Statuspassage und Geschlechtsidentität
In: Die Gleichheit der Geschlechter und die Wirklichkeit des Rechts, S. 186-208
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In: Die Gleichheit der Geschlechter und die Wirklichkeit des Rechts, S. 186-208
In: Denkverhältnisse: Feminismus und Kritik, S. 425-453
In dem Beitrag wird der geschlechtsspezifischen Verteilung von Rationalistätskonzeptionen nachgegangen. Dabei dienen die Ausführungen dazu, einige Bausteine zur Untermauerung der sich aus einigen feministischen erkenntnistheoretischen Ansätzen ergebenden Hypothese zu liefern, daß die spezifisch männliche Perspektive, die bislang den Begriff der "menschlichen Rationalität" definiert hat, nicht nur einseitig, sondern in gewisser Weise "pervers" ist. Es wird darauf eingegangen, daß die mit der bürgerlichen Gesellschaft, mit liberalen politischen Theorien und mit Wissenschaft assoziierten Rationalitätsmodelle spezifisch moderne Formen der Rationalität sind. Warum diese modernen Formen deutlich maskulinere Züge aufweisen als die Rationalitätsmodelle vormoderner Gesellschaften, ist der Gegenstand der Forschung. Es wird dargestellt, wie die philosophischen Fragen über die Angemessenheit der Rationalitätskonzeptionen aus der wachsenden Einsicht entstanden sind, daß man Frauen als Erkenntnisobjekte nicht einfach dem existierenden Korpus des Wissens über soziale und natürliche Prozesse hinzufügen kann. Ein Überblick über die Ergebnisse zweier Bereiche empirischer Forschung zeigt den geschlechtsspezifischen Charakter der herrschenden Konzeptionen rationaler Überzeugung und rationalen Handelns. Einige Implikationen, die diese neuen Forschungen für die traditionelle und zeitgenössische Rationalitätsdebatte in der Philosophie haben, werden abschließend diskutiert. (ICA)
In: Männer, Mythos, Wissenschaft: Grundlagentexte zur feministischen Wissenschaftskritik, S. 67-82
In dem Beitrag wird deutlich gemacht, daß das Geschlecht in der Ethnologie ein sehr wichtiger Faktor ist, der nicht unterschätzt werden darf: Kulturelle Definitionen des Geschlechts, d. h. die von einer Kultur akzeptierten Konzepte der Geschlechtsidentität, stellen einen Teil des Wertsystems einer Gesellschaft dar und bestimmen als solche das Selbst- und Wertverständnis jedes Mitgliedes einer Kultur. Es wird gezeigt, daß wertvolle Informationen verlorengehen oder gravierende Mißverständnisse entstehen, wenn diese Konzepte ignoriert werden. Es wird untersucht, wie der Vorgang des Datensammelns durch die Konzepte der Geschlechtsidentität beeinflußt werden. Die Funktion folgender Methoden dabei wird analysiert: (1) teilnehmende Beobachtung; (2) Interview mit Hauptinformant; (3) Sammeln von Lebensgeschichten; (4) Interview; (5) Fragebögen. Der Autor führt zu der Schlußfolgerung, daß sich das Gesamtbild einer Gesellschaft, wie es sich aus der exklusiven maskulinen Sicht bot, ändern wird, wenn ethnologische Studien Informationen über die Erlebnis- und Gedankenwelt der Mädchen und Frauen einschließen. (KW)
In: Wechselnde Blicke: Frauenforschung in internationaler Perspektive, S. 115-129
Die Autorin unterscheidet zunächst zwei gegensätzliche Thesen innerhalb der feministischen Theorie: die These von der sozialen Konstruktion der Geschlechtsidentität und die These von den einzuklagenden Gruppenrechten der Frauen. Im Kontext dieser Polarisierung wird für die Plausibilität beider Thesen argumentiert, also für die Notwendigkeit von Rechten für Frauen auf der einen Seite, und die Einsicht in die Konstruktivität von Geschlechtsidentitäten auf der anderen Seite. Im weiteren wird gezeigt, warum zwischen der Idee von bestimmten Rechten für Frauen einerseits und der Idee der Befreiung von traditionalen Geschlechtsidentitäten als Konstruktionen andererseits nicht eine alternative Beziehung, d.h. eine solche des gegenseitigen Ausschlusses, besteht, sondern daß im Gegenteil die eine Idee allererst die Ermöglichung der anderen bedeutet. Hierzu werden vier verschiedene Positionen diskutiert, die das Verhältnis beider Seiten zueinander thematisieren: die Konstruktionsposition, die Rechtsposition, die Behauptung eines Dilemmas zwischen beiden Positionen sowie die von der Autorin vertretene Behauptung ihrer Vereinbarkeit: Da es die normative Idee gleicher Freiheit ist, die von der Position, Geschlechtsidentitäten seien kulturell konstituiert, immer schon in Anspruch genommen wird, besteht zwischen der Forderung nach Gruppenrechten für Frauen und der Einsicht in die Konstruktivität von Geschlechtsidentitäten ein Verhältnis der Vereinbarkeit. (ICD)
