatlichen Maßnahmen charakterisiert sei. (rk)