Friedensbewegung und Kriegsmobilisierung: zum Verständnis des Bewegungsbegriffes in der Friedensbewegung
In: Warum Krieg?: die Zukunft des Krieges - friedenspolitische Alternativen ; Beiträge zur 8. Internationalen Sommerakademie Juli 1991 auf Burg Schlaining, S. 164-177
Der Autor betrachtet beispielhaft den Zusammenhang von Friedens- und Kriegsbewegung insbesondere in Österreich und untersucht die Begehrlichkeit (Eros) als Bedingung für das Vorliegen von Bewegung, was der revolutionären, der Arbeiter- und der sozialen Bewegung gemeinsam ist. Reicht das vorhandene Bewegungsverständnis der Friedensbewegung aus, um ihre Ziele zu erreichen? Friedensbewegung wird dabei als neue soziale Bewegung begriffen, im Sinne von Verteidigung der "Lebenswelt gegen die Systemwelt". Das Begehren, Strukturen zu verändern, ist das Fundament für eine Utopie, deren Potentiale aus dem Mangel und der Knappheit genährt werden. Die Identität und die Authentizität sind neben der Massenaktion auf der Straße weitere Bedingungen für das Vorliegen von Bewegung. Kriegs- und Friedensbewegung sind die Struktur gemeinsam, sich als Gesinnung, Aktion und Masse zu erhalten: "Hat der Krieg sich erst des Volkes bemächtigt, so tritt die Friedensbewegung ab." Die Analyse der marxistisch-leninistischen Revolutionstheorie als eine weitere Schnittstelle von Friedens- und Kriegsbewegung führt zu der Meinung, daß "die Pazifisten dem kriegerischen Revolutionär erst noch die Bewegung entringen müssen, bevor sie ihr Ziel der Abschaffung und Ausschließung des Krieges erreichen können. Die Überwindung von politischer Herrschaft, die per se kriegerisch ist, kann nur einer Friedensbewegung gelingen, die sich selbst von jeglicher Herrschaftsstruktur befreit und sich an den inneren Machtprozessen diskursiv und reflexiv abarbeitet", ansonsten ist sie zur symbolischen Politik verurteilt. (ICK)