Die ökonomische Bestimmtheit der sozialen Funktionen und Rollen der Geschlechter ist zweifellos nicht nur ein begriffliches und historisches Phänomen unserer Zeit. Im Gegenteil: man könnte sogar sagen, dass eine solche Bestimmtheit der Sache wesentlich ist. Das Geschlecht ist nicht von dem ökonomischen Kontext zu trennen, zu dem es gehört. Zur Ökonomie des Geschlechts gehören sowohl die symbolischen als auch die materiellen Bedingungen seiner Reproduktion. Eine solche theoretische Voraussetzung schließt allerdings nicht aus, dass die Modalitäten der aktuellen Reproduktion von Geschlechteridentitäten und Geschlechterstereotypen historisch und sozial spezifisch sind. Ideengeschichtlich lässt sich eine bestimmte begriffliche Konstellation rekonstruieren, die hier nur kurz angedeutet werden kann, aber deren Bedeutung für die pädagogische Reflexion von Relevanz sein könnte. [.] Im Schwerpunktteil [.] beschäftigen sich die verschiedenen Beiträge mit der Analyse einiger Aspekte der aktuellen Ökonomisierung von Bildung und Geschlechterpolitik. (DIPF/Orig.)
Dem Zusammenhang von kindlicher Entwicklung und Geschlecht lässt sich nur über die Analyse des komplexen Zusammenspiels vieler unterschiedlicher, individueller und gesellschaftlicher, politischer und sozialer, historischer und kultureller Faktoren auf die Spur kommen - er kann nicht mit Hilfe punktueller Recherchen erschlossen oder empirisch gemessen werden. Der aktuelle Jahrbuch-Band stellt deshalb theoretische, empirisch-qualitative und empirisch-quantitative Beiträge und Forschungsberichte vor, die Geschlechteraspekte kindlichen Lebens und Lernens untersuchen. Die Beiträge stammen aus unterschiedlichen Forschungskontexten, wie der Bildungs- und Kindheitstheorie, der Kindheitsforschung, der Sexualforschung, aus Forschungen zur Pädagogik des Elementar- und Primarbereichs sowie aus der empirischen Schulforschung. Dazu kommen Rezensionen zum Schwerpunktthema dieses Bandes sowie zu weiteren Themen der Geschlechterforschung. (DIPF/Orig.) Aus dem Inhalt: Caryl Rivers/Rose Barnett, The difference myth Sabine Andresen, Kinder und soziale Ungleichheit Hans Peter Kuhn, Geschlechterverhältnisse in der Schule: Sind die Jungen jetzt benachteiligt? Ulrike Schmauch, Gleichgeschlechtliche Orientierungen von Mädchen und Jungen Anja Zeiske/Alexandra Klein/Hans Oswald, Die Lust beim ersten Mal. (Verlag)
Dieses Buch untersucht die Vermögensverhältnisse von Wiener Juden und Jüdinnen von der Jahrhundertwende bis 1938 mit dem Fokus auf Geschlecht als sozialer Kategorie. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwieweit die Höhe und vor allem die Art von Vermögen nach Geschlecht strukturiert waren. Weiters werden die Entziehung von Vermögen durch die Nationalsozialisten und die Restitutionen und Entschädigungszahlungen nach 1945 auf Geschlechterspezifika hin untersucht. Für die Zeit vor 1938 werden drei Themenbereiche besonders behandelt, in denen der Kategorie Geschlecht strukturierende Bedeutung zukommt, dazu gehören ökonomisches Handeln, worunter vor allem unternehmerische Tätigkeit verstanden wird, Vererbungspraktiken sowie die Ehe als Vermögen beeinflussender Faktor. Die Studie gründet sich auf ein Sample von 788 Personen (337 Frauen, 451 Männer), die 1938 von vermögensrechtlichen Maßnahmen der Nationalsozialisten, d.h. deren Raubpolitik betroffen waren. Das Sample war für eine Studie der Historikerkommission der Republik Österreich erstellt worden. Es beinhaltet Vermögenswerte dieser 788 Personen zum Stichtag 27. April 1938, wie sie in der so genannten Vermögensanmeldung, mit der alle als jüdisch definierten Personen, ihr Eigentum den Behörden deklarieren mussten, erfasst waren. Das in eine Datenbank eingespeiste Sample umfasst ferner Daten zu Restitution und Entschädigung. Diese Daten werden in der vorliegenden Arbeit erstmals geschlechtsspezifisch ausgewertet. Darüber hinaus werden mittels weiterer Quellen, darunter Verlassenschaftsakten, Testamente, Eheverträge, Handelsregister und Grundbücher, die Vermögenssituation von 78 der 788 Personen (Sample II) und ihrem familiären Umfeld, insbesondere ihrer Eltern und Geschwister erforscht. Ziel ist es unter anderem, die Herkunft des 1938 deklarierten Vermögens zu ergründen. Begründet durch die Auswahl der Untersuchungspersonen, die vom Vorhandensein eines gewissen Mindestvermögens abhängig war, lagen die Unterschiede zwischen den Männern und Frauen des Samples weniger in den Vermögensvolumina begründet, als vielmehr in der Zusammensetzung des Vermögens. Das heißt, das Vorkommen und der Umfang von verschiedenen