Wie normal sind Erwerbsverläufe?
In: Der Sozialstaat zwischen "Markt" und "Hedonismus"?, S. 213-230
Das Konzept des Normalarbeitsverhältnisses verweist auf ein berufsbiographisches Ideal, das über die rein arbeitsrechtliche Definition hinausgeht. Es wird überprüft, wie verbreitet die stabile männliche Erwerbskarriere mit ungebrochener Vollzeitbeschäftigung ist, wie sich diese Organisationsform der Erwerbsarbeit entwickelt hat und andererseits, wer am Erwerbsleben teilnimmt und in welcher Form. Das Verhältnis von Arbeitsmarkt, Erwerbstätigkeit und Normalitätsveränderungen wird untersucht. Dazu werden Quer- und Längsschnittdaten von 1983-1987 von Vollzeit- und Teilzeiterwerbstätigen sowie Arbeitslosen herangezogen. Erwerbsverläufe im Generationenvergleich der Jahrgänge 1901-1955 werden betrachtet. Daten zu den Veränderungen beim Berufseinstieg von Männern und Frauen im Zeitraum 1950-1994 werden analysiert. Es zeigt sich, daß der Anteil der klassischen Normalarbeitsverhältnisse sinkt, während der Anteil "turbulenter Beschäftigungsverhältnisse" steigt und Individualisierung und Unsicherheit die neue "Normalität" prägen. Ein negatives Zukunftsszenario wird entworfen. Entsprechend werden sozialpolitische Interventionen gefordert, die sich aber nicht mehr an den Idealen des Normalarbeitsverhältnisses orientieren dürfen. (prf)