Ausgehend von der ausführlichen Darstellung der Geschichte der bulgarischen Gewerkschaften im 19. und 20. Jahrhundert stellt der Verfasser des Handbuchartikels im weiteren zunächst Größe und Struktur der Gewerkschaften nach der kommunistischen Machtergreifung von 1944 dar. Danach werden Organisationsaufbau, Programmatik und die Schwerpunkte gewerkschaftlicher Tätigkeit beschrieben. Die inhaltliche Darstellung wird durch Literaturhinweise und die Anschrift des bulgarischen Gewerkschaftsbundes ergänzt. (KS)
Eine klare Trennung von Links- und Rechtsextremismus ist in Bulgarien unmöglich. Links- und rechtsextremistische Positionen koexistieren nicht selten innerhalb einer Organisation. Die Erklärung dieser Durchmischung unterscheidet sich für beide Flügel. Die schwierige sozioökonomische Lage zwingt Vertreter der äußersten Rechten, die soziale Lage in ihren Programmen und Forderungen zu berücksichtigen, was vor allem strategischen Überlegungen geschuldet ist. Im Gegensatz dazu ist der Wandlungsprozess bei den Nachfolgeorganisationen der ehemaligen kommunistischen Staatspartei in erster Linie historisch zu erklären. Die delegitimierte kommunistische Ideologie wurde in der Spätphase des Sozialismus mit stark nationalistischen Tendenzen verbunden. Der erst mit einer gewissen Verzögerung einsetzende Aufstieg extremistischer Parteien in Bulgarien hängt vor allem mit der weltweit verbreiteten Frustration über die Ergebnisse der Transformation und mit dem Vertrauensverlust in die etablierten Parteien zusammen. (ICE2)
In: Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin; Parteiensysteme in postkommunistischen Gesellschaften Osteuropas, S. 237-263
Der Autor schildert den langen Weg Bulgariens von der Befreiung von den Türken über die russische Besetzung 1876/77 bis hin zur Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. In seinem detaillierten Bericht wird auch die Verwobenheit der deutsch-bulgarischen Geschichte sichtbar. (Autorenreferat)
In dem Beitrag wird der bulgarische "Neue Wirtschaftsmechanismus" (NWM) charakterisiert und auf dem Reformspektrum zentralgeplanter Wirtschaften eingeordnet. Es wird herausgearbeitet, daß der NWM in Bulgarien als konkretes Instrumentarium zur Realisierung des sogenannten "Neuen Ökonomischen Herangehens" - im Gegensatz zu einem administrativen Herangehen - an die Realisierung der Wirtschaftspolitik der BKP aufgefaßt. Die Chronologie des NWM setzt 1977/78 an. Einige allgemeine Grundzüge werden erörtert, die folgende Bereiche betreffen: Planung, Organisationsstruktur, Finanzsystem, Löhne, Preise, Lohn- und Preisbildung, Investitionssektor, Außenhandel. Aus der Darstellung des NWM ergibt sich, daß der NWM im wesentlichen auf eine erhöhte Flexibilität des Wirtschaftssystems hinausläuft, ohne jedoch die Institution der zentralen Direktivplanung in Frage zu stellen und ohne auf ein starkes Maß an direkter zentraler Kontrolle über Preise, Löhne, Investitionen und Außenhandel zu verzichten. (KW)
Vor dem Hintergrund umfangreichen Datenmaterials analysiert der Verfasser die postsozialistische Transformation Bulgariens. Er zeigt eine Reihe von Problemen hinsichtlich der Lage der bulgarischen Gesellschaft auf, die die Situation ihrer Bürger wesentlich beeinträchtigen. Diese Probleme haben den ganzen Übergang des Landes begleitet, sind jedoch im Kontext der Verhandlungen über die Mitgliedschaft in der EU besonders aktuell geworden. Es handelt sich vor allem um den hohen Grad der gesellschaftlichen Differenzierung, den niedrigen Lebensstandard