"Dieser Text präsentiert eine Untersuchung im Rahmen des soeb 3-Arbeitspakets 'Erwerbs- und Lebensverläufe'. Analysiert werden Kennzahlen auf Basis kurzer Längsschnitte aus Mikrodaten (SIAB): Sie vereinen die Aktualität von Querschnittsanalysen mit der Fähigkeit von Längsschnittsanalysen, Fragen zur Dauer bzw. Häufigkeit von Ereignissen und Zuständen in individuellen Erwerbsverläufen beantworten zu können. Die Untersuchung knüpft an ältere Arbeiten des Verbunds soeb 1 an, indem sie ähnliche Beobachtungsinstrumente auf das Zeit-fenster 2009 bis 2014 bezieht. Es beginnt also mit der Phase der (in Deutschland nicht so) 'großen Rezession'. Die Analyse zeigt Unterschiede je nach Geschlecht und Altersgruppe bzw. Kohorte auf. Sichtbar werden eine Entschleunigung des Erwerbsverlaufs mit dem Alter und eine deutlich bessere Erwerbsintegration von Männern im Vergleich zu Frauen ab der Haupterwerbsphase. Ein besonderes Augenmerk gilt Unterschieden zwischen Ost- und Westdeutschland. 20 bis 25 Jahre nach dem Mauerfall müssen Beschäftigte im ostdeutschen Arbeitsmarkt tendenziell mehr leisten, um dabei weniger zu erreichen. In der Frage, ob die ostdeutsche Erwerbsbeteiligung für den Westen als Vorbild dienen kann, wird lange Teilzeit für beide Partner als Alternative zum Doppel-Vollzeit-Modell ins Gespräch gebracht." (Autorenreferat)
Der Beitrag befasst sich mit dem Prozess der Wiedervereinigung Deutschlands aus der Perspektive der Lebensverläufe der Ostdeutschen. Dabei stehen zwei Problemfelder im Vordergrund. Zum einem geht es um den Übergang von der alten sozialistischen Gesellschaftsstruktur, die im wesentlichen durch das westdeutsche Zielmodell vorgegeben wurde. Zum anderen werden die individuellen Passagen in diesem Prozess untersucht. Von den Lebensverläufen und Biographien wird nur der Ausschnitt der betrachtet, der sich empirisch auf Positionen in der Erwerbsstruktur bezieht. Die Daten der Verlaufsanalysen zeigen, dass die individuellen Mobilitäts- und Arbeitslosigkeitserfahrungen sehr viel umfassender waren, als Querschnittsverteilungen und Arbeitslosigkeitsraten vermuten lassen. Der kollektive Charakter der daraus resultierenden Diskontinuitätserfahrungen ist für die subjektiven Gefühle der Unsicherheit, Unzufriedenheit und Deprivation besonders erklärungskräftig. (ICA)
Die vergangenen Rentenreformen, der Strukturwandel auf Arbeitsmärkten und veränderte Erwerbsbiografien haben Diskussionen über die Leistungsfähigkeit der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) befördert. Da die Mindestsicherung im Alter für alle unabhängig von früheren Beitragsleistungen für die GRV gewährleistet ist, ist die Legitimität der beitragsfinanzierten GRV berührt, wenn lange Versicherungszeiten nicht zu einer ausreichenden Sicherung im Alter führen. Gestützt auf reichhaltige Daten aus der Sozialversicherung wird untersucht, wie Erwerbsverläufe beschaffen sind, an deren Ende trotz langer Versicherungszeiten nur niedrige Rentenzahlbeträge stehen. Die Studie bezieht Risikofaktoren des Arbeitsmarktes und die Bedeutung rentenrechtlicher Regelungen ein. Die Ergebnisse versachlichen die Diskussion um die Leistungsfähigkeit der GRV in Deutschland und weisen auf Handlungsmöglichkeiten hin, um Niedrigrenten trotz langer Versicherungszeiten zu begrenzen. »Employment histories of women and men with low pensions in Germany« On the basis of rich administrative data from the German pension insurance, the study examines employment histories which, despite long periods of insurance, result in low pensions. The study focusses on labour market risks as well as pension regulations. The results contribute to the discussion about the performance of the pension insurance in Germany and point to possible courses of action to limit the occurrence of low pensions. Gestützt auf reichhaltige Daten aus der Sozialversicherung wird untersucht, wie Erwerbsverläufe beschaffen sind, an deren Ende trotz langer Versicherungszeiten nur niedrige Rentenzahlbeträge stehen. Die Studie bezieht Risikofaktoren des Arbeitsmarktes und die Bedeutung rentenrechtlicher Regelungen ein. Die Ergebnisse versachlichen die Diskussion um die Leistungsfähigkeit der GRV in Deutschland und weisen auf Handlungsmöglichkeiten hin, um Niedrigrenten trotz langer Versicherungszeiten zu begrenzen. Martin Brussig leitet die Forschungsabteilung »Arbeitsmarkt – Integration – Mobilität« am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ), Universität Duisburg-Essen, wo er 2016 zum außerplanmäßigen Professor berufen wurde. Er hat Soziologie und Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und der New School of Social Research in New York studiert und an der Friedrich-Schiller-Universität Jena promoviert. