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Pre-Election Study - Presidential Elections Serbia August 2000
Wahlverhalten, Fragen zum politischen System, Einstellungen zu politischen Parteien.
Themen: Verantwortung für die ökonomische Situation; Erfolg der gegenwärtigen Verantwortlichen in den Bereichen Verteidigung, Status von Kosovo und Metohija, Beziehungen zu Montenegro, Wirtschaft, Flüchtlingsproblem, Ethnische Minderheiten, Kriminalitäts- und Korruptionsbekämpfung, und internationale Kooperation; Gründe für fehlendes politisches Engagement; Bekanntheit von Politikern und Einstellungen ihnen gegenüber; vertrauenswürdigster Politiker; Wahlentscheidung in der Parlamentswahl 1997; präferierter Präsident für Jugoslawien; Wahlentscheidung in der Präsidentschaftswahl; Sicherheit der Wahlentscheidung; potentieller Gewinner der Wahl; Wahlentscheidung bei den Parlamentswahlen und Sicherheit der Entscheidung; potentieller Gewinner; faire Wahl; Zeitpunkt, an dem Opposition die Wahl gewinnen wird; Einfluss auf Wahlentscheidung; bevorzugter Weg, um Parteiprogramme vorzustellen; Bewertung der Wahlkampagne; fähigste Partei; Charakteristiken eines idealen Politikers; Charakteristik von S. Milosevic, V. Kostunica, T. Nikolic, V. Mihailovic, D. Avramovic, und M. Dinkic; Kritik an S. Milosevic und anderen Politikern.
Demographie: Geschlecht; Alter; Bildung; Beruf; Nationalität; Vertriebenenstatus; Region.
GESIS
Ethnische Konflikte: zur Bedeutung des Konfliktpotenzials zwischen Deutschen und Türken
In: Sozialwissenschaftliche Informationen: Sowi, Band 30, Heft 1, S. 33-45
ISSN: 0932-3244
"Migration und ihre sozialen Folgen gelten als beunruhigender konfliktverursachender Sachverhalt; entsprechend wird davon ausgegangen, dass auch mit der Geschichte der Zuwanderungen in der Bundesrepublik Deutschland verbundene Konflikte zahlreich und gesellschaftlich bedeutsam waren und sind. Als eine, wenn nicht gar als die bedeutsamste Konfliktform werden dabei ethnische Konflikte betrachtet (Bade/ Bommes 1996). Als Dauerbeleg für diesen Zusammenhang von Ethnizität und Konflikt gilt in Deutschland vor allem das Verhältnis zwischen Deutschen und Türken. In modifizierter Form war und ist diese Annahme in der Jugendforschung tragend mit der jüngsten Zuspitzung, vor allem türkische Jugendliche der zweiten und dritten Generation seien auf dem (Rück)Weg zu einem 'islamischen Fundamentalismus'. Für die Bielefelder Forschungsgruppe Heitmeyer, Müller und Schröder heißt dies: 'Daraus entstehen auch neue ethnisch-kulturelle Konfliktpotenziale, die sich in religiösen Differenzen äußern und in politisch motivierte Gewalt einmünden können.' (Heitmeyer et al. 1997, S. 11; zur Kritik Santel 1998, siehe auch Bielefeld u. a. 1982, Tertilt 1996, Heitmeyer 1987, Heitmeyer u. a. 1992, Eckertl Reisl Wetzstein 2000) Der behauptete Zusammenhang zwischen Ethnizität und gesellschaftlichem Konflikt- und Gewaltpotenzial wird nicht zuletzt in Fortbildungsveranstaltungen für Sozialberufe und in politischen Bildungsveranstaltungen als valides Wissen und verknüpft mit der Erwartung verbreitet, dass pädagogisch und politisch etwas geschehen müsse. Bei der entsprechenden Fortbildungsklientel trifft dies auf hohes Verständnis und selten auf Irritation." (Autorenreferat)
Pre-Election Study - Presidential Elections Serbia February 2000
Wahlverhalten, Fragen zum politischen System und Einstellungen zu politischen Parteien.