Vermögensarten waren geschlechtsspezifisch determiniert. Als Ursachen dafür werden in der vorliegenden Studie Vererbungspraktiken und ein segregierter Zugang zum Vermögenserwerb, insbesondere im Bereich des ökonomischen Handelns, des Unternehmertums, identifiziert. Im Detail herausgearbeitet werden Geschlechterspezifika bei Grundbesitz und Unternehmen sowie Vermögenstransfers zwischen den Generationen sowie zwischen Eheleuten. Heiratsgüter beeinflussten nicht nur die Vermögenssituation der Ehefrau bzw. Witwe und des Ehemannes, sondern stellten auch essentielle Finanzierungsquellen für Unternehmen dar. Als besonders bedeutsam stellt sich die Möglichkeit zum ökonomischen Handeln und damit zum Vermögenserwerb heraus, diese Möglichkeit wird, wie die einzelnen Fallgeschichten zeigen, vorrangig in der Familie entschieden. Beim nationalsozialistischen Vermögensentzug war eine Unterscheidung nach Geschlecht kein vorrangiges Kriterium, so ein Ergebnis, jedoch können Geschlechtereffekte im Vorgehen der Nationalsozialisten gegenüber "Mischehepaaren" dokumentiert werden. Die Restitutionsergebnisse werden von mehreren Faktoren beeinflusst, darunter auch die beanspruchten Vermögenskategorien. Nach Männern und Frauen im Vergleich ausgewertet, spiegeln die Restitutionsergebnisse die Erfolgsquoten der jeweiligen Vermögenskategorien und indirekt die dahinter stehenden geschlechterspezifischen Vermögensstrukturen. ; This book examines the financial circumstances of Jewish men and women in Vienna from the turn of the century to 1938, focusing on gender as a social category. The central issue is the extent to which the amount and, above all, the category of assets were structured according to gender. Furthermore, the gender specifics of financial withdrawals by the National Socialists and restitution and compensation payments after 1945 shall be examined. Three subject areas will be carefully covered for the period before 1938, in which structured relevance is accorded to the category of gender. These are economic activity, which includes gainful employment and entrepreneurial activity, inheritance practices, and marriage as an influential financial factor. The study is based on a sample of 788 individuals (337 women, 451 men), who were affected by National Socialist proprietary measures, i.e. looting policy, in 1938. The sample was drawn for a study by the Austrian Historical Commission. It includes the assets of these 788 people on April 27, 1938 as they were recorded in the so-called assets declaration with which all people defined as Jewish had to declare their property to the authorities. The sample, which has been entered into a database, includes further data on restitution and compensation. This paper will evaluate the data in terms of gender for the first time. Moreover, the financial situation of 78 of the 788 individuals (Sample II) and their familial environment, in particular their parents and siblings, are researched through further sources including inheritance files, wills, marriage contracts, and commercial and land registers. One of the objectives is to investigate the origin of the assets declared in 1938. Based on the selection of individuals, which was dependent upon the existence of a minimum asset level, there are no significant differences between the asset volume of men and women from the sample. Nevertheless, the study points out that the composition of the assets, which means the occurrence and scope of different categories of assets, was determined by gender specific factors. Inheritance practices and segregated access to asset acquisition, particularly in economic activity, are identified as reasons for this. Gender specifics in real estate and business as well as asset transfers between generations and married couples are elaborated upon in detail. Dowries not only influenced the financial situation of the wife or widow and her husband, but also presented essential financial resources for companies. The possibility of economic activity and thereby acquisition of assets is of particular importance; this possibility is primarily decided in the family, as is shown in the individual case histories. Although gender specific differences can hardly be verified in National Socialist asset withdrawal, they can be documented in the National Socialists' approach to mixed couples. The restitution results are influenced by several factors; among these are also the claimed asset categories. In a comparative evaluation of men and women, the restitution results reflect the success of the respective asset categories.