der Mehrheit der Bevölkerung sowie das Fehlen von überzeugenden Ergebnissen in der Bekämpfung der Korruption und des organisierten Verbrechens. Der Autor führt den Ursprung dieser 'Schwachstellen' auf den Beginn der Transformation zurück, als eine rasche Übertragung riesiger ökonomischer Aktiva von staatlichen in private Hände unter den Bedingungen des Fehlens eines politischen Willens für eine effektive öffentliche Kontrolle über diesen Prozess stattfand. Dies erklärt auch die Lage des Gerichtswesens, das trotz der großen Veränderungen weiterhin wenig effektiv und selbst für Korruption anfällig ist. Die Chancen Bulgariens, ein erfolgreiches Land und Mitglied der EU zu werden, hängen, so die These, in großem Ausmaß davon ab, ob es der Politik gelingen wird, mit diesen Problemen fertig zu werden und die Reformen in den problematischsten Bereichen zu einem Erfolg zu führen, insbesondere im Gerichtswesen, im Sozialbereich, im Gesundheitswesen und im Bildungswesen. (ICF2). Die Untersuchung enthält quantitative Daten. Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 1990 bis 2007.
Vor dem Hintergrund umfangreichen Datenmaterials analysiert der Verfasser die postsozialistische Transformation Bulgariens. Er zeigt eine Reihe von Problemen hinsichtlich der Lage der bulgarischen Gesellschaft auf, die die Situation ihrer Bürger wesentlich beeinträchtigen. Diese Probleme haben den ganzen Übergang des Landes begleitet, sind jedoch im Kontext der Verhandlungen über die Mitgliedschaft in der EU besonders aktuell geworden. Es handelt sich vor allem um den hohen Grad der gesellschaftlichen Differenzierung, den niedrigen Lebensstandard der Mehrheit der Bevölkerung sowie das Fehlen von überzeugenden Ergebnissen in der Bekämpfung der Korruption und des organisierten Verbrechens. Der Autor führt den Ursprung dieser 'Schwachstellen' auf den Beginn der Transformation zurück, als eine rasche Übertragung riesiger ökonomischer Aktiva von staatlichen in private Hände unter den Bedingungen des Fehlens eines politischen Willens für eine effektive öffentliche Kontrolle über diesen Prozess stattfand. Dies erklärt auch die Lage des Gerichtswesens, das trotz der großen Veränderungen weiterhin wenig effektiv und selbst für Korruption anfällig ist. Die Chancen Bulgariens, ein erfolgreiches Land und Mitglied der EU zu werden, hängen, so die These, in großem Ausmaß davon ab, ob es der Politik gelingen wird, mit diesen Problemen fertig zu werden und die Reformen in den problematischsten Bereichen zu einem Erfolg zu führen, insbesondere im Gerichtswesen, im Sozialbereich, im Gesundheitswesen und im Bildungswesen. (ICF2)
Die Verfasserin argumentiert, dass als Korrektiv zu den Defiziten des Systems der repräsentativen Demokratie die eingeführten Instrumente der direkten Demokratie vermutlich nicht ausreichen. Zu groß ist die Gefahr der Vereinnahmung und Indienstnahme durch die bereits etablierten Parteien. Hieraus wird die These abgeleitet, dass erst der Ausbau und die Stabilisierung der parlamentarischen Demokratie gute Voraussetzung für die Entwicklung der direkten Bürgerbeteiligung schaffen wird. Umgekehrt soll damit aber nicht behauptet werden, dass die Bürgerinitiativen angesichts der schwierigen politischen und sozioökonomischen Bedingungen unter allen Umständen ins Leere laufen. Im Gegenteil zeigen einzelne Fälle, dass Bürgerinitiativen durchaus Chancen haben, durch ihre kontinuierliche Arbeit längerfristig auch die Machtverhältnisse im Gemeinderat oder im nationalen Parlament zu verändern. (ICB2)