Die Erwerbsbeteiligung von Frauen im höheren Erwerbsalter ist in Deutschland in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Um sie auch künftig zu ermöglichen, ist das Wissen um die spezifische Situation dieser Gruppe, grade in Bezug auf gesundheitliche Aspekte, besonders wichtig. Die Dissertation bietet einen Überblick zu den Erwerbsverläufen und aktuellen Erwerbs- und Gesundheitssituationen älterer weiblicher Beschäftigter und untersucht die Zusammenhänge zwischen: - verschiedenen Erwerbsverlaufstypen und bisheriger Alterssicherung; - prekärer Beschäftigung und funktionaler Gesundheit; - der Tätigkeit in geschlechtersegregierten Berufen und depressiven Symptomen sowie - Veränderungen der Arbeitsbedingungen und psychischer Gesundheit.
AbstractWir untersuchen aus einer Lebenslaufperspektive die Arbeitsmarktsituation älterer Personen im internationalen Vergleich und beziehen dabei sowohl Frühverrentung als auch Arbeitslosigkeit ein. Zentrale Hypothese unserer Analyse ist, dass die Wirkung von Sozialpolitik auf die Beschäftigungschancen Älterer nicht einheitlich ist, sondern von der individuellen vorangegangenen Erwerbsbiografie abhängt. Datengrundlage ist der "Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe", insbesondere die Lebenslaufdaten der dritten Welle (SHARELIFE, 2008/09) aus zwölf europäischen Ländern. Unsere Analysegruppe sind männliche Befragte ab 50 Jahren. Als kontextuelle Faktoren beziehen wir institutionelle Frühverrentungsanreize sowie Kündigungsschutzregelungen ein. Um Interaktionseffekte zwischen sozialpolitischen und individuellen Charakteristika zu schätzen, verwenden wir Mehrebenen-Regressionen. Die Ergebnisse zeigen unterschiedliche Mechanismen für Arbeitslosigkeit und Frührente. Unterschiede im Arbeitslosigkeitsrisiko Älterer sind vor allem auf individuelle Faktoren zurückzuführen; Personen mit vormals instabilen Erwerbsverläufen und atypischer Beschäftigung sind besonders betroffen. Das Gegenteil trifft auf Frühverrentung zu: Personen mit stabilen Erwerbskarrieren in regulärer Beschäftigung weisen hierfür eine höhere Wahrscheinlichkeit auf. Dieser Zusammenhang wird durch generöse Frühverrentungsmöglichkeiten zusätzlich verstärkt. Strikte Kündigungsschutzregelungen erhöhen dagegen die Beschäftigungswahrscheinlichkeit von Personen mit stabilen Erwerbsverläufen, allerdings nur, wenn die institutionalisierten Frühverrentungsanreize dem nicht entgegenwirken.
In: Comparative population studies: CPoS ; open acess journal of the Federal Institute for Population Research = Zeitschrift für Bevölkerungsforschung, Band 35, Heft 4, S. 739-765
The Age Limit Adjustment Act, which was adopted in 2007, constitutes a climax in the developments of a paradigm shift in pension policy towards remaining at work for longer. This development entails profound changes and restrictions on benefits for assured persons. In future, many of the insurable employed will not receive a pension without incurring deductions until they reach the age of 67. Both employers and employees are faced with new challenges if they wish to avoid pension reductions in the event of an early retirement and consequently possible precarious incomes at old age. Especially women need particular support in this regard, given that in structural terms, they are in a weaker position on the labour market.Against this background, a representative nationwide survey of 1,800 female workers born between 1947 and 1964 was commissioned by the New Quality of Work Initiative (INQA) and conducted by the Institute of Gerontology at the Technical University of Dortmund in cooperation with TNS Infratest in 2007. These cohorts are to be affected by the increase of the age limit from 2012 onwards. In addition to structural data, this survey studied the respondents' assessment of their current ability to work and to continue to work until reaching the standard age limit. Further, the survey explored specific working conditions and strains of work. The results show that more than 40% of the female respondents are sceptical about the conditions of being able to continue their current work until reaching their statutory age limit. The only moderate to poor workability and the consequential danger of having to leave work result e.g. from work-related strains which accumulate in certain sectors and professional groups. The creation of appropriate jobs for older workers as well as the implementation of a staff policy in companies, which is sensitive to demographic developments and individual circumstances, can contribute to maintaining and nurturing the workability.