Das Jahrbuch hat das Ziel, die Expertise der Frauen- und Geschlechterforschung zur Problematisierung von Exklusionsprozessen im Medium demokratischer Inklusionsversprechen mit dem aktuellen Diskurs zu Inklusion als Bildungsauftrag in Austausch zu bringen. Darin aufgehoben ist auch der Versuch, den in einem weiten Inklusionsverständnis angelegten Teilhabeanspruch geschlechtertheoretisch auszubuchstabieren. Die Vielstimmigkeit der Beiträge nimmt das Anliegen des Jahrbuchs auf, dem Verhältnis von Frauen- und Geschlechterforschung zu benachbarten Diskursen aus Queer Theory und Disability Studies nachzugehen und kommende Forschungsarbeiten zu Inklusion aus geschlechtertheoretischer Perspektive zu inspirieren. Gibt es ein Geschlecht der Inklusion? Sicher nicht eines, aber viele. Der Blick auf die Verbindungen der Theoriebildung in der Frauen- und Geschlechterforschung im Kontext Inklusion eröffnet insofern weiterführende Forschungsperspektiven. Insgesamt liefern die Beiträge Perspektiven, die insbesondere für kritische Dekonstruktionen von Differenzkategorien interessantes Potenzial bieten. Gleichwohl bleiben, dies dokumentiert das Jahrbuch ebenso, noch reichlich theoretische wie empirische Fragen offen. (DIPF/Orig.)
Der Band steht in Verbindung mit dem FWF Projekt P14853 "Ethnographie - Gender-Perspektive - Antikerezeption". Sein Ziel ist es, antike Ethnographie, die Gender-Perspektive und die aktuelle methodologische Diskussion miteinander in Verbindung zu bringen. Zu diesem Zweck wurde, getragen von den Mitarbeiterinnen an dem genannten FWF Projekt, vom 5.-8. 3. 2003 an der Universität Innsbruck ein Workshop mit dem Titel Frauenbild und Geschlechterrollen bei antiken Autoren der römischen Kaiserzeit veranstaltet, bei dem mehrere Fragestellungen behandelt wurden. Die Hauptintention der Workshops bestand darin, die theoretische Methoden-Diskussion der "Postmoderne", aber auch die mit dieser Diskussion eng verknüpfte theoretische Diskussion des Feminismus in direkte Verbindung mit der Praxis der täglichen Forschungsarbeit zu bringen. Weil es eine der das Projekt leitenden Thesen ist, daß die Eigenständigkeit eines Autor bzw. seines Textes durch den synchronen und diachronen Vergleich eruierbar und nicht bloß als Teil eines 'Diskurses' wahrzunehmen ist, wurden derartige Studien von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern erwartet. Der vorliegende Band bietet die auf der Basis der und der anschließenden Diskussionen formulierten Beiträge. Der chronologische Schwerpunkt liegt vor allem auf der römischen Kaiserzeit. Im ganzen erfassen die Beiträge jedoch einen Zeitraum vom 5. Jh. v. Chr. bis ins 6. Jh. Das so chronologisch erfasste Spektrum wird in einer systematischen Gliederung dargeboten. Auf eine methodologisch orientierte Einleitung (C. Ulf, K. Schnegg) folgt ein erster Abschnitt, in dem sich 5 Beiträge mit den Grundlagen und Formen der Texte und der Textlektüre befassen. Die gewählten Beispiele reichen von Augustinus über die archäologische Beispiele bis zum modernen Film. Im zweiten Abschnitt steht die Frage Historische Realität(en) im Text im Mittelpunkt der 7 Artikel. Attische Demokratie, die augusteische Progaganda und Autoren von Cornelius Nepos bis zu Synesios von Kyrene werden behandelt. Im dritten und letzten Abschnitt Textebenen und Bilder der Geschlechter kommt der ethnographische Aspekt ebenso zur Sprache wie die Perspektive einzelner Autoren von Tacitus bis zu Ennodius. Der Band benennt verschiedene Betrachtungsweisen und Zugangsmöglichkeiten zu den Texten, indem der als legitim hervorgehobene Blick auf die historischen Realitäten von jenem auf die Textebenen und die damit verknüpften Vorstellungen der Autoren bzw. der Texte bewußt separiert wird. ; This volume is an outcome of the FWF project P14853 "Ethnographie - Gender-Perspektive - Antikerezeption". The research project intended to connect ancient ethnography, gender studies and the running methodological debate. For this purpose the collaborators to the project organised two workshops. The volume contains the revised papers held at the first workshop Frauenbild und Geschlechterrollen bei antiken Autoren der römischen Kaiserzeit at the University of Innsbruck, 5.