In: Männer mit "Makel"
In: Menschenrechte und Geschlecht, S. 132-159
In: Gegen-Rassismen: Konstruktion - Interaktionen - Interventionen, S. 242-266
Die Autorin diskutiert aus der Perspektive der Lesben- und Schwulenbewegung positive und zu revidierende Ansätze der queer-Theorie und Politik. Das radikale politische Eintreten für die Pluralität der sexuellen Selbstbestimmung und die queer-Theoretisierung der Sexualität haben deutlich gemacht, dass monolithische und dichotome Begriffe von Sexualität als eindeutig homo- oder heterosexuell heute sozialwissenschaftlich nicht mehr zu halten sind. Die queer-Theorie zeigt vor allem, dass "sexuelles Begehren" weder auf Körperlichkeit, Geschlechtsidentität noch auf andere soziale Konstruktionen bzw. Kategorien zu reduzieren ist. Die Autorin gibt abschließend zu bedenken, dass die Einsicht, Geschlechtsidentität als etwas Erworbenes und Produziertes zu erkennen, zwar wichtig, aber wenig nützlich ist, wenn diese Einsicht nicht mit der Analyse von Zwängen und Einschränkungen gekoppelt wird, innerhalb derer gender performativ realisiert wird. (ICA)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 101-105
"Ausgeführt wird, welches die heutigen gesellschaftlichen Voraussetzungen sind, die bei der Übernahme der Elternrolle von den handelnden Männern und Frauen verarbeitet werden müssen. Zurückgewiesen wird die These von der 'Modernisierung des Patriarchats'; deutlich wird, daß diese These strukturelle Herrschaftsverhältnisse fälschlich dem Mann zuordnet, diese dadurch individualisiert und der Kritik entzieht. Die Analyse orientiert sich an zwei Hypothesen: 1. Die Übernahme der Elternrolle erscheint in einem neuen Licht, wenn wir uns diesem Vorgang mit einer kritischen Theorie der geschlechtsspezifischen Sozialisation nähern, wie sie der Autor in 'Das sozialisierte Geschlecht. Zur Theorie der Geschlechtersozialisation' (Leske & Budrich 1996) dargelegt hat. Die Elternrolle wird also als Geschlechtsrolle beziehungsweise als Geschlechtsidentität interpretiert. 2. Dem geschlechtsspezifischen sozialisationstheoretischen Zugang ist eine Lebenslauf- und entwicklungstheoretische Argumentation immanent, die kontrastreich expliziert werden kann, indem hypothetisch beschrieben und erklärt wird, wie sich die Geschlechtsidentität definiert, wenn aus Jugendlichen Mütter und Väter werden. Angesichts der Tatsache, daß durchaus umstritten ist, welcher Wirklichkeitsaspekt mit der Kategorie der geschlechtsspezifischen Sozialisation begrifflich vergleichbar gemacht wird, wird in einem ersten Schritt die Kategorie der Geschlechtersozialisation definiert, so daß deutlich wird, was gemeint ist, wenn im folgenden von geschlechtsspezifischer Perspektive auf den Übergang von der Jugend- in die Elternphase gesprochen wird. In einem zweiten Schritt wird gezeigt, welche Vorstellungen zur künftigen Elternrolle, die als Geschlechtsidentität interpretiert wird, heutige Jugendliche äußern. Deren Vorstellungen werden reflektiert und mit den gesellschaftlichen Voraussetzungen in Verbindung gebracht. Die These wird ausgeführt, daß von einer feministischen Generation als hegemonialem Jugendtypus ausgegangen werden muß, der von der Arbeitsmarktstruktur bei der Übenahme der Elternrolle reprimiert wird." (Autorenreferat)
In: Sexualitäten: Diskurse und Handlungsmuster im Wandel, S. 235-252
