PRIF Blog ist online: Unter blog.prif.org veröffentlichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Peace Research Institute Frankfurt (PRIF) / Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) Texte zu aktuellen Fragen und Debatten, die für die Friedens- und Konfliktforschung relevant sind.
In diesem Forumsbeitrag kommentieren wir die aktuelle Evaluation der Friedens- und Konfliktforschung in Deutschland durch den Wissenschaftsrat als (ehemalige) Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK e. V.). Wir reflektieren, was die Evaluation aus der Perspektive der AFK für das Forschungsfeld der Friedens- und Konfliktforschung und für den Verband selbst bedeutet. Dazu stellen wir dar, wie die AFK als Fachverband in der Evaluation berücksichtigt wurde. Anschließend beleuchten wir zentrale Themenfelder, die im Evaluationsbericht angesprochen werden: Professionalisierung, die normative Ausrichtung des Forschungsfelds, Interdisziplinarität, Internationalisierung, die Standortfrage, politischer Nutzen, Finanzierung und Nachwuchsförderung. Wir argumentieren, dass die Evaluation eine Gelegenheit für das Forschungsfeld generell und für die AFK im Besonderen darstellt, um über die Stärken und Perspektiven der Friedens- und Konfliktforschung in Deutschland reflektieren und Strategien entwickeln, diese strukturell und institutionell zu sichern und auszubauen. Die AFK als standort- und institutionenübergreifender Fachverband könnte hierbei und als Lobbyorganisation eine wichtige Rolle übernehmen. ; We comment on the German Science Council's recent evaluation of peace and conflict studies from our perspective as (previous) chairpersons of the German Association for Peace and Conflict Studies (Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung e.V. – AFK). We reflect on the consequences of the evaluation for peace and conflict studies in Germany in general, and the association in particular. Inititially, we present how the AFK is taken into account in the evaluation. Subsequently, we outline main topics that are addressed in the evaluation report: professionalising, normative orientation of research, interdisciplinarity, institutional locations, political utility, funding, and promotion of young scholars. We argue that the evaluation presents an opportunity to reflect on the ...
Zum Wintersemester 2018/19 startet an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt der viersemestrige Masterstudiengang "Conflict, Memory and Peace" der in Kooperation mit der Universidad del Rosario in Bogotá, Kolumbien durchgeführt wird.
Die besorgniserregende Aufkündigung des INF-Vertrags, der wiederholte Einsatz von Chemiewaffen in Syrien, kontroverse Diskussionen über die Einführung autonomer Waffensysteme oder zunehmende Cyber-Bedrohungen prägen das aktuelle politische Weltgeschehen. Besonders in einer Zeit, in der nukleare, biologische und chemische Abrüstung- und Rüstungskontrollmaßnahmen vor großen Herausforderungen stehen und gleichzeitig neue Technologien veränderte Anforderungen an diese Kontrollmechanismen mit sich bringen, gewinnt die naturwissenschaftlich-technische Friedensforschung enorm an Bedeutung. Sie beschäftigt sich auf der Grundlage von Erkenntnissen aus verschiedenen Naturwissenschaften und technischen Fachrichtungen (z. B. Physik, Chemie, Biologie, Informatik) mit der Rolle naturwissenschaftlicher und technischer Möglichkeiten im Kontext von Krieg und Frieden sowie Rüstung und Abrüstung. Sie unterstützt die politischen Prozesse der Kriegsprävention, der Abrüstung und der Vertrauensbildung mit Analysen der Eigenschaften und Folgen neuer Waffenarten und Technologien. Aus dieser Forschung werden Vorschläge für die Begrenzung neuer Waffenentwicklungen ebenso entwickelt wie technische Lösungen für eine verbesserte Rüstungskontrolle. Dieser Artikel benennt aktuelle Herausforderungen der naturwissenschaftlich-technischen Friedensforschung und geht dabei auch auf die aktuellen Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Weiterentwicklung der Friedens- und Konfliktforschung aus dem Jahr 2019 ein.
Im Oktober war in der FAZ ein Mahnruf an das Fach Politikwissenschaft zu lesen: Zentrale Fragen der Politikwissenschaft und der politischen Theorie nach den normativen Grundlagen menschlichen Zusammenlebens würden zugunsten ökonomisch verwertbarer Ergebnisse verdrängt. Mit zunehmender Ökonomisierung und Mathematisierung verliere die Politikwissenschaft die Theorieentwicklung aus dem Blick, so der Vorwurf. Empirisch unterfütterte, gehaltvolle Theorien sind aber Voraussetzung für fundierte Politikberatung. Daher geht mit dieser Ökonomisierung der Politikwissenschaft auch ein Verlust zur normativen Bewertung des Erforschten einher. Haben wir der Gesellschaft also noch etwas Substantielles mitzuteilen, oder beschränken wir uns auf die empirische Analyse dessen was ist, ohne zu fragen was sein sollte?.
