Liberalismus im katholischen Baden : Geschichte, Organisation und Struktur der Nationalliberalen Partei Badens 1869-1893
In: https://freidok.uni-freiburg.de/data/616
Die Nationalliberalen waren zwischen 1869 und 1918 die dominierende politische Kraft im Großherzogtum Baden. Bis 1893 behaupteten sie die absolute Mehrheit in der Zweiten Kammer des Landtags, und bis 1905 stellten sie die stärkste Fraktion. Bei den Reichstagswahlen lagen ihre Stimmenanteile mehr als doppelt so hoch wie im gesamten Reich. Damit war das Großherzogtum eine der wichtigsten nationalliberalen Hochburgen. Mit Unterstützung Großherzog Friedrichs I., durch personelle Verflechtungen mit der Regierung und durch eine enge Zusammenarbeit mit ihr avancierten die Nationalliberalen zur 'regierenden Partei'. Diese Stellung bot ihnen die Möglichkeit, die innenpolitische Entwicklung Badens bis 1918 maßgeblich mitzugestalten. Damit bildete das Großherzogtum einen Sonderfall, denn in keinem anderen deutschen Bundesstaat konnte sich der Liberalismus bis zum Ende des Kaiserreichs an der Macht behaupten. Es ist erstaunlich, dass die eindeutig protestantisch geprägte Nationalliberale Partei gerade in Baden beherrschend war. Das Großherzogtum gehörte nämlich mit einem Katholikenanteil von fast zwei Drittel zu einem der am stärksten katholisch geprägten deutschen Bundesstaaten. Dieser Widerspruch führt zur leitenden Fragestellung der Arbeit: Warum gelang es den Nationalliberalen trotz der für sie ungünstigen Konfessionsstruktur, eine derart starke Stellung einzunehmen und Jahrzehnte lang zu verteidigen?