Der Autor wirft zu Beginn die Frage nach dem Realitätsgehalt von Mythen zur Männlichkeit und Sexualität auf. Er skizziert anschließend die biologische und physiologische Dimension des Geschlechtsunterschieds zwischen Mann und Frau bezogen auf Sexualität sowie die individualpsychologische Perspektive der Geschlechtsidentität. Die soziale Dimension der Sexualität beschreibt er ferner in Bezug auf das soziale Klassifikationsschema der modernen Welt- und Selbstsicht und mit Blick auf die soziale Normierung und Reglementierung von Sexualpraktiken. Er beschäftigt sich in einem weiteren Abschnitt mit der Vielfalt und dem Wandel von Männlichkeit und maskulinen Mustern von Sexualität sowie mit dem Wandel "hegemonialer Männlichkeit", wobei er auf Ergebnisse der neueren Geschlechterforschung zurückgreift. (ICI)
In: Geschlechterverhältnisse im Kontext politischer Transformation, S. 425-449
Feministische Forschung tritt mit einem zunehmend selbstbewußteren Relevanzanspruch in der politikwissenschaftlichen Teildisziplin Internationale Politik auf. Dieser stützt sich auf die Einsicht, daß gender nicht nur die individuelle Geschlechtsidentität bestimmt, sondern als strukturelles Konzept in alle Bereiche gesellschaftlichen, politischen und damit auch internationalen Handelns hineinwirkt. Wenn die Kategorie Geschlecht jedoch mehr sein soll als eine zu addierende Variable, dann hat die feministische Perspektivierung radikale theoretische Konsequenzen, die bis in die Neudefinition des Gegenstandsbereichs der Teildisziplin reichen. Anhand des facettenreichen Beispiels "Globalisierung der Wirtschaft" arbeitet die Autorin heraus, welchen spezifischen Beitrag feministische Ansätze zur erforderlichen Transformation dieser Teildisziplin leisten können. (pre)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 1754-1764
"Wenn sich in der Adoleszenz die Geschlechtsreife allmählich vollendet, beginnen Jugendliche sich zu dem Ergebnis dieses Reifungsprozesses zu positionieren. Der Prozess der permanenten Selbstbeobachtung, Selbstpräsentation und Selbstbefragung trägt dazu bei, 'den Körper bewohnen' (Fend 2001) zu lernen. Etwa bis zum 17. Lebensjahr beschäftigen sich Jugendliche mit der physiobiologischen Reifung und den Konsequenzen für ihr Körperselbstkonzept. Mit dem Ergebnis des Reifungsprozesses erklären sich Jugendliche entweder einverstanden oder aber sie versuchen sich damit zu arrangieren. Die Einschätzung und Bewertung des eigenen Körpers ist im 21. Jahrhundert stark kultur- und gesellschaftsabhängig, denn physische Attraktivität wird in sozialen Kontexten vorgegeben und vor allem auch medial vermittelt. Die Auseinandersetzung mit dem körperlichen Selbstbild ist aber zudem auch von Idealen geprägt, die Jugendliche sich selbst aussuchen und auferlegen. Die (potentiellen) Vorstellungen und Überzeugungen der unmittelbaren Anderen bestimmen die eigenen Erwartungshaltungen und den Maßstab an sich selbst. Somit ist die Beziehung zum Körper heute immer eine soziosexuelle (Lautmann 2002). In der Alltagspraxis gleichen nun Mädchen und Jungen ihr Aussehen mit ihren eigenen und den Vorstellungen der Anderen sowie den allgemein vorgegebenen Schönheitsidealen ab. Fällt das so genannte body image nicht positiv aus, führt das mitunter zu Dissonanzen, zu Gefühlen von Minderwertigkeit und vielleicht zu harter Körperarbeit. Dies hat mitunter Folgen für den Umgang mit Anderen, denn die äußeren Zeichen verweisen nicht nur auf körperliche Reife und Vollkommenheit, sondern auch auf die Geschlechtsidentität und sexuelle Attraktivität. Physische Attraktivität gewährleistet mitunter auch erotische, die gewollt und angestrebt wird, denn das Leben sexualisiert sich zunehmend für die Heranwachsenden. Gefragt wird hier nun, inwieweit Jugendliche von medialen Bildern bei der Ausbildung eines Körperkonzepts und einer Geschlechtsidentität geprägt werden, wie sie diese Bilder nutzen und sich aneignen. Es stehen drei verschiedene Datensorten zur Verfügung, die im Zeitraum von 2004-2006 erhoben worden sind: 1.400 inhaltsanalytisch ausgewertete Emails von Jugendlichen an ein Online-Beratungsportal zur Sexuellen Aufklärung; 2. qualitative, themenfokussierte Einzelinterviews mit 30 Jugendlichen; 3. quantitative Daten von 300 Brandenburger Jugendlichen zu den Themen 'Nudität, Sexualität, Erotik in Film und Fernsehen'." (Autorenreferat)