Workshopleitung: Miriam Bach und John Preuss Welches Wissen schafft Forschung? Wie wird dieses Wissen geschaffen und wie verhält es sich zur Praxis? In welcher Beziehung stehen dabei Forscher*innen und Beforschte, speziell Forscher*innen oder Student*innen aus der Universität und Praktiker*innen, Aktivist*innen aus sozialen Bewegungen und/oder marginalisierte Personen? Diesen Fragen wollen wir uns widmen, um daran anschließend über Macht und Herrschaft in Forschungsprojekten zu diskutieren und nach Möglichkeiten zu suchen, damit bewusst und solidarisch umzugehen. Ein Versuch, dem zu begegnen, bietet für uns die Wahl eines aktivistisch-partizipativen Methodenansatzes. Diesen möchten wir in seinen Grundlagen theoretisch erläutern und mit euch Potentiale, aber auch Herausforderungen und Grenzen thematisieren. Vor allem mit Blick auf schon realisierte oder potentielle Forschungsprojekte mit "der Praxis" erörtern wir so in diesem Workshop die Frage, ob ein aktivistisch-partizipativer Ansatz als ethisch-methodisches und erkenntnistheoretisches Korrektiv der Friedens- und Konfliktforschung dienen kann.
Workshopleitung: Christine Buchwald, Sebastian Grieser und Elise Kopper-Koelen "Welches Wissen(-)schafft Praxis?". Diese Frage wollen wir zum Anlass nehmen, um über die komplexen Zusammenhänge von Wissenschaft und Praxis in der Friedensbewegung nachzudenken. Denn die sowohl begrüßte wie kritisierte Trennung von Wissenschaft und Aktivismus nehmen auch wir, die wir Berührungspunkte in beide Szenen haben, wahr, wollen in unserem Beitrag jedoch versuchen, sie differenzierter zu diskutieren. Zwei überspitzte Bilder kursieren in den Diskussionen: Auf der einen Seite der 60-jährige, bildungsbürgerliche, friedensbewegte Aktivist in seiner Jeansjacke, der die theoretischen Diskussionen bis höchstens in die 90er Jahre verfolgt hat. Auf der anderen Seite die Theoretiker*innen in ihren Elfenbeintürmen - unpolitisch, abgehoben und realitätsfern. Diese weit verbreiteten Narrationen greifen jedoch zu kurz und versperren den Blick auf die deutlich komplexeren Verhältnisse von Theorie, Wissen und Praxis. Im Anschluss an wissenssoziologische Überlegungen wollen wir nachzeichnen, welche Zusammenhänge zwischen Wissen und Handeln von Praktikerinnen in der Friedensbewegung selbst hergestellt werden. Welche Deutungsmuster bezüglich der Friedens- und Konfliktforschung werden in der deutschen Friedensbewegung geteilt? Wie werden Theorien der Friedens- und Konfliktforschung in der Friedensbewegung rezipiert und wahrgenommen? An welchen Stellen verstehen sich Aktivistinnen selbst als Theoretikerinnen und welches Selbstverständnis haben sie von sich selbst als Praktikerinnen im Gegensatz zu Forschenden? Wo lassen sich Verbindungslinien zwischen Aktivistinnen und Wissenschaftlerinnen ausmachen? Und welche Erwartungen an die Friedens- und Konfliktforschung haben Menschen in der Friedensbewegung? Anhand von neu arrangierten Ergebnissen von Leitfadeninterviews mit hauptberuflichen Akteur*innen der deutschen Friedensbewegung werden wir verschiedene Arten des Bezuges auf Praxiswissen und akademisches Wissen aufzeigen. Zu vermuten ist, dass Theoriegenerierung, wie sie in der Friedens- und Konfliktforschung stattfindet, und die Produktion von Erfahrungswissen in der Bewegung nicht als zwei gegensätzliche Pole zu verstehen sind. Vielmehr, so unsere These, müssen Theorie- und Praxiswissen in einem ambivalenten Verhältnis gedacht werden. Ein solches Denken erlaubt, Differenzen zwischen Forschung und Praxis in ihrer Vielschichtigkeit anzuerkennen, aber als gesellschaftlich hergestellt zu reflektieren. Darüber hinaus wird der Blick auf die wechselseitige Hervorbringung und die Gleichzeitigkeit verschiedener Wissensbestände gerichtet. Ein solches relationales Verständnis von Forschung_Praxis_Bewegung ermöglicht, die Trennungslinien - zumindest an einzelnen Stellen - produktiv aufzulösen. Der Workshop ist im ersten Teil als Lesung konzipiert, in der wir Interviewausschnitte neu arrangieren und so die Ansichten "der Friedensbewegung", die unsere Interviewpartnerinnen vertreten, zum Sprechen zu bringen. In der anschließenden Diskussion wollen wir mit den Teilnehmenden die Ergebnisse der Interviews und die Erfahrungen der Teilnehmenden gemeinsam reflektieren. Die Praktikerinnen im Dialog mit sich, mit uns und mit dem Publikum erlauben es, Theorie in Bewegung und Bewegung in die Theorie zu bringen.
