Falko Trischler zeigt anhand empirischer Analysen, dass die soziale Ungleichheit der Alterseinkunfte in Folge des Wandels der Erwerbsverlaufe und der Rentenreformmaßnahmen in den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird. Der Autor behandelt die vielfachen Zusammenhange von Erwerbsverlauf, Altersubergang und Alterssicherung sowie deren Folgewirkungen fur die Frage nach der sozialen Ungleichheit im Alter. Es ist zu befurchten, dass gerade Beschaftigte mit ohnehin bruchigen Erwerbsverlaufen und entsprechend niedrigen Rentenanwartschaften in besonderem Maße von den negativen Folgen der Rentenreformen betroffen sind.
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"In diesem Beitrag werden Erwerbsverläufe beim Übergang in den Ruhestand betrachtet. Mittels einer Sequenzmusteranalyse werden über einen Zeitraum von zehn Jahren die Erwerbsverläufe von 55-65-Jährigen quantifiziert und im Ost-West- wie auch im Geschlechtervergleich unterschiedliche Rentenübergangsmuster aufgezeigt. Die Ergebnisse zeigen ein hohes Ausmaß an Frühverrentungen und unterbrochenen Erwerbsverläufen. Insgesamt verbleibt die Hälfte der älteren Erwerbstätigen nicht bis zum regulären Rentenalter im Arbeitsmarkt. Die korrespondierenden Einkommensverläufe zeigen, dass diese erwerbsbiografische Inkonsistenz mit einer hohen Einkommensdynamik und überwiegend absteigenden Einkommensverläufen verbunden ist. Zudem kumulieren im Haushaltsverbund negative Einkommenslagen. Mit Blick auf die Anhebung der Regelaltersgrenze und die Absenkung des gesetzlichen Rentenniveaus bedeutet dies zunehmende Einkommensrisiken für zukünftige Rentnerkohorten. Somit besteht Handlungsbedarf im Hinblick auf eine Verstetigung und Verbesserung der Erwerbschancen in den Jahren vor dem Ruhestand, um prekäre Übergangsprozesse zu vermeiden und Altersarmut entgegenzuwirken." (Autorenreferat)
Auf der Grundlage des Deutschen Alterssurveys wird untersucht, wie sich die Erwerbsverläufe der Babyboomer von denen der am Ende bzw. nach dem Zweiten Weltkrieg geborenen und aufgewachsenen Geburtsjahrgänge (1944 bis 1953) unterscheiden, und diskutiert, welche Implikationen und Risiken sich aus diesen Veränderungen für die zukünftige Absicherung im Alter ergeben. Schließlich wird der Frage nachgegangen, inwieweit die voraussichtlich - aufgrund veränderter Erwerbsverläufe und der Absenkung des Sicherungsniveaus - sinkenden Alterseinkommen aus der gesetzlichen Rentenversicherung durch die private Altersvorsorge ausgeglichen werden können und welche Personengruppen vom Risiko einer mangelnden Absicherung im Alter betroffen sind. (ICE2)
Older people today find themselves in a more favourable life situation than previous generations: Many of them have a high standard of living, a high level of education and good health. In view of this potential, the question arises as to what plans and ideas older people have today about living in the "third age". What decisions do they make in their transition to retirement with regard to further employment participation, civil society involvement or family support? This volume presents current findings from the interdisciplinary study "Transitions and Old Age Potential (TOP)" by the Federal Institute for Population Research on the life plans, potentials and transitions of 55- to 70-year-olds in Germany. In addition to presenting current scientific results, the volume aims to derive recommendations for action for politicians, companies and civil society organisations - and not least for the elderly themselves.