Themen: Nationale und regionale Identifikation; Zufriedenheit mit der internationalen Position Serbiens, persönlichen Lebensstandard, lokaler Regierungen und Landesregierung, politischen Situation, dem Verhalten der Mitbürger, den persönlichen Zukunftsaussichten, ethnischen Beziehungen in Serbien, Menschenrechten, Grad der Freiheit, ökonomischen Situation, Demokratieentwicklung, Objektivität der Medien und mit der Politik von S. Milosevic; Politikinteresse; Informiertheit über Politik; Wahlentscheidung in den Parlamentswahlen 1997; Gründe für das Nicht-Wählen; Meinung zu Statements zu Nationalität, Privatisierung, Rolle von Polizei und Opposition, Problem im Kosovo, Radikalismus, Terror, materiellem Wohlstand, Patriotismus und zum Regierungswechsel; politische Partizipation; Hinderungsgründe für das politische Engagement; Vertrauen in Institutionen; vertrauenswürdigste Institution; Sonntagsfrage; Wichtigkeit des Wahlausgangs; größter Beitrag für positive politische Veränderungen in Serbien; Meinung zu Forderungen des Hager Tribunals; Zufriedenheit mit der Rekonstruktion; Bekanntheitsgrad politischer Parteien und potentielle Wahlentscheidung; Meinung über Koalitionen; Informationswege der Parteien; Zeitpunkt der Wahlentscheidung und mögliche Änderung; Charakteristiken der Parteien; präferierte Partei zur Lösung der Probleme; Beziehung zur Regierung; Bekanntheit von Politikern und öffentlichen Personen; vertrauenswürdigster Politiker; vertrauenswürdigste politische Informationsquelle; Anzahl der Quellen; Meinung zum Gesetz über die Information in Serbien; Bekanntheit von Mitgliedern und Führern der "Alliance for Change"; Erfolg der Protestdemonstrationen; Einschätzung der Zukunft der "Alliance for Change" und der Oppositionsvereinbarung; vorgezogene Wahlen; Bedingungen für freie und faire Wahlen; Wahlboykott; Sonntagsfrage; Wahlprognose; friedlicher Machtwechsel; Kooperation der Opposition mit ethnischen Minderheiten; Charakteristik von politischen Führern; bevorzugte langfristige Lösung für den Kosovo; Schutz der nicht-albanischen Bevölkerung im Kosovo; Einstellung zu anderen Nationalitäten; mehr Rechte für ethnische Minderheiten; Allianz mit Russland und Weißrussland; Vertrauen in die EU, NATO, OSCE und Vereinte Nationen; Gewinner des Kriegs; Vermeidung der Bombardements; Verhältnis der Opposition zum Westen; Einstellung des Westens zu den Serben; wichtigste Probleme Serbiens.
Demographie: Geschlecht, Alter, Bildung, Beruf; Nationalität; Beschäftigungsstatus; Religiosität; Region.
GESIS
Simon Bolivar und das Verhältnis von Hegemonie und Volksbewegung in der Independencia 1815-1820
In: Asien, Afrika, Lateinamerika: wissenschaftliche Zeitschrift = Asia, Africa, Latin America, Band 14, Heft 5, S. 880-894
ISSN: 0323-3790
Erst der Sieg der Konterrevolution in Spanisch-Amerika 1815 hat Bolivar dazu gebracht, "die engeren Klasseninteressen der kreolischen Aristokratie hinter das Gesamtinteresse der Revolution zu stellen". Er befreite die Negersklaven, weil nur sie die Soldaten für die Befreiungsarmee stellen konnten. Seine Fähigkeit, die soziale Frage des Emanzipationskampfes zu stellen, sich mit der Revolution kritisch zu entwickeln sowie seine Improvisationsgabe haben ihn über die anderen Führer der Unabhängigkeitsbewegung hinausgehoben. Seine Befürwortung der Beibehaltung von Großgrundbesitz und sein Konzept von Gewaltenteilung und diktatorischen Machtbefugnissen lassen jedoch erkennen, daß er als Kreole nicht bereit war, die Führung dieser Schicht im revolutionären Prozeß und in der nachrevolutionären Gesellschaftsordnung preiszugeben. Ab 1814/15 war für Bolivar klar, "daß nur noch eine kontinentale Revolution den Sieg bringen konnte". Das Bündnis, das er im Kampf um die Independencia schuf, ist nicht von den Volksmassen aktiv bestimmt, sondern von oben geschaffen worden. Die Allianz von kreolischen Führern und Volk, die er bildete, war der Grundstein für die Schaffung der patriotischen Armee und ihrer späteren militärischen Erfolge. (LB)