-8. 3. 2003. According to the goal of this workshop the papers connect the theoretical debates of postmodernism und feminism with the daily work of historians or philologists. Each paper touches , in some way or other, the premise underlying the mentioned project that an author's profile can be uncovered by comparing his text with other texts synchronically and diachronically. Most of the papers deal with the Roman imperial period. As a whole they cover the time span from the 5th century BCE to the 6th century CE. But they are not arranged chronologically but systematically. First comes a methodological introduction (C. Ulf and K. Schnegg) connected with a description of the papers. The first section then contains five articles pointing at the 'basis and kind of text and its lecture' (Grundlagen und Formen der Texte und der Textlektüre). The authors deal with Augustine, archaeological remains, and modern movies as well. Seven articles focusing on the topic 'historical realities within texts' (Historische Realität(en) im Text) build up the second section. They deal with the attic democray, Augustean propaganda, and authors from Cornelius Nepus to Synesios of Cyrene. In the last section 'text levels and pictures of sexes' (Textebenen und Bilder der Geschlechter) the reader finds articles concerning some aspects of ancient ethnography and the gender perspective of authors from Tacitus to Ennodius. The volume offers, in a broad chronological spectrum, varied perspectives on and ways of dealing with texts by separating consciously the search for historical realities form the interpretation of texts.
Das Konzept einer ›Kosmopolitik‹ des Sozialen verweist auf Prozesse der Einbeziehung des Ausgeschlossenen in Form der ›inklusiven Differenz‹, womit an den modernisierungstheoretischen Begriff der Kosmopolitisierung von Ulrich Beck angeknüpft, dieser zugleich aber sozialtheoretisch weiter gefasst wird. Die Erfindung des Menschen als Menschenrechtssubjekt – das heißt als ein existenziell berechtigtes Wesen – und die Ausrichtung der je eigenen Selbstwahrnehmung daran ist ein ebenso eindrucksvolles Beispiel für die Kosmopolitik des Sozialen wie die Zuschreibung einer Würde des Menschen. Sie stellt keine substantielle, ahistorische Eigenschaft dar, sondern eine geschichtlich und gesellschaftlich konturierte symbolische Formgebung des Mensch-Seins und liefert so einen ethischen und moralischen Maßstab dafür, wie Menschen(nicht) behandelt und was ihnen (nicht) angetan werden soll. Dieser Maßstab verknüpft ›globale‹ (weltweit zirkulierende) Wissensbestände und ›lokale‹ (situativ verankerte) Erfahrungen mit Vorstellungen von Humanität und darauf bezogener Solidarität, mit Selbstsorge und Sozialität. Ob ›Me too‹, ob lautes oder stummes Entsetzen angesichts von Exzessen geschlechtsbezogener Gewalt im Zeichen des Terrors, ob Kränkung, Demütigung oder Grausamkeit als institutioneller Normalfall der Geschlechterordnung und ihrer ›glokalen‹ Infragestellung – stets schließt die Kosmopolitik des Sozialen die Erfahrung der existenziellen Verletzlichkeit bis hin zur De- und Re-Humanisierung ein. Der Mensch kommt – unbenommen seiner jeweiligen sozial-kategorialen Besonderungen – als ›absolute‹ und zugleich höchst fragile Statuskategorie zum Tragen, hinter die nicht weiter (als bis zum Ding oder Tier – oder zum anderen Geschlecht?) zurückgegangen werden kann. Menschenwürde ist, wissenssoziologisch betrachtet, der Versuch, der humanen Ausstattung des Menschen ›als Menschen‹ einen Namen zu geben, das heißt einer Selbstverständlichkeit, die doch keine ist. Dies wird bei weitem nicht nur, aber zunehmend auch vor dem Hintergrund globaler Verflechtungen und lokaler Interaktionsordnungen sichtbar.