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen Fragen der Arbeitsmarktforschung, der Arbeitsmarktpolitik und des Altersübergangs. Martin Brussig ist Mitglied des Vorstands der Deutschen Vereinigung Sozialwissenschaftliche Arbeitsmarktforschung (SAMF) und des Interdisziplinären Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (InZentIM) der Universität Duisburg-Essen. Dominik Postels ist seit 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Sachgebieten Bevölkerung und Soziales am Amt für Statistik, Stadtforschung und Wahlen der Stadt Essen. Zuvor war er von 2014 bis 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsabteilung »Arbeitszeit und Arbeitsorganisation« am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen, wo er zu den Themenbereichen Ungleichheiten im Erwerbsverlauf, Arbeitszeiten sowie Determinanten der Erwerbstätigkeit forschte. Sein Studium der Soziologie schloss Dominik Postels an der Universität Duisburg-Essen ab. Lina Zink ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Nach dem Studium der Geschichte und Soziologie an der Ruhr-Universität Bochum ist sie seit 2010 am IAQ in der Abteilung »Arbeitsmarkt-Integration-Mobilität« tätig. In verschiedenen Forschungsprojekten beschäftigte sie sich u.a. mit (Langzeit-)Arbeitslosigkeit Älterer, Erwerbstätigkeit von Renter/innen sowie Themen der Alterssicherung und Erwerbsminderung. Martin Brussig works at the Institute for Work and Qualification (IAQ), University of Duisburg-Essen, where he was appointed Associate Professor in 2016. He studied sociology and history at the Humboldt-Universität zu Berlin and the New School of Social Research in New York and received his doctorate at the Friedrich-Schiller-Universität Jena. His work focuses on issues of labour market research, labour market policy and retirement. Martin Brussig is a member of the board of the German Association for Social Science Labor Market Research (SAMF) and the Interdisciplinary Center for Integration and Migration Research (InZentIM) at the University of Duisburg-Essen. Dominik Postels is currently a research assistant in the fields of population and social affairs at the Office for Statistics, Urban Research and Elections of the City of Essen. From 2014 to 2018, he was a research assistant in the research department »Working hours and work organisation« at the Institute for Work and Qualification (IAQ) at the University of Duisburg-Essen, where he researched inequalities in employment, working hours and determinants of employment. Dominik Postels completed his studies in sociology at the University of Duisburg-Essen. Lina Zink is a labour market Sociologist at the Institute for Work and Qualification (IAQ) at the University of Duisburg-Essen. After studying history and sociology at the Ruhr University Bochum, she joined the IAQ in 2010. In various research projects she dealt with (long-term) unemployment of older people, employment of pensioners as well as issues of old-age provision and reduced earning capacity.
Der Verfasser plädiert für eine Institutionalisierung der Idee des lebenslangen Lernens aus und gegen die "Frontlastigkeit" des bundesdeutschen Bildungssystems, was den Stellenwert der beruflichen Bildung angeht. Er spricht sich für eine Doppelstrategie aus, die die berufliche Bildung von Jüngeren wie Älteren gleichermaßen berücksichtigt. Die von ihm geforderte öffentliche Verantwortung für Bildung im Erwachsenenalter sieht er am besten realisiert in der Umsetzung der Vorschläge der Expertenkommission zur Finanzierung lebenslangen Lernens nach schwedischem Vorbild, wie sie auch im 5. Bundesaltenbericht aufgegriffen werden. Gezielte Maßnahmen zur Erhöhung der Beschäftigungsquote Älterer müssen aber mit einer Politik der Gleichstellung, der Humanisierung der Arbeit und der Entwicklung einer Kultur lebenslangen Lernens verbunden sein. (IAB)
Der Verfasser plädiert für eine Institutionalisierung der Idee des lebenslangen Lernens aus und gegen die "Frontlastigkeit" des bundesdeutschen Bildungssystems, was den Stellenwert der beruflichen Bildung angeht. Er spricht sich für eine Doppelstrategie aus, die die berufliche Bildung von Jüngeren wie Älteren gleichermaßen berücksichtigt. Die von ihm geforderte öffentliche Verantwortung für Bildung im Erwachsenenalter sieht er am besten realisiert in der Umsetzung der Vorschläge der Expertenkommission zur Finanzierung lebenslangen Lernens nach schwedischem Vorbild, wie sie auch im 5. Bundesaltenbericht aufgegriffen werden. Gezielte Maßnahmen zur Erhöhung der Beschäftigungsquote Älterer müssen aber mit einer Politik der Gleichstellung, der Humanisierung der Arbeit und der Entwicklung einer Kultur lebenslangen Lernens verbunden sein. Die Untersuchung enthält quantitative Daten. Forschungsmethode: anwendungsorientiert; deskriptive Studie. (IAB).