Jugendgewalt, Kriminalitätsfurcht und ihre politische Instrumentalisierung
In: Gewalt zwischen den Generationen: Strukturen extremen gesellschaftlichen Verhaltens, S. 52-66
Die meisten Kriminologen haben sich nach Meinung des Autors inzwischen von der Idee verabschiedet, man könne eine klare Linie zwischen einem rechtstreuen gesellschaftlichen Kern und kriminellen Außenseitern ziehen. In Teilen der Politik und der Medien findet diese Auffassung jedoch nach wie vor Anhänger. Die Unterscheidung wird dabei - zumindest außerhalb eines rechtsextrem-rassistischen Milieus - nicht mehr biologisch begründet. Vielmehr führt man, etwa in den wiederkehrenden Debatten über "Ausländerkriminalität", ethnisch-kulturelle Kategorien an - oder soziale, wie im Fall des tödlichen Angriffs zweier Jugendlicher auf einen Fahrgast im Münchner S-Bahnhof Solln am 12. September 2009, bei der man unter dem Etikett "Gesocks" Begriffe wie "Asoziale" oder "Unterschicht" assoziieren kann. Die Gefahrendiskurse, die eine Unterscheidung zwischen der bedrohten Wir-Gruppe und einer bedrohlichen Fremdgruppe erlauben, bieten für die politische Mobilisierung einen Ansatzpunkt. Besonders der Populismus rechter Provenienz braucht das gefährliche Außen als Gegenüber, personifiziert in Fremden und ethnischen Minderheiten. Den letzten organisierten Versuch, Anhänger durch die Deutung einer Gewalttat zu mobilisieren, hat allerdings ein Vertreter einer Volkspartei unternommen: der hessische Ministerpräsident Roland Koch. Er stellte im Januar 2008, in den letzten vier Wochen des hessischen Landtagswahlkampfes, die Jugendgewalt und den Anteil von Einwanderern daran in den Mittelpunkt einer Kampagne. An diesem Beispiel werden im vorliegenden Aufsatz die Spielräume und Grenzen der politischen Instrumentalisierung von Jugendgewalt analysiert. (ICI2)
Jugendgewalt, Kriminalitätsfurcht und ihre politische Instrumentalisierung
In: Gewalt zwischen den Generationen. Strukturen extremen gesellschaftlichen Verhaltens., S. 52-66
Die meisten Kriminologen haben sich nach Meinung des Autors inzwischen von der Idee verabschiedet, man könne eine klare Linie zwischen einem rechtstreuen gesellschaftlichen Kern und kriminellen Außenseitern ziehen. In Teilen der Politik und der Medien findet diese Auffassung jedoch nach wie vor Anhänger. Die Unterscheidung wird dabei - zumindest außerhalb eines rechtsextrem-rassistischen Milieus - nicht mehr biologisch begründet. Vielmehr führt man, etwa in den wiederkehrenden Debatten über "Ausländerkriminalität", ethnisch-kulturelle Kategorien an - oder soziale, wie im Fall des tödlichen Angriffs zweier Jugendlicher auf einen Fahrgast im Münchner S-Bahnhof Solln am 12. September 2009, bei der man unter dem Etikett "Gesocks" Begriffe wie "Asoziale" oder "Unterschicht" assoziieren kann. Die Gefahrendiskurse, die eine Unterscheidung zwischen der bedrohten Wir-Gruppe und einer bedrohlichen Fremdgruppe erlauben, bieten für die politische Mobilisierung einen Ansatzpunkt. Besonders der Populismus rechter Provenienz braucht das gefährliche Außen als Gegenüber, personifiziert in Fremden und ethnischen Minderheiten. Den letzten organisierten Versuch, Anhänger durch die Deutung einer Gewalttat zu mobilisieren, hat allerdings ein Vertreter einer Volkspartei unternommen: der hessische Ministerpräsident Roland Koch. Er stellte im Januar 2008, in den letzten vier Wochen des hessischen Landtagswahlkampfes, die Jugendgewalt und den Anteil von Einwanderern daran in den Mittelpunkt einer Kampagne. An diesem Beispiel werden im vorliegenden Aufsatz die Spielräume und Grenzen der politischen Instrumentalisierung von Jugendgewalt analysiert. (ICI2).