Der Verfasser plädiert für eine Institutionalisierung der Idee des lebenslangen Lernens aus und gegen die "Frontlastigkeit" des bundesdeutschen Bildungssystems, was den Stellenwert der beruflichen Bildung angeht. Er spricht sich für eine Doppelstrategie aus, die die berufliche Bildung von Jüngeren wie Älteren gleichermaßen berücksichtigt. Die von ihm geforderte öffentliche Verantwortung für Bildung im Erwachsenenalter sieht er am besten realisiert in der Umsetzung der Vorschläge der Expertenkommission zur Finanzierung lebenslangen Lernens nach schwedischem Vorbild, wie sie auch im 5. Bundesaltenbericht aufgegriffen werden. Gezielte Maßnahmen zur Erhöhung der Beschäftigungsquote Älterer müssen aber mit einer Politik der Gleichstellung, der Humanisierung der Arbeit und der Entwicklung einer Kultur lebenslangen Lernens verbunden sein. (IAB)
Der Verfasser plädiert für eine Institutionalisierung der Idee des lebenslangen Lernens aus und gegen die "Frontlastigkeit" des bundesdeutschen Bildungssystems, was den Stellenwert der beruflichen Bildung angeht. Er spricht sich für eine Doppelstrategie aus, die die berufliche Bildung von Jüngeren wie Älteren gleichermaßen berücksichtigt. Die von ihm geforderte öffentliche Verantwortung für Bildung im Erwachsenenalter sieht er am besten realisiert in der Umsetzung der Vorschläge der Expertenkommission zur Finanzierung lebenslangen Lernens nach schwedischem Vorbild, wie sie auch im 5. Bundesaltenbericht aufgegriffen werden. Gezielte Maßnahmen zur Erhöhung der Beschäftigungsquote Älterer müssen aber mit einer Politik der Gleichstellung, der Humanisierung der Arbeit und der Entwicklung einer Kultur lebenslangen Lernens verbunden sein. Die Untersuchung enthält quantitative Daten. Forschungsmethode: anwendungsorientiert; deskriptive Studie. (IAB).
In: Comparative population studies: CPoS ; open acess journal of the Federal Institute for Population Research = Zeitschrift für Bevölkerungsforschung, Band 35, Heft 4, S. 709-738
Das 2007 verabschiedete Altersgrenzenanpassungsgesetz stellt den bisherigen Höhepunkt eines rentenpolitischen Paradigmenwechsels hin zu einem längeren Verbleib im Erwerbsleben dar und geht mit tiefgreifenden Veränderungen und Leistungseinschränkungen für die Versicherten einher. Ein abschlagsfreier Rentenbezug wird künftig für den Großteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erst mit dem Erreichen des 67. Lebensjahres möglich sein. Um Rentenkürzungen bei einem vorzeitigen Renteneintritt und damit teilweise prekäre Einkommensverhältnisse im Alter zu vermeiden, sind Arbeitgeber wie Beschäftigte vor neue Herausforderungen gestellt. Insbesondere für Frauen, die strukturell eine schwächere Position auf dem Arbeitsmarkt einnehmen, bestehen hier spezifische Unterstützungsbedarfe. Vor diesem Hintergrund wurde im Auftrag der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) vom Institut für Gerontologie an der Technischen Universität Dortmund in Kooperation mit TNS Infratest 2007 eine bundesweite repräsentative Befragung von 1.800 Arbeitnehmerinnen der Geburtsjahrgänge 1947 bis 1964 durchgeführt, die erstmals von der Anhebung der Altersgrenze ab 2012 betroffen sein werden. Neben strukturellen Daten wurden dabei die Einschätzung der derzeitigen Arbeits- und Weiterarbeitsfähigkeit bis zur Regelaltersgrenze sowie spezifische Arbeitsbedingungen bzw. -belastungen erhoben. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass mehr als 40% der befragten Arbeitnehmerinnen die Voraussetzungen, ihre derzeitige Tätigkeit bis zur für sie geltenden gesetzlichen Altersgrenze ausüben zu können, negativ beurteilen. Ursachen für eine mäßige bis schlechte individuelle Arbeitsfähigkeit und damit die Gefahr, vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden zu müssen, liegen unter anderem in arbeitsspezifischen Belastungsformen, die wiederum in bestimmten Branchen und Berufsgruppen kumulieren. Die Schaffung alter(n)sgerechter Arbeitsplätze und die Implementierung einer demografiesensiblen und lebenslauforientierten Personalpolitik in den Betrieben können einen Beitrag zur Erhaltung und Förderung der Arbeitsfähigkeit dieser Beschäftigten über den Erwerbsverlauf leisten.