Das 2007 verabschiedete Altersgrenzenanpassungsgesetz stellt den bisherigen Höhepunkt eines rentenpolitischen Paradigmenwechsels hin zu einem längeren Verbleib im Erwerbsleben dar und geht mit tiefgreifenden Veränderungen und Leistungseinschränkungen für die Versicherten einher. Ein abschlagsfreier Rentenbezug wird künftig für den Großteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erst mit dem Erreichen des 67. Lebensjahres möglich sein. Um Rentenkürzungen bei einem vorzeitigen Renteneintritt und damit teilweise prekäre Einkommensverhältnisse im Alter zu vermeiden, sind Arbeitgeber wie Beschäftigte vor neue Herausforderungen gestellt. Insbesondere für Frauen, die strukturell eine schwächere Position auf dem Arbeitsmarkt einnehmen, bestehen hier spezifische Unterstützungsbedarfe.Vor diesem Hintergrund wurde im Auftrag der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) vom Institut für Gerontologie an der Technischen Universität Dortmund in Kooperation mit TNS Infratest 2007 eine bundesweite repräsentative Befragung von 1.800 Arbeitnehmerinnen der Geburtsjahrgänge 1947 bis 1964 durchgeführt, die erstmals von der Anhebung der Altersgrenze ab 2012 betroffen sein werden. Neben strukturellen Daten wurden dabei die Einschätzung der derzeitigen Arbeits- und Weiterarbeitsfähigkeit bis zur Regelaltersgrenze sowie spezifische Arbeitsbedingungen bzw. -belastungen erhoben. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass mehr als 40 % der befragten Arbeitnehmerinnen die Voraussetzungen, ihre derzeitige Tätigkeit bis zur für sie geltenden gesetzlichen Altersgrenze ausüben zu können, negativ beurteilen. Ursachen für eine mäßige bis schlechte individuelle Arbeitsfähigkeit und damit die Gefahr, vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden zu müssen, liegen unter anderem in arbeitsspezifischen Belastungsformen, die wiederum in bestimmten Branchen und Berufsgruppen kumulieren. Die Schaffung alter(n)sgerechter Arbeitsplätze und die Implementierung einer demografiesensiblen und lebenslauforientierten Personalpolitik in den Betrieben können einen Beitrag zur Erhaltung und Förderung der Arbeitsfähigkeit dieser Beschäftigten über den Erwerbsverlauf leisten. ; The Age Limit Adjustment Act, which was adopted in 2007, constitutes a climax in the developments of a paradigm shift in pension policy towards remaining at work for longer. This development entails profound changes and restrictions on benefits for assured persons. In future, many of the insurable employed will not receive a pension without incurring deductions until they reach the age of 67. Both employers and employees are faced with new challenges if they wish to avoid pension reductions in the event of an early retirement and consequently possible precarious incomes at old age. Especially women need particular support in this regard, given that in structural terms, they are in a weaker position on the labour market.Against this background, a representative nationwide survey of 1,800 female workers born between 1947 and 1964 was commissioned by the New Quality of Work Initiative (INQA) and conducted by the Institute of Gerontology at the Technical University of Dortmund in cooperation with TNS Infratest in 2007. These cohorts are to be affected by the increase of the age limit from 2012 onwards. In addition to structural data, this survey studied the respondents' assessment of their current ability to work and to continue to work until reaching the standard age limit. Further, the survey explored specific working conditions and strains of work. The results show that more than 40 % of the female respondents are sceptical about the conditions of being able to continue their current work until reaching their statutory age limit. The only moderate to poor workability and the consequential danger of having to leave work result e.g. from work-related strains which accumulate in certain sectors and professional groups. The creation of appropriate jobs for older workers as well as the implementation of a staff policy in companies, which is sensitive to demographic developments and individual circumstances, can contribute to maintaining and nurturing the workability.
