"Anna Maria - eine Frau geht ihren Weg": eine Fallstudie zur Präsentation der Geschlechter in Fernsehserien
In: Zeitschrift für Frauenforschung, Band 14, Heft 1/2, S. 64-104
ISSN: 0946-5596
Am Beispiel der beliebten Fernsehserie, die zwischen Oktober 1994 und Januar 1995 in dreizehn Folgen vom Sender SAT 1 mit Erfolg ausgestrahlt wurde, befaßt sich der Beitrag mit der Frage, ob analog zu dem, was im Titel suggeriert wird, eine eigenständige Frau präsentiert wird. Ausgangspunkt der Analyse waren vor allem folgende Fragen: Ist mit dieser Produktion ein neues Muster der Serienunterhaltung gefunden, die publikumswirksam eine eigenständige Frau in den Mittelpunkt der Handlung stellt? Trägt diese Serie der veränderten Rolle von Frauen in unserer Gesellschaft Rechnung und leistet sie gar einen Beitrag zur Gleichstellung von Mann und Frau? Die inhaltsanalytische Untersuchung besteht aus zwei Teilen, einer groben Analyse, die sich dem Handlungsablauf in den 13 Folgen der ersten Staffel widmet, und einer Detailanalyse, im Rahmen derer nur einige Episoden interpretativ ausgewertet werden. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse machen deutlich, daß die Hauptdarstellerin zwar Elemente eines neuen Frauenbildes, jedoch bezüglich Beruf und Familie auch völlig traditionelle Vorstellungen verkörpert und die Serie somit einerseits die Eigenständigkeit von Frauen nur sehr eingeschränkt stützt, andererseits Illusionen über die soziale Chancengleichheit von Frauen weckt, die mit der Realität nicht vereinbar sind. (ICH)