An der Sprache des Rechts wird Kritik geübt, seit die Aufklärung die Verständlichkeit der Gesetze zu ihrem Anliegen gemacht hat. Mit den großen Kodifikationen des Rechts im ausgehenden 19. Jahrhundert hat die Kritik am angeblich schlechten, unverständlichen Juristendeutsch eine besondere demokratietheoretische Legitimation bekommen. Diese Sprachkritik sucht seit den siebziger Jahren vermehrt bei der Linguistik Rat, wie denn eine bessere Allgemeinverständlichkeit von Rechtstexten verwirklicht werden könnte. Der Band versammelt systematisch aufeinander bezogene Beiträge ausgewiesener Linguisten, Juristen und Schriftsteller zur Problematik des Verständnisses juristischer Sprache, zur Methodik empirischer Verständlichkeitsmessung und zu den Möglichkeiten transdisziplinärer Kooperation zwischen Rechts- und Sprachwissenschaftlern.
'Kontroversen um die Biomedizin sind durch normative Unsicherheit geprägt und werden als Wertkonflikte verhandelt. Dies stellt für die Politik eine erhebliche Herausforderung dar. Denn es besteht kein gesellschaftlicher Konsens darüber, was wir (nicht) wissen und tun sollten. Als politische Reaktion können wir eine Institutionalisierung von ethischer Expertise beobachten. In diesem Beitrag wird aus wissenschaftssoziologischer Perspektive Politikberatung durch Ethikkommissionen am Beispiel Österreichs analysiert. Die These lautet, dass die politische Verwertung von Ethik-Expertise deren Subsumtion unter die eigensinnigen Handlungslogiken des Politik-Systems bedeutet ('Politisierung von Expertise'). In der politischen Rezeption wird Expertise neu konfiguriert, um eine Übereinstimmung zwischen (divergierenden) ExpertInnenmeinungen und politischen Zielvorstellungen herzustellen. Politisches Lernen lässt sich vor diesem Hintergrund allenfalls als ein strategischer Umgang mit dem ExpertInnendissens beschreiben. Abschließend wird dargestellt, dass die Politisierung von Expertise mit einer Entpolitisierung bioethischer Fragen zusammenhängt.' (Autorenreferat)
Nach einer Klärung von Grundannahmen der Expertiseforschung, insbesondere in Abgrenzung und Ergänzung zur Begabungsforschung, werden drei Ebenen unterschieden, auf denen Expertiseentwicklung beschrieben werden kann: Individuelle Mikroprozesse, individuelle Makroprozesse und Veränderung der Position in Netzwerken. Darauf aufbauend wird ein Modell der Handlungskompetenz vorgestellt, dem zufolge Experten anderen Personen in viererlei Hinsicht überlegen sind, nämlich bezüglich kognitiver Strukturen (Gedächtnis und Wissen), kognitiver Prozesse (Problemlösen und Entscheiden), Routinen sowie des sozialen Kontextes (Communities of Experts). Es wird aufgezeigt, dass es eine wichtige Konsequenz dieses Modells bezüglich der Förderung von Handlungskompetenz ist, dass individuelle und organisationale Faktoren dabei zusammenspielen müssen, zur theoriegeleiteten Reflexion professioneller Praxis anzuregen. (DIPF/Orig.).;;;First basic assumptions of research on expertise are addressed, in particular in its relation to research on giftedness. It is then argued that three levels should be distinguished on which development of expertise can be described: individual micro processes, individual macro processes, and change of an individual's position within (professional) networks. Accordingly, a model of action competence is presented which differentiates experts' superiority into four components: superiority in cognitive structures (memory, knowledge), superiority in cognitive processes (problem-solving, decision-making), superiority in routines, and superiority in social context (communities of experts). An important consequence is derived from this model with respect to instructional use. Fostering the acquisition of action competence requires the interplay of individual and organisational factors in order to promote theory-driven reflection of professional practice. (DIPF/Orig.).