Der Autor untersucht vor dem Hintergrund der Wandlungen auf dem Arbeitsmarkt in Großbritannien die Frage, inwieweit die Flexibilisierungsprozesse die Erwerbskarrieren von älteren Arbeitnehmern und ihren Übergang in die Rente beeinflussen. Er betont einleitend die Tatsache, dass die Qualifikationen der älteren Beschäftigten mit dem beschleunigten technologischen Wandel und dem verstärkten globalen Wettbewerb zunehmend überholt sind und auf den Arbeitsmärkten weniger nachgefragt werden. Prekäre Beschäftigungsformen wie auch längere Phasen der Arbeitslosigkeit stellen dabei nicht nur eine unsichere Phase im späten Erwerbsverlauf dar, sondern haben darüber hinaus auch Folgen für das Renteneinkommen und das Risiko von Altersarmut. Es ist jedoch zu erwarten, dass die Richtung und das Ausmaß von Veränderungsprozessen stark von nationalen institutionellen Kontexten geprägt sind. Der Autor gibt zunächst einen Überblick über die Arbeitsmarktentwicklung in Großbritannien zwischen 1990 und 2005. Er analysiert anschließend anhand von Daten des "British Household Panel Survey" die Erwerbskarrieren von älteren Arbeitnehmern mit Fokus auf die Einkommensmobilität, das Risiko von beruflichem Abstieg und Arbeitslosigkeit sowie den Übergang in den Ruhestand und das Renteneinkommen. (ICI)
This paper shows that earnings losses after unemployment increase with age. First, older employees start out with relatively high earnings in comparison to employees without employment interruptions several years before the non-employment spell. This earnings advantage turns into a strong earnings disadvantage shortly before the non-employment spell. Younger unemployed have a relatively stable and small earnings disadvantage before non-employment. Second, while the younger employees quickly enjoy earnings higher than those without employment interruptions after the non-employment spell, earnings for older employees are lower even six years after the unemployment spell. If those with non-employment spells re-enter the labour market at the same employer, the earnings impact is the more positive the younger the employee. This paper uses representative administrative spell data for 1993-2001 that allow us to take into account the precise length of all non-employment spells and calculate the exact dates before and after the spells.
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Die Autoren gehen in ihrem Beitrag der Frage nach, inwieweit die Arbeitsbedingungen im mittleren Erwerbsalter mit der Bereitschaft zu freiwilligem Engagement im Rentenalter in Verbindung stehen, und ob diese Verbindung durch einen besseren Gesundheitszustand nach dem Austritt aus dem Arbeitsmarkt erklärt werden kann. Sie zeigen anhand einer Auswertung der retrospektiven SHARELIFE-Daten, dass die Neigung älterer Menschen, in der heutigen Zeit als Freiwillige zu dienen, negativ mit schlechten Arbeitsbedingungen im mittleren Lebensalter verbunden ist. Generell nimmt die Beteiligungsquote im höheren Alter ab und verringert sich deutlich ab dem 75. Lebensjahr. Dem Bildungsgrad als Ressource für freiwilliges Engagement kommt dabei eine herausragende Bedeutung zu. Wie der Veränderungsprozess nach der Beendigung des Berufslebens erlebt und gestaltet wird und welche Rolle die Freiwilligenarbeit dabei spielt, hängt neben der individuellen Lebenserfahrung und den Ressourcen ferner auch von der aktuellen gesamtgesellschaftlichen Situation ab. So wird das Ausmaß der Freiwilligenarbeit im frühen Rentenalter positiv von politischen Maßnahmen beeinflusst, die die Arbeitsqualität und die Beschäftigung, das lebenslange Lernen und die berufliche Rehabilitation fördern. (ICI).