Intergenerative Transmission vom kulturellen Kapital in Migrantenfamilien: eine qualitativ empirische Untersuchung an Schülern des Bremer Förderprojekts "Mercator" ; [Examensarbeit]
Zu den wichtigsten bildungspolitischen Zielen demokratischer Gesellschaft gehört es, allen Heranwachsenden gleich gute Bildungschancen zu geben, sie individuell optimal zu fördern und gleichzeitig soziale, ethnische und kulturelle Disparitäten der Bildungsbeteiligung und des Bildungserfolgs auszugleichen, heißt es in der PISA-Studie (2001, S. 323). Ergebnisse dieser Studie zeigen aber, dass die sozioökonomische Stellung, das kulturelle Kapital sowie die ethnische Herkunft der Familie sich maßgeblich auf die Bildungsbeteiligung und -erfolge von Schülern auswirken. Besonders schlechte Chancen haben in Deutschland Kinder von Zuwanderern: Diese besuchen überwiegend die Hauptschule und schließen die Schule oft ohne einen entsprechenden Abschluss ab. Zudem machen Kinder von Zuwanderern oftmals keine Berufsausbildung. Die Ergebnisse der PISA-Studie verdeutlichen, dass man Deutschland kaum mehr von einem fairen Bildungssystem sprechen kann. Viele Wissenschaftler beschäftigen sich mit der Frage, inwieweit die soziale und ethnische Herkunft von den Bildungserfolgen der Schüler abhängt. Jedoch liefern Untersuchungen über die Auswirkungen der familialen und schulischen Bedingungen wie auch der sozialen Netzwerke der Jugendlichen auf den schulischen Erfolg nur wenige differenzierte Ergebnisse auch Arbeiten zu intergenerativen Transferbeziehungen in Migrantenfamilien und Längsschnittuntersuchungen zu diesem Thema sind selten. In dieser Arbeit soll die intergenerative Transmission vom kulturellen Kapital in Migrantenfamilien anhand einer qualitativen empirischen Untersuchung an Schülern des Bremer Förderprojekts Mercator dargestellt werden. In Kapitel 1 werden die unterschiedlichen Arten und Formen der Zuwanderung in Deutschland vorgestellt, um die herkunftsbedingten Disparitäten aufzuspüren. Darauf aufbauend wird im zweiten Kapitel gezeigt, welche Bedingungen und Auswirkungen mit dem Migrationsprozess verbunden sind, und im dritten Kapitel erfolgt eine Erläuterung der schulischen Situation von Kindern mit Migrationshintergrund in deutschen Bildungseinrichtungen. Kapitel 4 widmet sich den Gründen für die Bildungsdefizite dieser Schüler. Diese Erklärungsansätze werden mithilfe der von Pierre Bourdieu geschaffenen Kategorien kulturelles Kapital, 'soziales Kapital, ökonomisches Kapital und dem Habitus' beleuchtet. Die theoretische Bezugnahme auf Bourdieu dient also dazu, sich den Ressourcen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Examensarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Pädagogik - Interkulturelle Pädagogik, Note: 2, Universität Bremen.