Die Akzeptanz ökonomischen Wissens ist nach Meinung des Autors weitgehend davon abhängig, dass es eine konjunkturelle und strukturelle Bestätigung findet, sonst ist es in der politischen Kommunikation relativ wertlos. Diese Anfälligkeit der ökonomischen Expertise für ihre Umstände hängt mit ihrem grundsätzlichen Charakter zusammen, Wissenschaft und Kunstlehre zugleich zu sein. Das zeitweilige Scheitern der Sätze einer Kunstlehre, die als Wissenschaft zugleich den konjunkturellen und strukturellen Wandel plausibilisiert, der ihr eigenes Auf und Ab als Expertise begründet, ist geradezu eine Ironie des Faches. Sie kann sich für den Experten freilich als Tragik erweisen: Er muss seine Kunstlehre im Gestus des Überzeugten vortragen, kann dabei aber jederzeit von der Realität des ökonomischen Prozesses überholt werden. Ihrer tragischen Rolle als Helden auf Abruf sind sich die Experten wohl selten bewusst. Vielmehr herrscht eine politische Absicht oder Naivität vor, die vielleicht notwendig ist, um als Experte nicht zu verstummen. Die ökonomische Expertise geht also nicht unter, sondern passt zur Lage oder auch nicht. Das häufige Scheitern ihrer Ratschläge haben die Ökonomen zwar selbst immer wieder bemerkt, führten es aber weniger auf das strukturelle Problem als auf fehlerhafte Expertisen oder die Ignoranz der Politik zurück. Das Ansehen der Experten und die Bedeutung der Expertise haben unter diesem Auf und Ab insgesamt nicht gelitten, auch wenn die alte Aura, die zum Beispiel der "Rat der fünf Weisen" in den 1960er Jahren noch hatte, verflogen ist. (ICI2)
In der vorliegenden Expertise wird der Versuch unternommen, einen Überblick zum Stand und zur bisherigen Entwicklung der DDR-Jugendforschung zur Landjugend zu geben. Der Bericht enthält Angaben zu folgenden Thematiken: (1) zur demographischen Position der Landjugend: Tätigkeitsstruktur, Bildungs- und Qualifikationsstruktur; (2) zum politisch-ideologischen Einstellungsniveau der Landjugend; (3) zur Rolle des Jugendverbandes; (4) Einstellung zur industriellen landwirtschaftlichen Produktion; (5) Betrieb und Jugendförderung; (6) Beruf, Berufswahl und Qualifikation; (7) zur Freizeit und den Freizeitbedingungen der Landjugend. Der Autor ist abschließend der Auffassung, daß sich insgesamt ein Bild der Landjugend zeigt, welches darauf hindeutet, daß sich im Verhaltensbereich und im allgemeinen Anspruchsniveau wahrscheinlich in wesentlichen Aspekten eine Überwindung der ehemaligen Widersprüche und zwar vor allem der sozialen und geistigen Besonderheiten der Landbevölkerung vollzogen hat. (ICC)
Die vorliegende Expertise beurteilt die Wirksamkeit suchtpräventiver Interventionsansätze und -massnahmen auf der Basis qualitativ hochwertiger Übersichtsartikel wie Reviews und Metaanalysen. Insgesamt wurden 62 dieser wissenschaftlichen Artikel, die zwischen 2012 und 2017 veröffentlicht wurden, ausgewertet. Die Artikel legen dar, welche universellen beziehungsweise selektiven Präventionsansätze eine Verhinderung, Verzögerung oder Reduktion des Konsums von Tabak, Alkohol, Cannabis und anderen illegalen psychoaktiven Substanzen bewirken können. Ausserdem werden auch Interventionsansätze zur Prävention von Glücksspielsucht in den Artikeln bewertet. Die Expertise stellt eine Aktualisierung des Fachheftes 46 aus dem Jahr 2013 dar. Sie richtet sich an Verantwortliche für Suchtprävention auf allen handlungspolitischen Ebenen und an Personen, die mit der Entwicklung und Durchführung suchtpräventiver
Die "Expertise" wertet verschiedene Intervallstudien aus dem Zeitraum 1984 bis 1988 in der DDR zur "Entwicklung der Leistungsbereitschaft junger Werktätiger" aus, um Hinweise für die künftige Arbeit des Jugendverbandes FDJ zu geben. Dargestellt werden die die Leistung beeinflussenden Faktoren und Motive (Anspruchsniveau, Tätigkeitsziele, Leistungsanreize in Form von Geld oder Anerkennung, Zukunftsorientierung und Lebenspläne). An Folgerungen werden u. a. genannt: "Hauptansatz für alle ideologischen Aktivitäten des Jugendverbandes zur Förderung hoher Leistungsbereitschaft sollte die Entwicklung langfristiger Ideale sein." Ferner werden zusätzliche Initiativen zur Erhöhung der Leistungsbereitschaft und zu entsprechendem Engagement gefordert, allerdings unter Einhaltung des Prinzips der Freiwilligkeit. Außerdem sollen die finanziellen Anreize ("Konto junger Sozialisten") in den Betrieben oder den FDJ-Gliederungen verbessert werden. (psz)
