Energiepolitik als Friedenspolitik
In: Blätter für deutsche und internationale Politik: Monatszeitschrift, Band 57, Heft 1, S. 105-108
ISSN: 0006-4416
Seitdem die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) im November 2011 ihren jüngsten Bericht zum Stand des iranischen Nuklearwaffen-Programms veröffentlicht hat, spitzt sich die militärische Lage um den Iran immer mehr zu. Eine Bombardierung der iranischen Atomanlagen löst das Problem nicht. Die Folgen einer militärischen Intervention wären verheerend. Umso mehr kommt es heute darauf an, andere Optionen zu forcieren. Ansatzpunkte hierfür könnten in der Energiepolitik liegen. Denn was in den gegenwärtigen Debatten zumeist übersehen wird: Iran unternimmt große Anstrengungen, seinen Energiesektor zu diversifizieren. Dabei setzt das Land keineswegs nur auf die Atomkraft, sondern fährt zweigleisig: Er baut die zivile Atomkraft und die erneuerbaren Energien aus. Welches am Ende das wichtigere Gleis sein wird, ist noch nicht entschieden - und hängt auch von äußerer Einflussnahme ab. Eine vorausschauende Energiepolitik im Iran könnte somit als echte Friedenspolitik fungieren: Die erneuerbaren Energien könnten ein Hebel sein, Iran von seinem Atomprogramm abzubringen. Doch die Weichen in Richtung der erneuerbaren Energien müssten jetzt gestellt werden. Besonders die deutsche Bundesregierung ist hier gefordert. Denn aufgrund ihrer engen Wirtschaftsbeziehungen verfügt sie über erheblichen Einfluss im Iran. (ICF2)