ZusammenfassungDieser Essay geht zwei Fragen nach: Haben die Protestbewegungen der letzten Jahrzehnte zu einer Demokratisierung der bundesrepublikanischen Gesellschaft beigetragen? Sind Protestgruppen und soziale Bewegungen in ihren internen Strukturen und Kommunikationsformen demokratischer geworden? Die Antwort auf die erste Frage fällt skeptisch aus. Deutlich positiver ist für progressive soziale Bewegungen die Bilanz im Hinblick auf die zweite Frage.
Roland Ris untersucht in dem Beitrag die Veränderbarkeit von Sprache und deren Funktion im Kontext gesellschaftlichen und sozialen Wandels. Auf der Grundlage einer Vielzahl linguistischer Beispiele verdeutlicht und belegt er seine Überlegungen, die mit der Beschreibung des Sprachgebrauchs der Berner Pfadfinder-Jugend der fünfziger Jahre, der Studentenbewegung der sechziger und der Alternativbewegung der siebziger Jahre eingeleitet werden. Diese gesellschaftlichen Gruppierungen und Erscheinungen bewertet Ris als Beispiele nichtisolierter, gesellschaftlich wirksam werdender und verändernder sprachlicher Bewegungen, auf die die gesamte Sprachgemeinschaft durch Übernahme des oder Angrenzung vom gruppenspezifischen Sprachgebrauchs reagierte. Es folgen Gedanken bzgl. der sprachlichen Auswirkungen bewußter sozialer Isolation einzelner "Szenen" mit ihren, speziellen, Gruppenidentität stiftenden sprachlichen Codierungen, und der durch sprachimmanente Bewertungsmaßstäbe gegebenen Rehabilitations- und Diskriminierungspotentiale. Der Beitrag endet mit Ausführungen zum Thema "sexistische Diskriminierung in der Sprache". In diesem Zusammenhang setzt sich Ris mit dem von der feministischen Linguistik erhobenem Postulat einer konsequenten "Sexualisierung von Sprache" und den durch die bedingten semantischen und grammatikalischen Auswirkungen auseinander. Er unterbreitet eigene Vorstellungen für eine, die Diskriminierung von Frauen überwindende sprachliche Gebrauchsregelung und ergreift Partei gegen eine Uniformierung von Sprache, mit der er das Ende sprachlicher Bewegungen und damit einhergehend den Verlust einer zur äußeren und inneren Veränderung drängenden Kraft gegeben sieht. (TR)
Raum und Bewegung stehen zueinander in enger Beziehung. So wird Raum aus ruhender Position und aus der Bewegung in unterschiedlicher Weise erfasst und erlebt. Das Kompetenzzentrum für Raumforschung und Regionalentwicklung in der Region Hannover hat in seiner Ringvorlesung 2006 dieses Thema aufgegriffen. Dieser Band dokumentiert mit den verschiedenen Beiträgen die Blickwinkel und Antworten von Autoren aus unterschiedlichen Disziplinen zu dieser Themenstellung.
Dieser Essay geht zwei Fragen nach: Haben die Protestbewegungen der letzten Jahrzehnte zu einer Demokratisierung der bundesrepublikanischen Gesellschaft beigetragen? Sind Protestgruppen und soziale Bewegungen in ihren internen Strukturen und Kommunikationsformen demokratischer geworden? Vor dem Versuch einer Antwort sollen allerdings kurz einige Entwicklungen des Bewegungssektors und seiner gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen in den letzten drei Jahrzehnten skizziert werden. ; This essay aims at answering two questions: Did the protest movements contribute to a systemic democratization in the last few decades? Did protest groups and social movements become more democratic regarding their own structures and ways of communication? The answer to the first question is a skeptical one, while the answer to the second question is more positive when it comes to progressive social movements.