Kontroversen um die Biomedizin sind durch normative Unsicherheit geprägt und werden als Wertkonflikte verhandelt. Dies stellt für die Politik eine erhebliche Herausforderung dar. Denn es besteht kein gesellschaftlicher Konsens darüber, was wir (nicht) wissen und tun sollten. Als politische Reaktion können wir eine Institutionalisierung von ethischer Expertise beobachten. In diesem Beitrag wird aus wissenschaftssoziologischer Perspektive Politikberatung durch Ethikkommissionen am Beispiel Österreichs analysiert. Die These lautet, dass die politische Verwertung von Ethik-Expertise deren Subsumtion unter die eigensinnigen Handlungslogiken des Politik-Systems bedeutet („Politisierung von Expertise“). In der politischen Rezeption wird Expertise neu konfiguriert, um eine Übereinstimmung zwischen (divergierenden) ExpertInnenmeinungen und politischen Zielvorstellungen herzustellen. Politisches Lernen lässt sich vor diesem Hintergrund allenfalls als ein strategischer Umgang mit dem ExpertInnendissens beschreiben. Abschließend wird dargestellt, dass die Politisierung von Expertise mit einer Entpolitisierung bioethischer Fragen zusammenhängt.
"Kontroversen um die Biomedizin sind durch normative Unsicherheit geprägt und werden als Wertkonflikte verhandelt. Dies stellt für die Politik eine erhebliche Herausforderung dar. Denn es besteht kein gesellschaftlicher Konsens darüber, was wir (nicht) wissen und tun sollten. Als politische Reaktion können wir eine Institutionalisierung von ethischer Expertise beobachten. In diesem Beitrag wird aus wissenschaftssoziologischer Perspektive Politikberatung durch Ethikkommissionen am Beispiel Österreichs analysiert. Die These lautet, dass die politische Verwertung von Ethik-Expertise deren Subsumtion unter die eigensinnigen Handlungslogiken des Politik-Systems bedeutet ('Politisierung von Expertise'). In der politischen Rezeption wird Expertise neu konfiguriert, um eine Übereinstimmung zwischen (divergierenden) ExpertInnenmeinungen und politischen Zielvorstellungen herzustellen. Politisches Lernen lässt sich vor diesem Hintergrund allenfalls als ein strategischer Umgang mit dem ExpertInnendissens beschreiben. Abschließend wird dargestellt, dass die Politisierung von Expertise mit einer Entpolitisierung bioethischer Fragen zusammenhängt." (Autorenreferat)
Kontroversen um die Biomedizin sind durch normative Unsicherheit geprägt und werden als Wertkonflikte verhandelt. Dies stellt für die Politik eine erhebliche Herausforderung dar. Denn es besteht kein gesellschaftlicher Konsens darüber, was wir (nicht) wissen und tun sollten. Als politische Reaktion können wir eine Institutionalisierung von ethischer Expertise beobachten. In diesem Beitrag wird aus wissenschaftssoziologischer Perspektive Politikberatung durch Ethikkommissionen am Beispiel Österreichs analysiert. Die These lautet, dass die politische Verwertung von Ethik-Expertise deren Subsumtion unter die eigensinnigen Handlungslogiken des Politik-Systems bedeutet ("Politisierung von Expertise"). In der politischen Rezeption wird Expertise neu konfiguriert, um eine Übereinstimmung zwischen (divergierenden) ExpertInnenmeinungen und politischen Zielvorstellungen herzustellen. Politisches Lernen lässt sich vor diesem Hintergrund allenfalls als ein strategischer Umgang mit dem ExpertInnendissens beschreiben. Abschließend wird dargestellt, dass die Politisierung von Expertise mit einer Entpolitisierung bioethischer Fragen zusammenhängt. (Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft / FUB)