Die feministische Friedens- und Konfliktforschung steht vor neuen Herausforderungen, u. a. dadurch, dass Kriege aktuell insbesondere durch Verweis auf Frauen- und Homosexuellenrechte gerechtfertigt werden. Die Autor/-innen in dem von Bettina Engels und Corinna Gayer herausgegebenen Band wenden sich diesen Herausforderungen zu. Neben einer klaren Analyse bieten die Beiträge auch Anregungen für feministische Antworten gegen die 'feindliche Übernahme'. ; Feminist peace and conflict research is facing new challenges among others because wars are currently often justified particularly through reference to women's and gay rights. The authors of this volume, edited by Bettina Engels and Corinna Gayer, address these challenges. In addition to a clear analysis, the papers offer suggestions for feminist answers to this 'hostile takeover'.
Dieser Beitrag reflektiert und ergänzt die aktuelle Diskussion über die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Weiterentwicklung der Friedens- und Konfliktforschung. Wir richten dabei den Blick auf die vom Wissenschaftsrat attestierten Schwachstellen im Bereich empirisch-analytischer Methoden und erläutern ihre Auswirkungen auf Interdisziplinarität, Internationalität und Politikberatung der deutschen Friedens- und Konfliktforschung. Wir argumentieren, unter Verweis auf den Bericht des Wissenschaftsrats, dass eine breitere Methodenausbildung und -kenntnis von großer Bedeutung für interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit, aber auch für die Politikberatung ist. Zukünftige Initiativen innerhalb der Friedens- und Konfliktforschung sollten die Methodenvielfalt des Forschungsbereichs angemessen berücksichtigen und einen besonderen Fokus auf die Ausbildung im Bereich empirisch-analytischer Methoden legen, um das Forschungsfeld in diesem Bereich zu stärken. Unser Beitrag entspringt einer Diskussion innerhalb des Arbeitskreises "Empirische Methoden der Friedens- und Konfliktforschung" der Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung. ; This article reflects on and adds to the ongoing discussion of the German Science Council's recommendations for the further development of peace and conflict research. We focus on the gaps in empirical-analytical research methodology identified by the German Science Council and elaborate how they affect interdisciplinary cooperation, international visibility and policy-oriented research within the German peace and conflict research community. We follow the analysis of the Science Council's report and argue that a diversified training in as well as knowledge of empirical research methodology is of central importance for interdisciplinary and international cooperation as well as comprehensive policy-oriented research. Future initiatives within the peace and conflict research community should strive to reflect the methodological diversity of our research community and put a ...
"Die Friedens- und Konfliktforschung aus der Perspektive der jüngeren Generationen" zu betrachten, ist Anliegen des zweiten Bandes zur "Zukunft des Friedens". Bereits der erste Band ging aus einer Tagung hervor, auf der "Erkenntnisse und Perspektiven der Friedens- und Konfliktforschung" reflektiert wurden. .
Vortrag von Dr. Claudia Brunner zur Eröffnung des Studienjahrs 2014/15 des Masterstudiengangs "Sozialwissenschaftliche Konfliktforschung" der Universität Augsburg am 6. Oktober 2014 in der Alten Generatorenhalle am Senkelbach in Augsburg. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Christoph Weller
Diese Studie untersucht am Beispiel des Arava Institute for Environmental Studies in Israel, wie umweltbasierte Friedensbildungsmaßnahmen die Wahrnehmung eines Konflikts bei Akteuren auf der Graswurzelebene verändern können. Ausgangsüberlegung ist dabei, Umwelt nicht nur als Teil des Konfliktes zu interpretieren, sondern als konfliktneutralen Katalysator einzusetzen. Die auf dieser Basis erreichte Veränderung der Wahrnehmung des Konflikts wird in Form von konstruierten Raumbildern sowie den Bausteinen der Versöhnung nach LEDERACH (1997) konzeptualisiert. Die empirischen Einblicke zeigen zum einen die Bedeutung von physischen wie sozialen Orten und Räumen als Rahmen für die konstruktive Auseinandersetzung. Zum anderen lässt sich in Bezug auf die Konfliktwahrnehmung ein Bruch zwischen einer positiven Veränderung des Bildes der anderen Gruppe sowie dem Wunsch nach Frieden und der persistenten Konstruktion des Erbes sowie dem schweren Schritt der Vergebung ableiten. ; In the example of the Arava Institute for Environmental Studies in Israel, this study examines how environmentally-based peace building measures change the perception of a conflict between those parties at the grassroots level. The initial thought is that the environment should not only be interpreted as a part of the conflict, but rather as a conflict-neutral catalyzer. The change in perception of a conflict achieved is conceptualized in the form of constructed room images (being discussed in human geography), with the social construction of spaces and places as well as building blocks of reconciliation, (known from peace research in the field of political sciences). The empirical insights of this study show, on the one hand, the importance of physical and social locations, and rooms as a frame for a constructive dispute. On the other hand, in regards to the perception of a conflict, a bridge can be constructed between the positive change in the awareness of the other group, the desire for peace and the persistent construction of heritage, as well as ...