Das 2007 verabschiedete Altersgrenzenanpassungsgesetz stellt den bisherigen Höhepunkt eines rentenpolitischen Paradigmenwechsels hin zu einem längeren Verbleib im Erwerbsleben dar und geht mit tiefgreifenden Veränderungen und Leistungseinschränkungen für die Versicherten einher. Ein abschlagsfreier Rentenbezug wird künftig für den Großteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erst mit dem Erreichen des 67. Lebensjahres möglich sein. Um Rentenkürzungen bei einem vorzeitigen Renteneintritt und damit teilweise prekäre Einkommensverhältnisse im Alter zu vermeiden, sind Arbeitgeber wie Beschäftigte vor neue Herausforderungen gestellt. Insbesondere für Frauen, die strukturell eine schwächere Position auf dem Arbeitsmarkt einnehmen, bestehen hier spezifische Unterstützungsbedarfe. Vor diesem Hintergrund wurde im Auftrag der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) vom Institut für Gerontologie an der Technischen Universität Dortmund in Kooperation mit TNS Infratest 2007 eine bundesweite repräsentative Befragung von 1.800 Arbeitnehmerinnen der Geburtsjahrgänge 1947 bis 1964 durchgeführt, die erstmals von der Anhebung der Altersgrenze ab 2012 betroffen sein werden. Neben strukturellen Daten wurden dabei die Einschätzung der derzeitigen Arbeits- und Weiterarbeitsfähigkeit bis zur Regelaltersgrenze sowie spezifische Arbeitsbedingungen bzw. -belastungen erhoben. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass mehr als 40 % der befragten Arbeitnehmerinnen die Voraussetzungen, ihre derzeitige Tätigkeit bis zur für sie geltenden gesetzlichen Altersgrenze ausüben zu können, negativ beurteilen. Ursachen für eine mäßige bis schlechte individuelle Arbeitsfähigkeit und damit die Gefahr, vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden zu müssen, liegen unter anderem in arbeitsspezifischen Belastungsformen, die wiederum in bestimmten Branchen und Berufsgruppen kumulieren. Die Schaffung alter(n)sgerechter Arbeitsplätze und die Implementierung einer demografi esensiblen und lebenslauforientierten Personalpolitik in den Betrieben können einen Beitrag zur Erhaltung und Förderung der Arbeitsfähigkeit dieser Beschäftigten über den Erwerbsverlauf leisten.
Die Verfasserinnen legen eine vergleichende Analyse der Rentensysteme von vier Ländern vor - Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Großbritannien. Diese Länder haben sehr unterschiedliche Rentensysteme, die zunächst vorgestellt werden. Dann werden die Auswirkungen der Rentensysteme und des jeweiligen Public-Private-Mix auf soziale Ungleichheit anhand von vier exemplarischen Biografien analysiert. Diese Biografien repräsentieren eine Brandbreite von Erwerbsverläufen von "privilegiert" über "durchschnittlich" bis zu "problematisch". Schließlich werden die Wirkungen rentenrechtlicher Regelungen der Anerkennung von Kindererziehungszeiten genauer betrachtet. Diese können dazu beitragen, soziale Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zu verringern. Derartige Regelungen spielten in der Rentenreform der vergangenen Jahre ebenfalls eine Rolle. Die vorliegende Analyse basiert auf den Ergebnissen des Forschungsprojektes "Private Pensions and Social Inclusion in Europe". (ICE2).
