Berufsbezeichnungen in historischer Quellenliteratur sollten nach präzisen und eindeutigen Ordnungskriterien klassifiziert werden. Dabei darf eine einzelne Berufsklasse weder zu umfangreich sein, noch sollte sie sich mit anderen überschneiden. In diesem Beitrag wird gezeigt, wie auf der Basis zahlreicher britischer Sozialstudien des 19. Jahrhunderts ein mehrdimensionales Klassifikationsraster für Berufe entwickelt wurde, das in seinem logischen Aufbau nicht nur der Berufsstruktur der britischen Städte des 19. Jahrhunderts angemessen ist, sondern auch darüberhinaus Anwendbarkeit beanspruchen kann. (IAB)
In: Swiss political science review: SPSR = Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft : SZPW = Revue suisse de science politique : RSSP, Band 2, Heft 2, S. 1-39
ZusammenfassungDie bestehende Ständemehrregelung, die bei gewissen Abstimmungen neben der Mehrheit der Stimmenden auch die Mehrheit der Kantone verlangt, weist heute sowohl Legitimitäts‐ als auch Effektivitätsdefizite auf. Ein erster Grund dafür liegt im einseitigen Minderheitenschutz des Ständemehrs, weil es nur die kleinen und mittleren Kantone der Deutschschweiz und im speziellen die Inner‐ und Ostschweizer Landkantone schützt, hingegen die Romandie und die urbanen Zentren benachteiligt. Ein zweiter Grund sind die innovationshemmenden Wirkungen, welche das Doppelmehrerfordernis auf das politische System ausübt. Die bestehenden Reformvorschläge sind zwar wirkungsvoll, führen aber mit der Einführung neuer Mehrheitsregeln entweder zur faktischen Ausserkraftsetzung des Ständemehrs oder verletzen mit der Gewichtung der Standesstimmen das zentrale Föderalismusprinzip der egalitären Behandlung der Kantone. Als Alternative wird abschliessend der Vorschlag eines ergänzenden "qualifizierten Volksmehrs" vorgestellt, welches zur Anwendung kommt, wenn sich eine eindeutige Mehrheit der Stimmenden für eine Vorlage ausspricht.
"Mit dem Wechsel von Zentralwirtschaft zu Marktwirtschaft mussten Gewerkschaften in osteuropäischen Ländern entscheiden, wie sie sich in den industriellen Beziehungen positionieren. Dieses Working Paper fragt, ob und warum Gewerkschaften sich strategisch für ein kooperationsorientiertes oder konfliktorientiertes Verhalten gegenüber den Arbeitgebern entschieden haben. Gegenstand der Untersuchung sind dabei die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften auf nationaler, sektoraler und Unternehmensebene in Rumänien. Konflikthafte und kooperative Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften entwickelten sich nach 1989 parallel zueinander, mit einer höheren Tendenz zur Kooperation. Die Studie zeigt, dass nicht nur ein ideologisches Erbe und überkommene Institutionen, sondern auch die anfangs entschiedene Teilnahme an der makroökonomischen Transformation für die Entscheidung der Gewerkschaften zur Kooperation mit den Arbeitgebern ausschlaggebend waren. Die weit verbreitete Ansicht, dass Gewerkschaften in Osteuropa schwach sind, wird bestätigt. Gleichzeitig wird jedoch gezeigt, dass sie es in der Hand haben, ihre eigene Zukunft offensiv zu gestalten, vorausgesetzt, es gelingt ihnen, ihre Mitglieder zu mobilisieren. Darüber hinaus müssen Gewerkschaftsführungen fähig und willig sein, sowohl Konflikt als auch Kooperation in ihren Beziehungen zu den Arbeitgebern nutzen können. Der Vergleich der Ergebnisse aus Rumänien mit anderen osteuropäischen Ländern spiegelt den Stand der Transformation in Rumänien wider und zeichnet ebenso einen erweiterten Anwendungsbereich des der Studie zugrunde liegenden theoretischen Ansatzes." [Autorenreferat]
In: Veröffentlichung / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Sozialer Wandel, Institutionen und Vermittlungsprozesse, Abteilung Sozialstruktur und Sozialberichterstattung, Band 00-402
"The question asked in this paper is whether modern societies enable the individual to lead a happier life. It was hoped during the Age of the Enlightenment that rationally designed social conditions would lead in the future to greater prosperity, more security and increased happiness for all. Only a little of this optimism has survived into the twentieth century. In their studies on anomie, sociologists such as Durkheim, Merton and Sennett have drawn attention to the darker sides of progress. Current theories of anomie - explicit social critiques - entirely ignore the successes of modernity and discuss only its crises. In these theories, anomie is described as a structural feature of modern societies, whose destructive consequences are manifested by growing alienation, increasing social isolation and rising suicidality. Empirical analyses of data from Germany show, however, that these theses diverge from the reality. Despite rapid processes of modernisation, anomic patterns of perception and behaviour have not become more widespread over the last 20 years on the contrary, in some areas anomie has decreased significantly. Proceeding from this insight, this article proposes a correction of those models of anomie that are blind to progress. The crises of modernity are confronted with its successes, which have helped considerably to reduce anomic reactions and to stabilise subjective well-being at a high level. Finally, the article points out that this is not a stable equilibrium, rather that temporal and structural imbalances may occur in the course of modernisation processes, whose magnitudes may, however, be curbed - albeit not entirely or in every respect." (author's abstract)
Ethnographie ist einer der ältesten Ansätze der qualitativen Sozialforschung. Als Forschungsmethodologie zielt sie insbesondere auf die Untersuchung von (Sub-) Kulturen, und sie wird vor allem in anthropologischen und ethnologischen Studien verwandt. Ian Hodgson diskutiert in seinem Beitrag, wie ethnographische Verfahren auch im Bereich der Gesundheitswissenschaften, und spezieller im Rahmen der HIV-Forschung, angewandt werden können. Es werden Möglichkeiten gezeigt, mittels ethnographischer Verfahren Zugang zur kulturellen Wahrnehmung von Gesundheit und Krankheit zu gewinnen und zu Konzepten, Einstellungen und Handlungsweisen der in den Gesundheitswissenschaften tätigen Professionellen.
Die Debatte über die Rentenreform in Deutschland steht seit mehreren Jahren im Zeichen der Generationengerechtigkeit. Dabei spielt die Rentenanpassungsformel eine entscheidende Rolle für die langfristige finanzielle Lage der gesetzlichen Rentenversicherung sowie für die Lastenverteilung zwischen den Generationen. Aufgrund eines "kommutativen" Ansatzes der Generationengerechtigkeit und angesichts der höheren Rendite, die der privaten kapitalgedeckten Altersvorsorge zugeschrieben wird, ist die betriebene Rentenanpassungspolitik so konzipiert worden, dass nur eine Senkung des Rentenniveaus innerhalb der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) einen Beitrag zur Generationengerechtigkeit zu leisten vermag. Hauptanliegen dieses Artikels ist es, die Grundlage und die Auswirkungen dieser in Deutschland vorherrschenden These zu prüfen und ein alternatives Verständnis der Generationengerechtigkeit und ihrer Folgen für die Rentenanpassungspolitik vorzustellen.