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Sammelband mit Beiträgen über Wandlung und Widerstand, Veränderung und Kontinuität, Transformation und Reproduktion der sozialen und psychischen Konstruktionen von Männlichkeit heute. Ziel des Bandes ist es, beide Seiten der Maskulinität in ihren wechselseitigen Verknüpfungen zu begreifen. Dazu werden die Konzepte des Mannseins in verschiedenen Kulturen und Milieus, der Zusammenhang von Männlichkeit und Herrschaft, Bedeutungsverschiebungen im Verständnis der Partnerschaft, innere Bilder des Männlichen in der Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte sowie psychoanalytische Perspektiven auf die männliche Homosexualität untersucht. Gehobenes Fachniveau, eher für Studierende und Wissenschaftler. Wer's eingängiger und mit Perspektive haben will, sei auf den jüngst erschienenen Band "MännerVersagen" von Dieter Otten verwiesen (BA 1/01). (3) (Uwe-F. Obsen)

Mit "Geheimnis, Illusion und Lust" (BA 5/95) hatte der Philosoph H. Schenk bereits sein Thema vorgegeben, das er hier nurmehr variiert und erweitert: daß das technische und moralische Sprechen über Sexualität nicht eigentlich die sexuelle Befreiung nach sich gezogen, sondern der sexuelle Diskurs - frei nach M. Foucault - der Etablierung eines durchschaubaren, angepaßten Sexualverhaltens Vorschub geleistet habe. Die Macht des "definierten Sex" könne nach Schenk erst dann gebrochen werden und werde erst dann spannend, faszinierend und emanzipativ, wenn der einzelne seine individuellen Phantasien frei entfalten und leben könne. Das Profil eines derart "aufgeklärten Eros" steckt Schenk hier moralphilosophisch und damit auf hohem Niveau ab. (3) (Uwe-F. Obsen)

In den letzten Jahren erschienen unterschiedliche Bücher über Hannah Arendt. Nichts auszusetzen gibt es jedoch an der fundierten Studie von Brunkhorst (zuletzt BA 5/98). Er stellt Arendt als eine Intellektuelle vor, die auch für die Tagespresse schrieb, und, wie im Falle Eichmann, ein Massenpublikum zu Kontroversen anregte. Genau beleuchtet der Autor ihr philosophisches Umfeld, zu dem Heidegger, Jaspers, Jonas u.a. gehörten, und untersucht ihre Ansichten über Judentum und Jüdischsein. Ausführlich befaßt er sich mit Arendts Theorie totaler Herrschaft und verschweigt weder Widersprüche noch Vorurteile der politischen Denkerin. Die Darstellung wendet sich an Studenten und interessierte Laien. Für Schüler dürfte sie etwas zu schwierig sein. Ausführlicher Anhang. (2) (Ursula Homsnn)

Nach dem Text-Bild-Band über "Die Grenze" (siehe BA 3/98), ist der Publizist Peter Joachim Lapp in seinem mit Friedrich Christian Delius geschriebenen neuesten Buch einem Teilproblem des deutsch-deutschen Grenzverkehrs nachgegangen. Das Transitabkommen von 1971, "das die Insel West-Berlin dem Festland berechenbar näher rückte", wie Egon Bahr in seinem Geleitwort formuliert, wird von den Autoren in einer sehr materialreichen Darstellung vorgestellt. Neben einem geschichtlichen Überblick über die Transitwege von und nach Westberlin werden die Erinnerungen von Delius über die Benutzung dieser Verbindungswege durch 6 Zeitzeugenberichte ergänzt. Eine Dokumentation zum Transitabkommen, Tabellen, Statistiken und ein kurzes Literaturverzeichnis ergänzen diesen mit vielen Abbildungen ausgestatteten Band. (3) (Claus Baumgart)

