Gesellschaftskritik
In: Politische Theorie: 25 umkämpfte Begriffe zur Einführung, S. 142-157
Der Verfasser unterscheidet sechs Formen der Gesellschaftskritik. Dabei differenziert er zunächst zwischen (1) Ideologiekritik und (2) genealogischer Kritik, die vorerst rein deskriptiv auftreten. Sie müssen jedoch zumindest implizit normative Maßstäbe in Anspruch nehmen, um Machtstrukturen nicht nur beschreiben, sondern auch kritisieren zu können. Für die explizite Inanspruchnahme normativer Maßstäbe lassen sich vier weitere Formen der Gesellschaftskritik unterscheiden, nämlich (3) welterschließende, (4) konstruktivistische, (5) interpretative und (6) rekonstruktive Ansätze. Eine Betrachtung dieser sechs Formen der Gesellschaftskritik zeigt, dass die in der Literatur üblichen Unterscheidungen "deskriptiv vs. normativ" und "extern vs. immanent" zu falschen Gegensätzen führen. Fruchtbare Gesellschaftskritik, so wird abschließend gezeigt, muss nicht nur deskriptiv angemessen und normativ überzeugend ausfallen, sondern auch zugleich intern und extern sein. (ICE2)