Zur geschlechtsspezifischen Struktur von Armut
In: Armut im modernen Wohlfahrtsstaat, S. 345-366
"Mit Daten der Luxembourg Income Study (LIS) wird im Vergleich zwischen (West-)Deutschland, Schweden, Kanada und den USA nachgewiesen, daß Frauen einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt sind als Männer. Schweden mag dabei die Ausnahme bilden, dagegen sind Frauen in den USA am stärksten benachteiligt. Eine verbesserte Versorgung weiblicher Alleinerziehender und der Altenhaushalte würde die geschlechtliche Ungleichheit bei Armut beträchtlich mindern und die Unterschiede zwischen den Ländern verringern. Die Staaten - durch Steuern und Transfers - und Familien - durch Einkommensumverteilung - wenden recht unterschiedliche Instrumentarien an, um Einkommensungleichheit zwischen Frauen und Männern zu mildern. In Schweden werden geschlechtsspezifische Unterschiede im Armutsrisiko hauptsächlich durch Steuern und Transfers und kaum durch Einkommensumverteilung in der Familie aufgehoben. In (West-)Deutschland ist die Armutsrate, bedingt durch Steuern und Transferleistungen, niedriger, aber eine Balance zwischen den Geschlechtern wird seit langem durch Einkommensumverteilung in der Familie erzielt. In den USA beeinflußen Steuern und Transfers das Armutsrisiko nicht, aber die Umverteilung von Einkommen im Haushalt mindert marktinduzierte Ungleichheit zwischen Frauen und Männern etwas ab. Kanada liegt zwischen (West-)Deutschland und den USA. Diese Ergebnisse stützen Esping-Andersens These, wonach kapitalistische Wohlfahrtsstaatlichkeit die Stratifizierung von Gesellschaft organisiert." (Autorenreferat)