Schwimmen muss man selbst: wie ich als Arbeiterkind den Weg ins Erste Deutsche Fernsehen fand
Die bekannte TV-Journalistin Pinar Atalay ist als Arbeiterkind in einer türkischen Einwandererfamilie in einem ostwestfälischen Dorf aufgewachsen. Die Frage, welche Rolle die Herkunft für die berufliche Laufbahn eines Menschen spielt, was sich hinter Herkunft (ethnische Herkunft, Nationalität, soziale Herkunft) verbirgt und welchen Einfluss der Bildungsgrad bzw. das Einkommen der Eltern ausübt, versucht sie in diesem Buch nachzugehen. Sie lässt dazu viele Erfahrungen aus ihrem eigenen Werdegang einfliessen und führt Interviews mit Prominenten wie Elke Büdenbender, Sibel Kekili, Armin Laschet, Manuela Schwesig und Andreas Dresen, deren Lebenswege aus den unterschiedlichsten Gründen vergleichbar sind. - Ein lebendig geschriebener und gut zu lesender Beitrag zur Debatte über Chancengleichheit in unserem Bildungssystem und der Gesellschaft. Wegen der Popularität der Autorin ist allgemeine Nachfrage, besonders bei Leser*innen, die an gesellschaftlichen Themen interessiert sind, zu erwarten. (2 S)
Ethnologie: eine Einführung
In: Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 2085
Rezension: Die Ethnologie ist ein Fach, das sich dynamisch weiter entwickelt und "von einem eher kleinen Orchideenfach zu einem der mittelgrossen kulturwissenschaftlichen Fächer" geworden ist, wie der Autor, der Ethnologie in Frankfurt/Main lehrt, in seiner Einleitung ausführt. Immer neue Revisionen, Neudefinitionen von Themen, Arbeitsgebieten und Methoden haben zu einer erstaunlichen Vielfalt geführt, die es nicht einfach macht, in einer knappen Übersicht festgehalten zu werden, noch dazu, wenn die Forschung in andere Fächer hineingreift und umgekehrt. Die Lebendigkeit des Fachs bedingt auch, dass etliche Debatten noch nicht endgültig abgeschlossen sind und Fragen offenbleiben müssen. In der vorliegenden Einführung beschäftigt sich der Autor zunächst mit der Geschichte des Fachs, indem er Fragen wie "Was ist Kultur?", "Was ist eine ethnische Gruppe?" und "Was sind ethnografische Methoden?" nachgeht. Dann widmet er sich neuen Perspektiven und zukünftigen Aufgaben. Eine gut gegliederte wissenschaftliche Einführung für Schüler der Sekundarstufe, Studenten und interessierte Laien. Literaturverzeichnis. (2 S)
World Affairs Online
Flammender Haß: ethnische Säuberung im 20. Jahrhundert
Vertreibungen sind so alt wie die Menschheitsgeschichte (vgl. G. Heinsohn "Lexikon der Völkermorde", BA 2/99). Und doch hat das Aufkommen des modernen Nationalismus seit dem 19. Jahrhundert zu neuen Formen geführt, die inzwischen mit dem Begriff "ethnische Säuberung" bezeichnet werden. Zwar sind oft die Übergänge zum Völkermord fließend, aber es gibt doch genügend Gemeinsamkeiten, die dieses Phänomen charakterisieren. Der amerikanische Historiker untersucht vergleichend den Völkermord an den Armeniern und die Vertreibung der anatolischen Griechen, die Judenverfolgung im Dritten Reich, die sowjetische Deportation der Tschetschenen-Inguschen und der Krimtataren, die Vertreibung der Deutschen aus Polen und der Tschechoslowakei sowie die Kriege im ehemaligen Jugoslawien. Ein nüchtern analysierendes, leicht verständlich geschriebenes und wissenschaftlich fundiertes Buch zur Geschichte der Gewalt im 20. Jahrhundert. Mit Anmerkungen und Register. (2 S)
World Affairs Online
Ethnische Minderheiten in Europa: ein Lexikon
In: Beck'sche Reihe 1115
Rezension: Ob es sich um weltweit bedrohte Völker (BA 11/94) oder die Umgestaltung Europas handelt (BA 5/93), Ludwig kommen dabei als Streiter gegen nationalen Chauvinismus und Intoleranz große Verdienste zu. "Dies Buch", so der Autor, "beschränkt sich auf die Situation der autochthonen Minderheiten in Europa und geht nicht auf die Migrationsminderheiten ein, die in den letzten Jahrzehnten hinzugekommen sind". Wobei er nicht vergißt darauf hinzuweisen, daß etwa Basken, Schotten und Katalanen einen Minderheitenbegriff für sich ablehnen. Den 40 Artikeln, die sich in Teil 1 auf Völker ohne Staaten und in Teil 2 auf ethnische Minderheiten verteilen, folgen im Anhang Literaturhinweise zur Gesamtsituation als auch zu den einzelnen Minderheiten. In dieser Kürze rundum gelungen und notwendig. Auch für Schulbibliotheken bestens geeignet. (1 S) (Thomas Lutz Schweier)
