Gerechtigkeit und Demographie
In: Sozialstaat und demographischer Wandel: Herausforderungen für Arbeitsmarkt und Sozialversicherung, S. 21-41
Ob in der Renten-, Finanz- oder Familienpolitik, "Generationengerechtigkeit" stellt heute einen der wichtigsten wertgebundenen politischen Begriffe dar. Gleichwohl hat sich kein normatives Grundverständnis oder gar eine allgemein anerkannte Definition und Operationalisierung dieses Begriffs herausgebildet und nach wie vor ist höchst unklar, wie sich Generationengerechtigkeit als spezielle Gerechtigkeit zu den politischen und sozialphilosophischen Großkonzepten von Gerechtigkeit verhält. Der Beitrag befasst sich mit den gerechtigkeitspolitischen Implikationen der demographischen Debatte. Obwohl "Generationengerechtigkeit" erst auf eine kurze Begriffsgeschichte zurückblicken kann, ist der Ausdruck gegenwärtig von großer Bedeutung. Die Autoren reflektieren dabei die Positionen von August Hajek, John Rawls und Martin Walzer, um deren Verständnis von Generationengerechtigkeit herauszuarbeiten. In einem zweiten Schritt wird am Bespiel der Rentendebatte im Bundestag gezeigt, dass soziale Gerechtigkeit und Generationengerechtigkeit im Gegensatz zueinander stehen können. Gerechtigkeit - verstanden als soziale - steht heute gegen Generationengerechtigkeit. In einer normativ schlüssigeren Argumentation kommt es darauf an, Generationengerechtigkeit in eine umfassende Gerechtigkeitskonzeption einzubinden. (ICA2)