Der Work-in-Progress Workshop »Politik und Geschlecht« richtet sich an alle Mitglieder des AK Politik und Geschlecht und insbesondere an NachwuchswissenschaftlerInnen des AK, die gerne ihre Forschungsarbeiten vorstellen und diskutieren wollen. Der Workshop soll ein offenes und anregendes Forum für die Diskussion unterschiedlicher Themen und Zugänge der feministischen Politikwissenschaft bieten. Er bietet Beiträge der feministischen Politikwissenschaft, u.a. aus den Bereichen feministischer Demokratie- und Politiktheorien, der internationalen Beziehungen, der intersektionalen Politikforschung, der Friedens- und Konfliktforschung, der Demokratie- und Partizipationsforschung sowie der transnationalen und vergleichenden Politikforschung. Programm 14.00 Christoph Holzhey: Begrüßung 14.10 Brigitte Bargetz (ICI Berlin/AK Politik und Geschlecht): Einführung Politik und Repräsentation 14.20 Alexandra Scheele (HU Berlin): Krise und Geschlecht 15.35 Elke Wiechmann (FernUniversität Hagen): Stagnation der politischen Repräsentanz von Frauen – Erklärungsansätze am Beispiel deutscher Kommunen Discussant: Patricia Graf (Universität Potsdam) 16.45 Kaffeepause Staat, Arbeit und der Begriff des Politischen 17.15 Diana Auth (Universität Gießen): Wohlfahrtsstaatliche Organisation von Pflegearbeit aus Geschlechterperspektive im Kontext des demographischen Wandels: Ein Vergleich zwischen Deutschland, Schweden und Großbritannien Discussant: Annette Henninger (Universität Marburg) 18.30 Teresa Orozco (FU Berlin): Jacques Derridas Beitrag zur Aufdeckung phallokratischer Traditionen des Politischen Discussant: Luca Di Blasi (ICI Berlin) ; Politik und Geschlecht , workshop, ICI Berlin, 1 July 2011
Der Band steht in Verbindung mit dem FWF Projekt P14853 "Ethnographie - Gender-Perspektive - Antikerezeption". Sein Ziel ist es, antike Ethnographie, die Gender-Perspektive und die aktuelle methodologische Diskussion miteinander in Verbindung zu bringen. Zu diesem Zweck wurde, getragen von den Mitarbeiterinnen an dem genannten FWF Projekt, vom 5.-8. 3. 2003 an der Universität Innsbruck ein Workshop mit dem Titel Frauenbild und Geschlechterrollen bei antiken Autoren der römischen Kaiserzeit veranstaltet, bei dem mehrere Fragestellungen behandelt wurden. Die Hauptintention der Workshops bestand darin, die theoretische Methoden-Diskussion der "Postmoderne", aber auch die mit dieser Diskussion eng verknüpfte theoretische Diskussion des Feminismus in direkte Verbindung mit der Praxis der täglichen Forschungsarbeit zu bringen. Weil es eine der das Projekt leitenden Thesen ist, daß die Eigenständigkeit eines Autor bzw. seines Textes durch den synchronen und diachronen Vergleich eruierbar und nicht bloß als Teil eines 'Diskurses' wahrzunehmen ist, wurden derartige Studien von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern erwartet. Der vorliegende Band bietet die auf der Basis der und der anschließenden Diskussionen formulierten Beiträge. Der chronologische Schwerpunkt liegt vor allem auf der römischen Kaiserzeit. Im ganzen erfassen die Beiträge jedoch einen Zeitraum vom 5. Jh. v. Chr. bis ins 6. Jh. Das so chronologisch erfasste Spektrum wird in einer systematischen Gliederung dargeboten. Auf eine methodologisch orientierte Einleitung (C. Ulf, K. Schnegg) folgt ein erster Abschnitt, in dem sich 5 Beiträge mit den Grundlagen und Formen der Texte und der Textlektüre befassen. Die gewählten Beispiele reichen von Augustinus über die archäologische Beispiele bis zum modernen Film. Im zweiten Abschnitt steht die Frage Historische Realität(en) im Text im Mittelpunkt der 7 