Die gefährdete Öffentlichkeit
In: Transit: europäische Revue, Heft 13, S. 26-41
ISSN: 0938-2062
Der Beitrag versucht, anhand von Demokratietheorien die Idee einer autonomen Öffentlichkeit politikphilosophisch zu verorten. Ausgangspunkt der Überlegungen ist die Beunruhigung über den Zustand der Öffentlichkeit als Teil der Sorge um die Funktionstüchtigkeit der Demokratie in modernen, multikulturellen, komplexen politischen Gemeinschaften, deren regulative demokratische Ideale durch zunehmende Globalisierung von Finanz- und Arbeitsmärkten, Migration und globalen Fluß von Information und Kapital gefährdet scheinen. Zwei Traditionen des politischen Denkens, die der Öffentlichkeit einen zentralen Platz einräumen, werden betrachtet: die Tradition der republikanischen Tugend (Hannah Arendt) und Überlegungen über den Gebrauch der Vernunft (Kant). Gefragt wird, ob es einen Ausweg gibt aus dem Dilemma zwischen der Voraussetzung normativer Einigkeit und Einstimmigkeit bei der Betrachtung des Begriffes "Öffentlichkeit" und den multikulturellen vielstimmigen Gesprächen demokratischer Praxis. Zum Abschluß werden normative und soziologische Probleme in ihrem Zusammenhang beleuchtet und es wird eine Konzeption von Öffentlichkeit vorgeschlagen, die auf die elektronisch-ikonographischen Gesellschaften im Spätkapitalismus zugeschnitten ist. (ICH)