World Affairs Online
Die lateinamerikanische Identität im Zeitalter der Globalisierung: ethnokulturelle Fragen und internationale Beziehungen
In: Zeitschrift für Politikwissenschaft: ZPol = Journal of political science, Band 10, Heft 1, S. 101-121
ISSN: 1430-6387
World Affairs Online
Ethnosoziologische "Paradigmata" und ihre "wissenssoziologische Dynamik": gezeigt am Beispiel der politischen Struktur australischer Wildbeutergruppen
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, Band 26, Heft 3, S. 507-537
ISSN: 0023-2653
Der Autor versucht, die Thematiken der Wissenssoziologie und der Wissenschaftssoziologie reflexiv zu verbinden und das Ergebnis an einer ethnosoziologischen Fragestellung zu exemplifizieren. Karl Mannheim sieht als Hauptziel einer Soziologie des Wissens, welche Schichten jeweils hinter den geistigen Schichten stehen. Es gilt die Funktionalitätsbezogenheit eines jeden Denkstandortes zu beziehen und den Werdegang dieser Standorte zu untersuchen. Für Th. S. Kuhn ist der Entwicklungsprozeß der Wissenschaft ein Prozeß der Evolution von geringen Anfängen, der sich über detailliertes und verfeinertes Verstehen weiterentwickelt. In den Ausführungen Kuhns besticht seine Konzeption des Paradigmas. Es zeigte sich jedoch, daß nur eine methodische Verbindung von Wissens- und Wissenschaftssoziologie die Problematik des Paradigmawechsels und seine Standortbedingtheit in der Theorienbildung der ethnologischen "scientific community", hier am Beispiel der politischen Struktur australischer Wilbeutergruppen, darstellen lassen. Die Darstellungen der 2. Hälfte des 19. Jhs. arbeiteten mit dem Paradigma des Häuptlings, der die lokalen Gruppen der Ureinwohner Australiens beherrschte. Diese Theorie basierte auf dem Evolutionismus und ist ohne wissenssoziologische Grundlagen nicht denkbar. Gegen Ende des 19. Jhs. kam es zu einem Paradigmawechsel über die politische Organisation australischer Lokalgruppen. Nun beschrieben die Forscher einen Ältestenrat, der das Stammesleben bestimmte. Dieser Paradigmawechsel beruhte auf der genaueren Analyse von Fakten. Mitte des 20. Jhs., mit der Entwicklung der Sozialanthropologie und der Verbreitung positivistischen Denkens, entstand ein weiterer Paradigmawechsel, das "selfgovernement". Die Ausübung eines juridischen oder zeremoniellen Aktes richtete sich nach bestimmten verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den beteiligten Personen. Ein weiterer Wechsel entstand durch die Synthese von Ältestenrat und Verwandschaft. Für den Autor bedürfen die Gruppen keines Organs, da sich die Mitglieder selbst für die Erreichung gemeinschaftlicher Zwecke einsetzen. Eine solche Regierungsform, die sehr flexibel auf Zwecke und Notwendigkeiten reagiert, kann man als "demokratisch" bezeichnen, wie sie in kleinen Gemeinschaften möglich ist. Das wissenssoziologische Muster wurde mit dem wissenschaftssoziologischen verbunden, wodurch Dynamik und gesellschaftlicher Hintergrund der Vorstellungen westlicher Forscher über die australische politische Struktur adäquat reflektiert werden konnten. (IS)
Die Slawen
In: C.H. Beck Wissen 2872
Rezension: Reihentypisch knappe Einführung in ein historisches Phänomen, das der durch viele einschlägige Veröffentlichungen ausgewiesene Historiker (zuletzt 2015) im 2. Teil jedoch als meist nationalpolitisch motivierte Konstruktion identifiziert. Vor allem seit dem 19. Jahrhundert seien "die" Slawen als kulturelle Einheit mystifiziert oder verteufelt worden. Folgerichtig blättert der in Münster Ostmittel- und Osteuropageschichte lehrende Autor im 1., hier die Neuzeit ausklammernden Teil die Geschichte der Slawenvölker, von der unklaren Herkunft bis zu den slawisch-deutschen Vermischungen im Mittelalter und im Reich Deutscher Nation, in ihrer ganzen ethnisch-nationalen Vielfalt auf. Abgesehen von der (vom Autor vernachlässigten) Sprachverwandtschaft und einem Blick auf Sozial- und Wirtschaftsstrukturen im frühen Mittelalter wird slawische Geschichte bei Mühle zur Geschichte einzelner Ethnien wie der Böhmen, Polen, Bulgaren oder der Kiewer Rus und ihrer ge- oder misslungenen Nations- und Staatswerdungsprozesse. Auswahlbibliografie, Personen- und Ethnienregister. Mit Vorkenntnissen. (2 S)