Artikel. Attische Demokratie, die augusteische Progaganda und Autoren von Cornelius Nepos bis zu Synesios von Kyrene werden behandelt. Im dritten und letzten Abschnitt Textebenen und Bilder der Geschlechter kommt der ethnographische Aspekt ebenso zur Sprache wie die Perspektive einzelner Autoren von Tacitus bis zu Ennodius. Der Band benennt verschiedene Betrachtungsweisen und Zugangsmöglichkeiten zu den Texten, indem der als legitim hervorgehobene Blick auf die historischen Realitäten von jenem auf die Textebenen und die damit verknüpften Vorstellungen der Autoren bzw. der Texte bewußt separiert wird. ; This volume is an outcome of the FWF project P14853 "Ethnographie - Gender-Perspektive - Antikerezeption". The research project intended to connect ancient ethnography, gender studies and the running methodological debate. For this purpose the collaborators to the project organised two workshops. The volume contains the revised papers held at the first workshop Frauenbild und Geschlechterrollen bei antiken Autoren der römischen Kaiserzeit at the University of Innsbruck, 5.-8. 3. 2003. According to the goal of this workshop the papers connect the theoretical debates of postmodernism und feminism with the daily work of historians or philologists. Each paper touches , in some way or other, the premise underlying the mentioned project that an author's profile can be uncovered by comparing his text with other texts synchronically and diachronically. Most of the papers deal with the Roman imperial period. As a whole they cover the time span from the 5th century BCE to the 6th century CE. But they are not arranged chronologically but systematically. First comes a methodological introduction (C. Ulf and K. Schnegg) connected with a description of the papers. The first section then contains five articles pointing at the 'basis and kind of text and its lecture' (Grundlagen und Formen der Texte und der Textlektüre). The authors deal with Augustine, archaeological remains, and modern movies as well. Seven articles focusing on the topic 'historical realities within texts' (Historische Realität(en) im Text) build up the second section. They deal with the attic democray, Augustean propaganda, and authors from Cornelius Nepus to Synesios of Cyrene. In the last section 'text levels and pictures of sexes' (Textebenen und Bilder der Geschlechter) the reader finds articles concerning some aspects of ancient ethnography and the gender perspective of authors from Tacitus to Ennodius. The volume offers, in a broad chronological spectrum, varied perspectives on and ways of dealing with texts by separating consciously the search for historical realities form the interpretation of texts.
Mit dem Titel Geschlecht – Sozialisation – Transformationen spannt der Band einen Bogen zwischen Transformationen gesellschaftlicher Geschlechterverhältnisse und Transformationen erziehungswissenschaftlicher Debatten über die Theoretisierung dieser Verhältnisse. Im Fokus steht dabei Sozialisation als eine der zentralen und gleichwohl umstrittenen theoretischen Perspektiven in diesem Kontext. Der Frage nach Transformationen von Sozialisation und Geschlecht nähert sich der Band von zwei Seiten: Zum einen geht es um Transformationen der Debatten bzw. der theoretischen Perspektiven zu Geschlecht und Sozialisation und die Konsequenzen für erziehungswissenschaftliche Geschlechterforschung. Zum anderen geht es um aktuelle Transformationsprozesse gesellschaftlicher Geschlechterverhältnisse, zu deren Analyse sozialisationstheoretische Instrumentarien herangezogen werden. (DIPF/Orig.)
