Ziel des Autors ist es, die Fruchtbarkeit des figurationssoziologischen Ansatzes von N. Elias für die Entwicklungssoziologie aufzuzeigen. Elias' Kritik am Strukturfunktionalismus wird zusammengefaßt. Dagegen erscheint dem Verfasser das Modell sozialer Netzwerke als empirische Forschungsstrategie zur Figurationssoziologie komplementär, da es den Zugang zu konkreten Interdependenzketten ermöglicht. Ein zentraler Begriff der Figurationssoziologie, der Monopolmechanismus, wird am Beispiel Dahomeys verdeutlicht. (BO)
Es wird der Versuch unternommen, die Figurationssoziologie, die ihren Ursprung bei Norbert Elias hat, im Sinne der Methodologie wissenschaftlicher Forschungsprogramme zu rekonstruieren und zu beurteilen. Es wird eine Bilanz gezogen im Hinblick auf die Fortschritte, die innerhalb dieses Programms im Vergleich mit anderen Programmen und im Vergleich mit früheren Fassungen desselben Programms zu konstatieren sind. Es wird der empirische Bezug dieses Forschungsprogramms betont, wobei das Gebiet der historisierenden Forschung bislang die größten Erfolge aufweist. Die Figurationssoziologie überschreitet bei der Suche nach Lösungen für empirisch-theoretische Probleme Fachgrenzen, wodurch unbefangene Kritik möglich wird. Die Figurationssoziologie fordert Aufmerksamkeit für viele Arten komplexer Bedingungen, unter denen Menschen handeln. Dies enthält eine implizite Kritik an naiven Anwendungen allgemeiner Handlungstheorien. Die Frage, ob das Verhalten von Menschen durch die Figurationen, in denen sie sich befinden, bestimmt wird oder ob Menschen diese Figurationen manipulieren, ist nicht richtig gestellt. Figurationen geben gleichzeitig Möglichkeiten zum Handeln vor, wie sie den Handlungen Grenzen setzen. Es wird betont, daß der Fortschritt im figurativen Forschungsprogramm, gemessen an methodologischen Kriterien, nicht besonders groß gewesen ist. Verbesserungen sind durch theoretische Zusatzannahmen möglich, die jedoch die Kernaussagen des Programms unangetastet lassen sollten. (GB)
In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 778-782
Ziel des Beitrags ist es, die subjekttheoretische Position der Figurationssoziologie herauszuarbeiten und die Arbeiten von Norbert Elias als eine sozialhistorische Theorie der Konstitution des modernen Subjekts vorzustellen. Hierzu wird zunächst der Rahmen skizziert, in dem Elias' Subjektkonzeption zu sehen ist. Dabei werden die aktuellen Positionen des Subjektdiskurses sowie die für den Subjektdiskurs relevanten Begriffe diskutiert. Anschließend werden die für Elias' Subjektbegriff zentralen Subjektkonzeptionen von Marx und Freud vorgestellt. Der Beitrag schließt mit einer Skizze der Anschlussfähigkeit des figurationssoziologischen Subjektbegriffs für die Subjektkonzeption der reflexiven Moderne. (ICE2)
"Die sogenannte Figurationssoziologie (FS), wie sie durch Norbert Elias propagiert worden ist, beansprucht eine selbständige und ursprünglich paradigmatische Position zwischen der 'kollektivistischen' und der 'individualistischen' Methode in der Soziologie. In dem vorliegenden Beitrag soll gezeigt werden, daß die methodologischen Vorschläge, die durch die FS gemacht worden sind, in weiten Teilen in expliziter Übereinsteimmung mit dem Methodologischen Individualismus (MI), dargestellt durch Hayek, Popper oder unlängst durch Boudon, stehen und daß die verbleibenden Unterschiede lediglich programmatischer- und nicht substantieller Natur sind. Die wesentlichen methodologischen Annahmen der FS werden zusammengefaßt, und es wird in der Kritik der FS anderer methodologischer Positionen gezeigt, daß die Kritik am 'Individualismus' grundlos ist, wenn sie auf den MI bezogen sein soll." Der MI richtet sich auch gegen die vom FS "beklagten Mängel bestimmter Traditionen und Tendenzen in der Gegenwartssoziologie" (z.B. Atomismus, Statik, Voluntarismus, Psychologismus). Im Kontrast zur Position von Elias wird ausgeführt, daß der MI programmatisch und mehr und mehr auch faktisch "die vom FS genannten Elemente: figurative Interdependenzen, dynamische Prozessualität, emergente Effekte und unintendierte Folgen absichtsvollen Handelns" enthält, und es damit eine große Zahl von Übereinstimmungen zwischen der FS und dem MI gibt. (HMÜbers.2)
1. Images und Selbstbildnisse -- 2. "Man läßt sich fallen und man fängt sich auf" —Biographisches -- 3. Eine soziologische Zentraltheorie -- I. Zum Menschen- und Gesellschaftsbild Die Gesellschaft der Individuen -- 1. Homo non-clausus -- 2. Gesellschaft als Prozeß -- 3. Zivilisation -- 4. Staatenbildung -- 5. Die Doppelbinder-Falle -- II Zum Weltbild: Die große Evolution -- a) Thesen -- b) Integration und Differenzierung (aus: Gedanken über die große Evolution. Fragment II) -- III. Zur Wissenssoziologie: Engagement und Distanzierung -- a) Thesen -- b) … Wieviel Menschen nicht wissen können (aus: Die Fischer im Mahlstrom) -- IV. Zu Sozialwissenschaften und Wissenschaftsmethoden: Das mehr oder weniger Wandelbare -- 1. Die Ordnung des Wandels -- 2. Autonomie des Gegenstandsgebietes -- 3. Soziologie und Geschichte -- 4. Fortschritt -- V. Fallstudien -- 1. Über den Klatsch (aus: Etablierte und Außenseiter) -- 2. Der Paukboden der satisfaktionsfähigen Gesellschaft (aus: Studien über die Deutschen) -- 3. Fürstendiener und Künstlergenie (aus: Mozart) -- Ausgewählte Bibliographie der Werke von Norbert Elias.