In den letzten Jahren ist ein steigendes Interesse an der dynamischen Analyse von Berufsverläufen und Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Vorgelegt wird eine Analyse des Einflusses von Arbeitslosigkeit auf den Erwerbsverlauf. Zunächst wird nach den Wiederbeschäftigungschancen von Arbeitslosen gefragt. Es schließt sich eine Analyse der Beschäftigungsstabilität und des Risikos wiederkehrender Arbeitslosigkeit an. Abweichend von gängigen Arbeitsmarkttheorien werden beide Fragenkomplexe auf der Basis von Längsschnittdaten ereignisanalytisch behandelt. Es wird deutlich, daß ein hohes Bildungsniveau sich positiv auf Wiederbeschäftigungschancen und Beschäftigungsstabilität auswirkt. Dieser Effekt ist jedoch auf die Phase des frühen Erwerbslebens begrenzt. Fortgeschrittenes Alter und Phasen der Kindererziehung vor dem Eintritt der Arbeitslosigkeit reduzieren Wiederbeschäftigungschancen. (ICEÜbers)
"Ziel der hier durchgeführten Analyse war es herauszufinden, ob und inwieweit sich unterschiedliche Wohlfahrtsstaaten auf das Erwerbsverhalten von Frauen nach der Geburt des ersten Kindes auswirken. Dazu wurde ein deutsch-britischer Ländervergleich angestellt. Die beiden Länder dienten exemplarisch für den konservativ-korporatistischen (Deutschland) und den liberalen (Großbritannien) Wohlfahrtsstaatstypus. Inhalt: Teil I Theoretischer Hintergrund: 1 Zum Begriff des 'Wohlfahrtsstaates': 1.1 Wohlfahrtsstaatstypologien nach Esping-Andersen; 2 Wohlfahrtsstaat und Geschlechterverhältnisse: 2.1 Kulturelle Rahmenbedingungen zur Erklärung unterschiedlichen Erwerbsverhaltens; 3 Der deutsche und der britische Wohlfahrtsstaat: 3.1 Wohlfahrtsstaatliche Rahmenbedingungen, 3.1.1 Möglichkeiten der Kinderbetreuung, 3.1.2 Systeme der Ehegattenbesteuerung, 3.1.3 Familienpolitische Regulierungen, 3.2 Kulturelle Unterschiede - Entwicklungen der Geschlechterverhältnisse in Deutschland und Großbritannien, 3.2.1 Die Entwicklung der Geschlechterverhältnisse in Ost- und Westdeutschland, 3.2.2 Die Entwicklung der Geschlechterverhältnisse in Großbritannien; 4 Die Bedeutung von Teilzeitbeschäftigung für Frauen; 5 Der Einfluss von Bildung und Bildungssystemen auf die Erwerbstätigkeit von Frauen. Teil II Empirische Analyse: 6 Hypothesenbildung; 7 Der Datensatz; 8 Ergebnisse: 8.1 Deutschland und Großbritannien im Vergleich, 8.2 Deutschland - Großbritannien nach Bildungsgruppen; Fazit." (Autorenreferat)
"Dass einige Menschen mit 70 Jahren noch innovativ und produktiv, andere - zumindest in den Augen ihrer Vorgesetzten - schon mit 45 zu alt sind, lässt sich mit den biologisch fassbaren Wandlungen der menschlichen Leistungsfähigkeit nicht ausreichend erklären. Im Beitrag wird gezeigt, dass die Art der Tätigkeit und insbesondere der Erwerbsverlauf, der zu dieser führte viel relevanter sind. Der Erwerbsverlauf ermöglicht oder versperrt neue Kombinationen von Tätigkeiten. Die Ungleichheit der Chancen, länger produktiv zu sein, hat daher weniger mit ungleicher biologischer Ausstattung zu tun. Sie scheint vielmehr reproduziert zu werden durch den Zuschnitt von Tätigkeiten, die sich als qualifikatorische und gesundheitliche Sackgassen erweisen." (Autorenreferat)