In: Gender and politics: "Geschlecht" in der feministischen Politikwissenschaft, S. 171-197
Die Autorin führt am Beispiel ihrer Feldforschung in Ägypten aus, wie der emanzipatorische Anspruch feministischer Methodologie mit der Einsicht in die soziale Konstruktion von Geschlecht verknüpft werden kann. Die Feldforschung ist wie jede Begegnung mit Fremden ein Aushandlungsprozeß zwischen den Beteiligten, für die ForscherInnen ebenso wie für die Frauen und Männer im Feld. "Geschlecht" wird in der Interaktion interpretiert und reformuliert, Vorurteile werden dabei ebenso sichtbar und im Idealfall diskutierbar wie die individuellen Perzeptionen und Praktiken der eigenen Geschlechtsidentität. Die politische, ökonomische, soziale und kulturelle Kontextierung der Kategorie Geschlecht ermöglicht für die Autorin Empowerment und Kritik: Empowerment statt Festschreibung des Opferstatus der Frauen im Süden, Gesellschaftskritik und Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung der Frauen im Norden. (pre)
In: Geschlechterverhältnisse und Politik, S. 43-71
Der vorliegende Beitrag arbeitet heraus, daß Arendts "performatives" Politikverständnis ein vielversprechendes Modell für eine feministische (Identitäts-)Politik bietet, die sich (performativ und agonal) der vorherrschenden Unterscheidung von "sex" (biologisches Geschlecht) und "gender" (Geschlechtsidentität und soziales Geschlecht) als anthropologische Konstanten genauso widersetzt wie der vorherrschenden binären Aufteilung des politischen Raums in einen öffentlichen und privaten. Diese performative Politik beruht auf der Prämisse, daß man in Identitätsfragen (Frau-, Jude-, Weißer- sein etc.) genauso wie in der Politik nichts "richtig machen" kann. Arendts Konzeption des Selbst ist die eines agonalen, plural-differenzierten, nicht-identifizierten Wesens, das immer im Werden ist, immer nach Erweiterung und Ergänzung sucht. (pmb)
In: Frauenerwerbsarbeit : Forschungen zu Geschichte und Gegenwart, S. 25-46
Die Autorin geht von drei Überlegungen aus: in allen Staaten Europas haben sich geschlechtsspezifische Arbeitsmärkte herausgebildet, die geschlechtsspezifisch vertikale (Hierarchie) und horizontale (nach Branchen und Tätigkeiten) Segregation besteht weiterhin auf dem Arbeitsmarkt, es gibt Veränderungen in den weiblichen Berufsverläufen, zudem haben ganze Berufe in den letzten Jahrzehnten einen "Geschlechtswechsel" durchgemacht. Daran anknüpfend skizziert sie die z.T. kontroversen theoretischen Erklärungsversuche und Ansätze zur "gendering"-Forschung, zur Geschlechterforschung. Sie geht ein auf die Diskussion um Geschlechtsrollenstereotype, Geschlechtsidentität und -normen und stellt verschiedene soziologische Positionen dar. Ein Überblick weiterführender Forschungsfragen zur "gendering"-Forschung schließt den Beitrag ab. (rk)
In: Frauenbewegungen weltweit: Aufbrüche, Kontinuitäten, Veränderungen, S. 257-280
Mit der Erklärung des "Internationalen Jahrs der Frau" 1975 begann die Epoche der Internationalisierung und Institutionalisierung der Frauenbewegung im weltweiten Maßstab. Aus dem "Jahr der Frau" wurde ein Jahrzehnt, und die drei UN-Konferenzen, die Anfang, Halbzeit und Ende der Frauendekade markierten, wurden zum politischen Handlungsfeld, auf dem sich neue internationale Frauenbewegungen formierten. Die Autorin geht der Frage nach, ob mit dem weiteren "Austrocknen" der politischen Bedeutung und des demokratischen Gehalts des UN-Systems nicht neue Strategien einer internationalisierten Frauenpolitik erforderlich sind. Nicht die Konstruktion politischer Großsubjekte auf der Basis einer homogenen Geschlechtsidentität steht heute auf der Tagesordnung, sondern ein Netzwerk großer und kleiner Organisationen mit strategischen Allianzen auf lokaler, nationaler und transnationaler Ebene. (ICA)