Ereignisanalyse
In: Methoden der Politikwissenschaft: neuere qualitative und quantitative Analyseverfahren, S. 113-123
"Mit dem Begriff der 'Ereignisanalyse' werden statistische Verfahren zur Untersuchung von Zeitintervallen zwischen aufeinander folgenden Zustandswechseln beziehungsweise Ereignissen bezeichnet. Die von den Untersuchungseinheiten (z.B. Individuen, Parteien, Regierungen, Staaten) eingenommenen Zustände sind dabei abzählbar (in der Regel handelt es sich um eine begrenzte Anzahl von Zuständen), und die Ereignisse können zu beliebigen Zeitpunkten eintreten. Es handelt sich also um Methoden zur Analyse stochastischer Prozesse mit diskretem Zustandsraum und stetiger Zeit. Beispiele solcher Prozesse aus der politikwissenschaftlichen Forschung sind die Zeitdauern bis zu einem Regierungswechsel oder bis zum Wechsel einer Parteipräferenz bei Wählern oder die 'Lebensdauer' politischer Systeme. Anwendungsbeispiele in anderen Disziplinen sind Überlebenszeiten von Patienten in medizinischen Studien; die Arbeitslosigkeitsphasen in ökonomischen Untersuchungen; die Dauer von Lernprozessen in der Psychologie oder die Zeitspanne bis zum Umzug in eine andere Region bei räumlichen Mobilitätsanalysen. Die Statistik bietet heute eine große Zahl von Modellen, Ansätzen und Methoden zur Analyse von Ereignisdaten an. Sie reichen von den deskriptiven Verfahren der Sterbetafel-Methode und der Kaplan-Meier-Schätzung, über das semiparametrische Regressionsmodell von Cox, bis zu den parametrischen Verfahren mit und ohne Zeitabhängigkeiten (z.B. dem Exponential-, Piecewise-Constant-, Gompertz-(Makeham-), Weibull- oder log-logistischen Modell). In jüngster Zeit kommt den Methoden der Ereingisanalyse eine besondere Bedeutung bei der Weiterentwicklung der Kausalanalyse, der Untersuchung von parallelen und interdependenten Prozessen und der Mehrebenenanalyse zu." (Autorenreferat)