Rez.: Dies ist die Fortsetzung von Julis Sommertagebuch (s. B. Dieck: "Lesen strengstens verboten", BA 10/98). Diesmal ist Juli gerade von einer gelungenen Ferienfreizeit auf Sylt zurückgekommen und hat sich in Olaf verliebt, der Naturschützer ist und alles über die Tiere und die Natur des Meeres weiß. Aber trotz seiner seitenlangen Briefe über die Brutgewohnheiten des Seeregenpfeifers fühlt sich Juli auch von Simon angezogen. Doch ihre beiden besten Freundinnen raten ihr vom Mädchenschwarm der ganzen Schule dringlichst ab. Von Problemen pubertierender Teenager über schwangere Mitschülerinnen und Familienstress der besten Freundin bis zu ihrer Sorge um ihre kranken Großeltern schreibt Juli alles in gewohnt witzigem Stil in ihrem Tagebuch nieder. - Zur Fortsetzung, aber auch als Einzelband zu empfehlen.

Dem ehemaligen Aldi-Geschäftsführer geht es nicht um quantitative Größen, sondern um die Prinzipien und Hintergründe der Geschäftspolitik, die in unglaublicher Konsequenz über fast 50 Jahre den Erfolg von Aldi begründen. Dazu gehören Niedrigpreis- und Qualitätspolitik, Kundenorientierung, asketische Verkaufskonzepte, ein beschränktes, allenfalls aktualisiertes Sortiment, klare Organisationsstrukturen, Verzicht auf Werbung und Publizität. Das einfache, verblüffend wirksame Konzept der Brüder Albrecht machte ALDI zum erfolgreichsten Lebensmitteldiscounter unserer Zeit. Die überwiegend positiv gesehene, ganz einfach erzählte Unternehmensgeschichte ist spannend für Händler und Konsumenten. Sachbezogener als H. Hintermeier (BA 7/98), der aber vermutlich ein breiteres Publikum anspricht. (3) (Rendel Morsbach)

Vorländer, Professor für Politikwissenschaften an der TU Dresden, untersucht die Idee von Verfassung, wie sie sich in Antike und Mittelalter und den Staaten, die Vorreiter für die Entwicklung des modernen Konstitutionalismus waren (England, Frankreich, Nordamerika), dargestellt und bis in die heutige Zeit entwickelt hat. Instruktiv die einleitende Reflexion über Funktionen und Symbolgehalt gesellschaftlicher Ordnungsentwürfe. In einem 2. Teil stehen die deutsche Verfassungstradition, das deutsche Grundgesetz - auch unter dem Vorzeichen der Wiedervereinigung - und die Zukunft der Verfassung im Mittelpunkt. Das schmale Bändchen vermittelt einen kursorischen ideengeschichtlichen Überblick, Zielgruppe sind Studenten, auch Schüler von Leistungskursen. - Neben R. Weber-Fas: "Deutschlands Verfassung" (BA 2/98). (3 S) (Haike Wirrmann)

In seinem begleitenden Text macht Michel Tournier auf den soziokulturellen Background der Tattoos in der westlichen Kultur aufmerksam: Sie sind Lebens-Zeichen der Unterprivilegierten, der Seeleute, der Fremdenlegionäre, der Gefangenen. Deren Erfahrungswelt entstammt auch der Motivkanon. Als der Vogue-Fotograf Barbieri nach Polynesien geschickt wurde, um dort Modeaufnahmen zu machen, entdeckte er bei den Ureinwohnern die andere Seite der Körperzeichen: Kunstvolle, ornamentale Tattoos schmücken die Körper wie Kleidungsstücke. Er setzte seine Entdeckungsreise in prächtige Schwarzweiß-Fotografien um, die zwischen Reportage und stilisierter Modefotografie changieren. Trotz eingestreuter Texte ist das Buch mehr ein Bildband. Als kulturgeschichtliche Abhandlung ist "Geschmückte Haut" (BA 7/97) vorzuziehen. (3) (Bettina Scheurer)

In dieser Dimension fehlt Vergleichbares: Dargestellt wird die bulgarische Geschichte von Beginn an (Staatsgründung 681) - überschaubar gegliedert und verständlich beschrieben. Die Diktion ist die eines Handbuchs (recht karger Ausstattung); erzählerisch aufgezäumte oder essayartige Passagen fehlen. Etwa die Hälfte des Buches berücksichtigt das 20. Jahrhundert, besonders die kommunistische Phase und die Zeit danach bis Ende 1997. Für kleinere Bibliotheken dürfte G. Knaus (BA 4/98; sich nicht nur auf Geschichte beschränkend und auch lexikalisch nutzbar) ausreichend bleiben, größere sollten die zusätzliche Anschaffung unbedingt tätigen. Zeittafel, Kurzbiographien historischer Persönlichkeiten, Personen- und Ortsregister. (2) (Gert Kreusel)

