Bezogen auf die Schule der schottischen Moralphilosophie wird die Frage diskutiert, ob die bürgerliche Gesellschaft und ihr Wirtschaftssystem dem sozialen Beziehungstyp »Freundschaft« förderlich sind. Eine im wesentlichen auf Adam Smith konzentrierte Rezeption läßt die Vergleichgültigung in den interessebestimmten Beziehungen der modernen Gesellschaft gleichsam als Voraussetzung zweckfreier Freundschaft erscheinen, deren besonderer Status erst vor dem Hintergrund verbreiteter Indifferenz erkennbar wird. Andere Autoren wie Kames oder Miliar betonen dagegen stärker den »imperialen Charakter« der wirtschaftlichen Gesinnung. Freundschaftsföhigkeit wäre demnach eine in der bürgerlichen Gesellschaft eher unwahrscheinliche Tugend.
Einführung -- 1. Kapitel Thomas Hobbes und die Eigentumsmarktgesellschaft -- Komponenten zur Sozialgeschichte 20 — Hobbes' Marktmodell 25 — Vom Naturzustand 28 — Zur Staatsmacht 30 — Der Souverän 33 -- 2. Kapitel John Locke und die englische "Klassengesellschaft" -- Komponenten zur Sozialgeschichte 39 — Naturzustand und Eigentumstheorie 41 — Der Staat und die Klassengesellschaft 49 -- 3. Kapitel Jean-Jacques Rousseau vor der Französischen Revolution -- Komponenten zur Sozialgeschichte 59 — Entfremdung und die gesellschaftliche Ungleichheit 62 — Der Contrat Social 66 — Über den Gemeinwillen und den Gesetzgeber 69 — Grundlagen der Rousseauschen Republik 75 -- 4. Kapitel Karl Marx und Friedrich Engels — Die kapitalistische Gesellschaftsformation -- Bürgerliche Gesellschaft und Emanzipation 84 — Privateigentum und Entfremdung 90 — Die Klassenkämpfe in Frankreich 95 — Zur materialistischen Geschichtsauffassung 104 — Die Tauschgesellschaft 111 -- 5. Kapitel Max Weber und die "verspätete Nation" Deutschland -- Komponenten zur Sozialgeschichte 122 — Vom Geist des Kapitalismus 127 — Die imperialistische Machtpolitik 132 — Bürokratie und die "plebiszitäre Führerdemokratie" 137 -- 6. Kapitel Robert Michels und der italienische Faschismus -- Komponenten zur Sozialgeschichte 147 — Michels und die Transformation der Demokratie 152 — Das Mussolini-Regime 157 -- 7. Kapitel Max Horkheimer und Theodor W. Adorno — Die bürgerliche Gesellschaft als Denkmodell -- Komponenten zur Sozialgeschichte 168 — Horkheimer und die Kritische Theorie 173 — Kritik der instrumentellen Vernunft und Dialektik der Aufklärung 179 — Spätkapitalismus und Negative Dialektik 184 -- Anmerkungen -- Literaturhinweise -- Über den Verfasser.