Under the main topic "Education, Science and Gender" the following books are reviewed: Wobbe, Theresa (Ed.): Women in Academy and Science. Places of Work and Research Methods 1700-2000; Geißel, Brigitte; Seemann, Birgit (Eds.): Educational Policy and Gender. A European Comparison; Scherb, Ute: I am standing in the sun feeling my wings grow… Female Students and Scientists at the University of Freiburg since 1900 until Today; Maul, Bärbel: Female Academics in the Postwar Period. A Comparison between the Federal Republic of Germany and the GDR. ; Sammelbesprechung zu:1. Wobbe, Theresa (Hrsg.): Frauen in Akademie und Wissenschaft. Arbeitsorte und Forschungspraktiken 1700–2000. Interdisziplinäre Forschungsberichte, 10. Berlin: Akademie Verlag 2002. ISBN 3-05-003639-7; 237 S.2. Geißel, Brigitte; Seemann, Birgit (Hrsg.): Bildungspolitik und Geschlecht. Ein europäischer Vergleich. Politik und Geschlecht, 5. Opladen: Leske + Budrich 2001. ISBN 3-8100-3084-8; 203 S.3. Scherb, Ute: Ich stehe in der Sonne und fühle, wie meine Flügel wachsen. Studentinnen und Wissenschaftlerinnen an der Freiburger Universität von 1900 bis in die Gegenwart. Aktuelle Frauenforschungen. Königstein/Ts.: Ulrike Helmer Verlag 2002. ISBN 3-89741-117-2; 384 S.4. Maul, Bärbel: Akademikerinnen in der Nachkriegszeit. Ein Vergleich zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Campus Forschung, 849. Frankfurt am Main: Campus Verlag 2002. ISBN 3-593-37131-6; 427 S.
Die Ausgabe 2002 der Potsdamer Studien zur Frauen- und Geschlechterforschung versammelt elf Aufsätze, die im Rahmen des Lehr- und Forschungsprojektes Transformationen von Wissen, Mensch und Geschlecht entstanden sind. Angeregt wurde dieses Projekt durch die vielerorts artikulierte Sorge um die Zukunft des Menschen. Gentechnologisch generalüberholt und chirurgisch re-designed, ökonomisch und sozial flexibilisiert, informationsgesättigt und medial vollverbunden scheint der Mensch bisherige Grenzziehungen zu überschreiten und sich auf ein bedrohliches Terrain vollkommener Gestaltbarkeit und beispielloser Verfügbarkeit zu begeben. Gleichwohl stellt sich die Frage, ob wir in der Tat von Veränderungen in der Verfasstheit »des« Menschen sprechen können, die eine radikale Transformation der Bedingungen »seines« und »ihres« Seins anzeigen. Zentraler Bezugspunkt aller Texte ist die Untersuchung der geschlechtlichen und vergeschlechtlichenden Konstruktionen in den aktuellen Diskursen dieser Umbrüche. Geschlecht wird als wissens- und wirklichkeitskonstituierender Modus verstanden, der in jedwede Transformationsprozesse eingeschrieben ist. Inwieweit werden hierbei Grenzziehungen und Hierarchien aufgebrochen und stabilisiert? Wie wird in den Natur- und Technikwissenschaften die Kategorie Geschlecht eingesetzt oder zum Verstummen gebracht? Angesichts neuer Tendenzen des biologischen Determinismus zielt das Projekt auf kritische Interventionen in die Naturwissenschaften und eröffnet somit neue Felder feministischer Forschung, die darauf zielt, die akademische und politische Wirkmacht der Kategorie Geschlecht zu steigern. So werden an der Schnittstelle von Wissenschafts- und Medienforschung, Sozial- und Kulturwissenschaften, Informatik und Geschlechterstudien möglichst vielfältige Blickachsen entwickelt und dabei disziplinäre Grenzen und fachspezifische Gegenstandskonstitutionen neu verhandelt. Denn die drei wegweisenden Transformationen – die wirtschaftlichen, medientechnologischen und gentechnischen Transformationen – können nicht länger isoliert betrachtet werden. Sie verstärken und beschleunigen sich gegenseitig und führen regressive als auch konstruktive wissenschafts- und gesellschaftspolitische Strukturen mit sich. Der transdisziplinäre Ansatz dieses Heftes will eine kaleidoskopische Perspektive eröffnen, die nicht Universalität und Widerspruchsfreiheit zelebriert, sondern die jeweiligen theoretischen, politischen und disziplinären Standpunkte zu neuen Bildern zusammenfügt, um so alte Bilder dekonstruieren zu können.