Die Verfasserinnen legen eine vergleichende Analyse der Rentensysteme von vier Ländern vor - Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Großbritannien. Diese Länder haben sehr unterschiedliche Rentensysteme, die zunächst vorgestellt werden. Dann werden die Auswirkungen der Rentensysteme und des jeweiligen Public-Private-Mix auf soziale Ungleichheit anhand von vier exemplarischen Biografien analysiert. Diese Biografien repräsentieren eine Brandbreite von Erwerbsverläufen von "privilegiert" über "durchschnittlich" bis zu "problematisch". Schließlich werden die Wirkungen rentenrechtlicher Regelungen der Anerkennung von Kindererziehungszeiten genauer betrachtet. Diese können dazu beitragen, soziale Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zu verringern. Derartige Regelungen spielten in der Rentenreform der vergangenen Jahre ebenfalls eine Rolle. Die vorliegende Analyse basiert auf den Ergebnissen des Forschungsprojektes "Private Pensions and Social Inclusion in Europe". (ICE2)
Die individuelle Lage im Alter resultiert aus einem Zusammenspiel von Entwicklungen und Entscheidungen im Lebenslauf mit den Institutionen und Regelungen des Wohlfahrtsstaates. Gegenwärtig durchlaufen sowohl nationale Alterssicherungssysteme als auch individuelle Erwerbsbiografien in modernen Wohlfahrtsstaaten Wandlungs- und Reformprozesse. Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Arbeit die sozio-ökonomische Lage älterer Personen in Europa mit Fokus auf das Zusammenspiel von individuellem Lebensverlauf, insbesondere Erwerbsbiografie, und institutionellen Kontextbedingungen von Wohlfahrtsstaat und Rentensystem. Die Arbeit umfasst vier empirische Studien, die auf einem gemeinsamen theoretischen Erklärungsmodell basieren, sich jedoch in Konzeption und Methode unterscheiden. Zur Anwendung kommen Mehrebenanalysen, eine Längsschnittanalyse von zwei Ländern sowie eine explorative Sequenzmusteranalyse. Das theoretische Modell bringt soziologische und sozialpolitische Erklärungsansätze der individuellen Lage im Alter anhand des Konzepts der 'Lebenslaufpolitik' zusammen. Während sich die individuellen Einflussfaktoren in allen Studien auf die Erwerbsbiografie beziehen, variieren die individuellen Ergebnisvariablen. In Kapitel zwei und drei steht die Einkommenslage (Armutsrisiko und Renteneinkommen), in Kapitel vier und fünf die Arbeitsmarktlage (Erwerbsverlauf und Erwerbssituation am Ende der Karriere) im Mittelpunkt. Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse der Arbeit, dass die Wirkung von sozialpolitischen Instrumenten und Institutionen immer erst in Zusammenspiel mit den vorherrschenden Mustern individueller Lebensverläufe deutlich wird. Zudem ist als übergreifendes Ergebnis festzuhalten, dass mögliche negative Auswirkungen von destandardisierten Erwerbsbiografien auf die Lage im Alter durch aktive wohlfahrtsstaatliche Politik, insbesondere bezüglich der Gestaltung des Rentensystems und der Arbeitsmarktpolitik, ausgeglichen werden können.
"Während Armut auch in Deutschland über viele Jahrzehnte primär mit Alter und Ruhestand assoziiert wurde, galt sie in dieser Form - vor allem infolge der wohlfahrtsstaatlichen Entwicklung und einer langen Periode wirtschaftlicher Prosperität - zuletzt als weitgehend überwunden und hatte sich zunehmend auf andere gesellschaftliche Gruppen verlagert. Neuerdings wird jedoch in der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion wieder vermehrt vor einer Wiederkehr der Altersarmut gewarnt. 'Altersarmut, das ist absehbar, wird zu einem Massenphänomen' schrieb DER SPIEGEL 2008 (Nr. 7: 63) und die OECD (2007) hatte bereits ein Jahr zuvor mit einem Verweis auf die niedrigen Rentenansprüche von Geringverdienern die Gefahr einer neuen Altersarmut in Deutschland beschworen. Befürchtungen, dass die zunehmende Zahl von gebrochenen Erwerbsbiographien und die Expansion des Niedriglohnsektors in Deutschland zu einem Wiederanstieg der Altersarmut führen könne, werden auch von der Deutschen Rentenversicherung und den Sozialverbänden geteilt. Zudem haben aber wohl auch die Reformen der gesetzlichen Alterssicherung das Risiko der Altersarmut erhöht, denn 'selbst für Durchschnittsverdiener besteht die Gefahr, dass ihre spätere Rente bei Erwerbsunterbrechungen nicht einmal die Grundsicherung erreicht'. (Schmähl 2011: 12)." (Autorenreferat)