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Lange hat sich die soziologische Biografieforschung ganz überwiegend auf Menschen konzentriert, die im globalen Norden leben. Dieser Band ist ein Beitrag zu den jüngeren Bemühungen, diese viel zu enge Perspektive aufzuheben. Er zielt auf die Lebensgeschichten und Lebensverläufe von Menschen aus Afrika und dem Nahen Osten. Dabei stehen die biografischen und sozio-geschichtlichen Verflechtungen mit anderen Menschen und anderen gesellschaftlichen Gruppierungen im Mittelpunkt.
Die palästinensische Bevölkerung vertritt nach außen hin häufig ein homogenes Bild der eigenen nationalen Identität. Bei näherem Hinsehen erweist sich dieses Bild jedoch als trügerisch und in sich brüchig. Dieser Band nutzt Methoden und Konzepte der soziologischen Biografieforschung und der Figurationssoziologie, um den Nahostkonflikt jenseits der Polarität zwischen 'Israelis' und 'Palästinensern' zu analysieren. In einem Vergleich von fünf städtischen Regionen wird die Bedeutung von Zugehörigkeit, kollektiven Selbstbildern und unterschiedlicher Formen sozialer Differenzierung ergründet. Gabriele Rosenthal ist Professorin für Qualitative Methoden an der Universität Göttingen.
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Die Dissertation leistet angesichts sich verstetigender Diskurse um das Leitbild ökologischer Nachhaltigkeit sowie in Ergänzung und Weiterführung diesbezüglicher soziologischer und transitionswissenschaftlicher Publikationen einen Beitrag zum Verständnis prägender Strukturen und Dynamiken transformativer Wirtschaftsbereiche am Untersuchungsfall der Windkraft in Deutschland. Hierfür wird auf konzeptioneller Grundlage der Multi-level Perspective unter Rekurs auf Formale Soziologie, Figurationssoziologie, Akteur-Netzwerk-Theorie und soziologische Netzwerkanalyse eine sozioökonomische Perspektive entwickelt, die vermittels eines qualitativen Methodenkonzepts empirisch im Untersuchungsfeld angewendet wird. Auf Grundlage des iterativen, deduktiv-induktiven Auswertungsprozesses wird die sozioökonomische Akteurskonstellation des Wirtschaftsbereich Windkraft in Deutschland nachgezeichnet, analysiert und mit Blick auf den hierin angelegten Transformationsprozess interpretiert.
Die Dissertation leistet angesichts sich verstetigender Diskurse um das Leitbild ökologischer Nachhaltigkeit sowie in Ergänzung und Weiterführung diesbezüglicher soziologischer und transitionswissenschaftlicher Publikationen einen Beitrag zum Verständnis prägender Strukturen und Dynamiken transformativer Wirtschaftsbereiche am Untersuchungsfall der Windkraft in Deutschland. Hierfür wird auf konzeptioneller Grundlage der Multi-level Perspective unter Rekurs auf Formale Soziologie, Figurationssoziologie, Akteur-Netzwerk-Theorie und soziologische Netzwerkanalyse eine sozioökonomische Perspektive entwickelt, die vermittels eines qualitativen Methodenkonzepts empirisch im Untersuchungsfeld angewendet wird. Auf Grundlage des iterativen, deduktiv-induktiven Auswertungsprozesses wird die sozioökonomische Akteurskonstellation des Wirtschaftsbereich Windkraft in Deutschland nachgezeichnet, analysiert und mit Blick auf den hierin angelegten Transformationsprozess interpretiert.