"Women's careers have been a topic of research and discussion in many disciplines including sociology, business, industrial, organisational and vocational psychology, and career guidance. Despite the introduction of equal employment legislation in many countries, women's patterns of career development continue to reflect structural labour market disadvantage.This unique book brings together expert contributions from academic researchers, as well as representing the voices of older women who participated in an international research investigation. Grounded in multidisciplinary empirical studies, the book provides: a variety of perspectives on women's careers in the 21st century; an international exploration of the voice of the older woman; an understanding of both the challenges and responses to women as they construct their careers.Offering a comprehensive understanding of women's career development throughout the lifespan, this book will be of key interest to academics and researchers from the fields of education, psychology, management, geography, labour market economics and sociology, as well as career practitioners, managers, trainers, researchers and policy developers. "--
Die Auswirkungen der Geburtenfolge auf die Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung im späteren Lebensverlauf wurden bisher nur unzureichend untersucht. Die Autoren gehen daher anhand von SHARELIFE-Daten der Frage nach, inwieweit der Einstieg in den Ruhestand von Männern und Frauen mit dem elterlichen Status und der Kinderzahl assoziiert ist, und ob dieser innerhalb der Wohlfahrtsregime in Europa mit ihren unterschiedlichen Beschäftigungsmöglichkeiten und Rentenansprüchen für Eltern variiert. Ihre Analysen zeigen, dass Mütter häufiger als kinderlose Frauen dazu neigen, ihr Erwerbsleben früh zu beenden, während sich Väter zu einem späteren Zeitpunkt aus dem Beruf zurückziehen als andere Männer. Der Zusammenhang zwischen Geburt und vorzeitigem Ruhestand scheint besonders stark bei Frauen ausgeprägt, welche unter einem sozialdemokratischen oder post-kommunistischen Wohlfahrtsstaats-Regime leben, das heißt in Ländern, die eine relativ hohe Erwerbsbeteiligung von Frauen aufweisen. (ICI).
How parents respond to changes in the price of childcare is an important, though not fully understood, public policy question. Our paper provides newcomprehensive evidence on howa home care subsidy jointly affects maternal labour market outcomes, childcare choices, and children's development. We examine a German reform from 2013 which introduced a home care subsidy of initially 100 Euros per month for families who do not use subsidised childcare. Exploiting a date-of-birth cut-off in eligibility and using administrative data on employment and child development alongside survey data on childcare usage, we show that the reform reduced mothers' likelihood to return to work within three years by only 1.4 percentage points, but decreased childcare enrolment for one- and two-year olds by 5 percentage points. We find no effect on children's skill development at age six. Our findings imply that the subsidy accrued almost completely as windfall gains to families whowould not have used formal childcare anyway. ; Wie Familien auf Kinderbetreuungskosten reagieren, ist für viele Politikentscheidungen relevant. Diese Studie untersucht daher die Effekte des 2013 bundesweit eingeführten Betreuungsgelds für Familien mit Kindern unter drei Jahren, die keine öffentlich geförderte Kinderbetreuung besuchen, auf die Erwerbsverläufe der Mütter, den Besuch geförderter Kinderbetreuung und die Fähigkeiten der Kinder. Administrative Daten zu den Erwerbsverläufen der Mütter und zur späteren Schuleignung der Kinder kombiniert die Studie mit Befragungsdaten zum Besuch geförderter Kinderbetreuung. Die Möglichkeit, Betreuungsgeld zu beziehen, verringerte den Anteil der Mütter, die innerhalb von drei Jahren nach der Geburt in Beschäftigung zurückkehren, um 1,4 Prozentpunkte. Der Anteil der Kinder, die im Alter von einem und zwei Jahren eine geförderte Kinderbetreuung besuchen, sank um etwa fünf Prozentpunkte. Es zeigen sich keine Effekte auf die Schuleignung der Kinder. Insgesamt flossen die Ausgaben für das Betreuungsgeld größtenteils Familien zu, die auch ohne das Betreuungsgeld keine geförderte Kinderbetreuung genutzt hätten.