Ein Ziel der empirischen Studie ist die Erhebung der subjektiven Einschätzungen globalisierungskritischer AktivistInnen, inwieweit die Artikulation der "Bewegung der Bewegungen" politische Veränderungen entweder herbeiführt oder das Potential für zukünftige Änderungen in sich trägt. Bei den Befragten herrscht ein breiter Konsens, dass der Aktivismus der Bewegung bereits politische Änderungen bewirkt hat. Bei der Frage nach den Motiven für das Engagement in der Bewegung wird deutlich, dass die Aktivistinnen Vertrauen in die Veränderungspotentiale von Bottom-up-Approaches (Politik von unten) und in die Vorteile von heterogenen, offenen Organisations- und Aktivismusformen haben. Die bewirkten Veränderungen und Veränderungspotentiale werden von den Aktivistinnen aus unserer Sicht durchaus realistisch eingeschätzt: Nur ein Drittel der Befragten nimmt an, dass die "Bewegung der Bewegungen" Sozialabbau stoppen oder mehr Regeln und Grenzen für neoliberale Wirtschaftspolitik durchsetzen kann, und auch hinsichtlich der Demokratisierung von Entscheidungen auf überregionaler Ebene sind die Aktivistinnen skeptisch. Als realistischstes Ziel wird der "Aus- und Aufbau von Gegenöffentlichkeiten" eingeschätzt, gefolgt von "mehr Möglichkeiten zur Selbstbestimmung von Lebensräumen" und der "Demokratisierung von Entscheidungen auf regionaler Ebene". (ICA2)
Wie lernen soziale Bewegungen? Im Unterschied zu anderen Organisationen wie Parteien oder Gewerkschaften gibt es bei ihnen in der Regel keine feste Mitgliedschaft, keine klare Aufgabenteilung und keine verlässlichen Regeln der Entscheidungsfindung. Wie kann es ihnen dennoch gelingen, ein gemeinsames Wissen auszubilden, aus vergangenen Erfahrungen zu lernen und nachfolgende (Protest-)Generationen von diesen Erkenntnissen profitieren zu lassen?
How does the globalization-critical movement fare? After a wild success in the 1990's and the beginnings of the 21st century, the actuality of transnational topics seems to dwindle, and problems no longer urgent enough to generate mass protestations. An article divided in three themes (The current situation; Protest and radical democracy; Theory and criticism of the movement) a total of twelve written contributions. O. van Zijl
The German Third World movement combines themes from old social movements (eg, economic inclusion) & new ones (eg, ecology, women's rights) under a general banner of equality & justice. Continuity is maintained by a specific form of communication under this general banner, following a pattern of addressing issues, reproach, & protest. Examples from the 1960s to the present are discussed. Development policies have been a major area of conflict for the movement. It is able to protest to its governmental counterpart, the Ministry for Economic Cooperation & Development, & it also communicates with nongovernmental actors. 31 References. Adapted from the source document.
Frontmatter --Inhalt --Abbildungsverzeichnis --Dank --Abschnitt A: Lernmodell und Untersuchungsdesign --1 Lernprozesse von sozialen Bewegungen --2 Methode und Vorgehen --3 Fallbeispiel: Die undogmatische Linke in Hamburg --Abschnitt B: Empirische Analyse --4 Lernprozesse sozialer Bewegungen --5 »Aufs Maul, ›Genossen‹, das habt ihr verdient!« --6 »Hauptsache es knallt!« --7 »Jenseits von Eden« --8 »Auch mit edlen Ideen kann man die Welt verwüsten« --9 »Wenn am Anfang nicht das Ende steht, wird das Neue immer das Alte sein« --Abschnitt C: Schlussbemerkungen --10 Fazit: Das kollektive Lernen von sozialen Bewegungen --Literaturverzeichnis
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Der einführende Beitrag des Themenheftes skizziert Lernbewegungen der Bewegungsforschung in der Institutionentheorie und ordnet die Beiträge des Heftes innerhalb dieser Entwicklung ein. Nicht mehr "Bewegung versus Institution", sondern die "Bewegung als Institution" steht mittlerweile im Mittelpunkt der Diskussion. Diese veränderte Sicht führt zu präzisierten Fragestellungen und legt interdisziplinär angelegte Forschungen nahe. Außerdem lassen sich zukünftige Konfliktszenarien ausmachen. Verteilte Rollen in den neuen sozialen Bewegungen könnten sowohl den Umbau und die Ergänzung etablierter Institutionen als auch den Aufbau bzw. die Stabilisierung eigener Institutionen ermöglichen. Ein in den Institutionen verwurzeltes Bewegungsestablishment wird sich allerdings auf autonome und spontane Aktionsformen aus den Bewegungen selbst einstellen müssen. (pka)