Der Bundestag diskutiert heute in erster Lesung den Gesetzentwurf "zur Änderung der in das Geburtenregister einzutragenden Angaben" (19/4669). Demnach soll für die Eintragung des Geschlechts neben den bestehenden drei Varianten "weiblich", "männlich" und "ohne Angabe" nunmehr eine vierte Beurkundungsmöglichkeit geschaffen werden: "divers". Der Kabinettsentwurf ist schon als "Trauerspiel für die geschlechtliche Selbstbestimmung" (Grüne) und als "verfassungswidrig" (Aktion Standesamt 2018) kritisiert worden. Die Kritik der trans*- und inter*-Community hat Grietje Baars hier zusammengefasst. Tatsächlich wird mit der Einführung der sogenannten dritten Option der deutlich weniger radikale Weg der beiden vom Bundesverfassungsgericht aufgezeigten Alternativen beschritten. Die Entscheidung ist ausführlich hier besprochen worden. Ob Änderungen des bisherigen Personenstandsrechts gerechtfertigt werden können, soll aber nicht Gegenstand dieses Beitrags sein. Im Folgenden soll vielmehr – umgekehrt – gefragt werden, warum Geschlecht überhaupt als rechtliche Kategorie erfasst wird – und ob die Gründe hierfür eigentlich (noch) tragen.
"2. aufl." ; At head of title: Leopold von Wiese. ; 1. Die vier Wege der Erkenatais.--2. Strindberg.--3. Antifeminismus.--4. Das weibliche Geschlecht und die Politik.--5. Eros.--6. Der Weg Asiens.--7. Der Weg Europas.--8. Ausblick. ; Mode of access: Internet.
"2. aufl." ; At head of title: Leopold von Wiese. ; 1. Die vier Wege der Erkenatais.--2. Strindberg.--3. Antifeminismus.--4. Das weibliche Geschlecht und die Politik.--5. Eros.--6. Der Weg Asiens.--7. Der Weg Europas.--8. Ausblick. ; Mode of access: Internet.
Forschung zum europäischen Integrationsprozess kann ergreifend, bildend – um nicht zu sagen sexy sein. Dies zeigt überzeugend der Band "L'Europe, une chance pour les femmes? Le genre de la construction européenne". Im deutschsprachigen Kontext ist dieses historische Forschungsfeld noch nicht wirklich entdeckt worden und so folgt man gespannt den Autor*innen, die nach einem Europa der Frauen und für Frauen ebenso fragen, wie sie das Geschlecht der europäischen Gemeinschaftskonstruktion insgesamt in den Blick nehmen. "L'Europe, une chance pour les femmes?" versammelt 19 Beiträge von Autor*innen aus Frankreich, Italien, Deutschland, den USA, Belgien, Griechenland, Spanien, Luxemburg. Die Herausgeberinnen Anne-Laure Briatte, Éliane Gubin und Françoise Thébaud haben sie in vier Kapiteln zusammengefasst und mit einer kontextualisierenden Einleitung versehen. Die Kapitelüberschriften unterbreiten gleichzeitig einen Vorschlag zur Epochenbildung, der die Phasen der europäischen Formierung mit Fragen zum Geschlechterverhältnis verknüpft und somit die Entwicklung von Gleichstellung als Form und Inhalt des europäischen Integrationsprozesses begreift. So fragt das erste Kapitel nach den "Müttern Europas" und dem Geschlecht der europäischen Idee zwischen 1919 und 1957. Das zweite Kapitel befasst sich mit den Frauen im Schatten der männlichen Institutionen von den 1950er- bis hinein in die 1970er-Jahre. Das dritte Kapitel thematisiert den Diskurs um ein feministisches Europa am Ende der 1970er-Jahre. Das vierte Kapitel untersucht mit einem vergleichenden Ansatz die deutschfranzösischen Initiativen in der Gleichstellung. Der Band schließt mit einem Schlusswort der Herausgeberinnen sowie mit einer äußerst nützlichen Chronologie zur Orientierung.