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Die bürgerliche Gesellschaft und das bürgerliche Selbstverständnis stehen am Ende einer langen Entwicklung - beginnend mit der Überwindung der ständischfeudalen Strukturen, geprägt durch die Kommerzialisierung der Landwirtschaft vom 17. Jahrhundert an, den (Früh-)Kapitalismus, den zunehmenden Handel und schließlich geformt durch die Industrialisierung. Der Gesamtverständnishorizont der bürgerlichen Welt spiegelt sich in der Literatur in positiver wie auch negativer Weise und wird anhand der wichtigsten Theoretiker in diesem Band dargestellt, bezogen auf ihre Konstituierung (Thomas Hobbes) bis
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Der Begriff der Revolution von oben signalisiert eine begrenzte, aber qualitativ einschneidende Systemveränderung zur Abwehr eines weitergehenden Umsturzes der politischen, sozialen und/oder wirtschaftlichen Machtstruktur, d.h. zur Wahrung der bestehenden Herrschaftsverhältnisse. Für das Verständnis der Deutschen Geschichte und den sich im 19. Jahrhundert vollziehenden Strukturwandel von einer ständisch verfaßten Agrarwirtschaft in einen kapitalistischen Industriestaat ist dieses Deutungsmuster relevant, da das Ausbleiben siegreicher, von den unterprivilegierten Klassen getragener Revolutionen auf andere Weise und im Sinne der etablierten Herrschaftsträger kompensiert werden mußte. Die Geschichte Preussens bzw. des Deutschen Reiches weist mehrere, von den tragenden politischen Kräften initiierte revolutionäre Einschnitte auf: die preussische Reformgesetzgebung von 1807-1820, die Niederlage der bürgerlichen Revolution von 1848 und schließlich die gewaltsame Herstellung der deutschen Einheit durch die Politik Bismarcks 1866-1871. Weg, Mittel, Ziel und Träger dieser Revolutionen von oben waren jeweils grundverschieden und vor allem im Falle der Reichsgründung kann ihre Qualität als modernisierende Anpassung an die wirtschaftliche Entwicklung bezweifelt werden. Demgegenüber steht die Reformgesetzgebung von 1807-1820, die eine umfassende Reorganisation von Staat und Gesellschaft proklamiert, in einem engen Zusammenhang mit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Modernisierung. Die Reformgesetze Stein/Hardenbergs enthalten die Niederlassungsfreiheit, die Herstellung kapitalistischer Eigentumsverhältnisse, Dispositionsfreiheit über den Boden im Agrarsektor, Gewerbefreiheit und Steuerreform. Die Formierung der Bürokratie als eigenständige Klasse und ihr politischer Herrschaftsanspruch haben schon während der Reformzeit zu einer Abschwächung der Bereitschaft zu politischen Reformen geführt. Das Erstarken konservativer Kräfte in ihr und das Fehlen parlamentarischer Kontrolle haben die Einleitung einer Demokratisierung immer mehr behindert. Der in der Zeit der liberalen Reformbürokratie installierte Herrschaftsapparat blieb auch in den Händen politisch reaktionärer Kräfte funktionsfähig. Gefördert durch die Eigengesetzlichkeit der bürokratischen Herrschaftsmechanismen entstand ein spezifisch bürokratischer Konservatismus, der nahezu ungehindert wirken konnte. (HH)
[Der Beitrag betreibt eine] bildungstheoretische Bestimmung von Subjektivität und Subjektivierungsprozessen anhand der Differenz der Mythologien von Odysseus und Antigone. [Zudem erfolgt eine] Diskussion der Zwecke von Bildung in der bürgerlichen Gesellschaft und der neoliberalen Konfiguration.
Der Verfasser stellt das liberale Modell der Öffentlichkeit dar und untersucht den sozialen Strukturwandel der Öffentlichkeit. Mit den großen Kodifikationen des bürgerlichen Rechts wird ein Normsystem entwickelt, das eine von ständischen wie von staatlichen Auflagen freie private Sphäre und einen tendenziell liberalisierten Markt sichert. Der bürgerliche Rechtsstaat etabliert die politisch fungierende Öffentlichkeit als Staatsorgan, um den Zusammenhang von Gesetz und öffentlicher Meinung institutionell zu sichern. Erst die Dialektik einer mit fortschreitender Verstaatlichung der Gesellschaft sich gleichzeitig durchsetzenden Vergesellschaftung des Staates zerstört allmählich die Basis der bürgerlichen Gesellschaft - die Trennung von Staat und Gesellschaft. Der Zerfall der Öffentlichkeit, den der Autor am Wandel ihrer politischen Funktionen nachweist, ist in dem strukturellen Wandel des Verhältnisses von öffentlicher Sphäre und privatem Bereich überhaupt begründet. Es entsteht eine repolitisierte Sozialsphäre, die sich weder soziologisch noch juristisch unter Kategorien des Öffentlichen oder Privaten subsumieren läßt. (KS)