Vor 50 Jahren, am 10. Dezember 1948, verabschiedeten die Vereinten Nationen die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte". Seitdem hat sich viel getan, und doch ist heute "jeder zweite Erdbewohner von Menschenrechtsverletzungen betroffen" (UN-Menschenrechtszentrum, Genf). Das Taschenbuch aus der Süd-Nord-Reihe, in 2., aktualisierter und ergänzter Auflage erschienen (1. Auflage vgl. BA 11/94), bietet Fallberichte und Einzelbeiträge unter den Rubriken "Menschenrechte - weltweit verletzt", "Internationaler Menschenrechtsschutz" und, besonders wichtig, "Aktionen". Im Anhang Adressen, Tips zum Weiterlesen, Quellenverzeichnis. Die Empfehlung Reinhild Khans gilt nach wie vor: "besonders auch als Einführung und Unterrichtsbegleitung für Schüler und Lehrer". (1 S) (ehw)

Huntingtons inzwischen berühmtes Buch "Kampf der Kulturen " (BA 2/97) beschäftigt die deutsche Politikwissenschaft weiterhin intensiv. Der Frankfurter Konfliktforscher Harald Müller geht äußerst kritisch mit Huntingtons Themen um. So lehnt er dessen einseitige Fixierung auf die Religionen als Konfliktherde ab. Weltweite Modernisierungstendenzen seien viel konfliktträchtiger als kulturelle Schnittstellen. In seiner Beschäftigung mit bewaffneten Konflikten der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart kommt Müller ebenfalls zu anderen Ergebnissen. Auch sein Blick auf geopolitische Großräume gipfelt nicht in einem Krisenszenarium. Als praxisorientierter Politologe entwirft er einen Bezugsrahmen, innerhalb dessen sinnvolle Dialoge zwischen den politischen Lagern möglich sind. - Neben Huntington anzuschaffen. (2) (Klaus Hohlfeld)

Der Band enthält 12, überwiegend polit(olog)ische und ökonomische Beiträge zum Reizthema "Globalisierung", beginnen mit wichtigen, auch in der ZEIT bereits diskutierten Gedanken des Herausgebers zu "Wie wird Demokratie im Zeitalter der Globalisierung möglich?". Die weiteren Beiträge führen tief in die Kontroversen, ob es sich bei der Globalisierung um einen nur quantitativen oder auch qualitativen Wandel handle und wie damit - auch aus der Sicht des "Arbeiters" und/oder der nationalen Politik - umzugehen sei. Der Band ergänzt die Aufsatzsammlung "Perspektiven der Weltgesellschaft" (siehe in dieser Nr.). Beide Bände wurden von Beck in "Was ist Globalisierung?", einem SZ-"Sachbuch des Monats" Februar 1998 (BA 3/98), kritisch zusammengefaßt und ausgewertet. Ohne Register. (2) (Siegfried Lörcher)

Internationale Anerkennung ist dem israelischen Wissenschaftler Bar-On (BA 5/96), führender Kopf dieses sozialpsychologischen Reports, für seine Forschung auf dem schwierigen Gebiet der intergenerationellen Auswirkungen von Traumata auf Holocaustüberlebende und deren Nachfahren (s.a. "Spuren der Verfolgung": ID 12/93) zuteil geworden. Ein Ergebnis umfangreicher wissenschaftlicher Untersuchungen ist diese Studie. Anhand der biographischen Rekonstruktionen dreier Generationen aus 5 israelischen Familien (Interviewtexte), eingebettet in Fachdiskurse und -protokolle, wollen die Psychologen Übertragungs- und Durcharbeitungsprozesse in Familien mit Holocausthintergrund herausfinden und auswerten. Bibliographie; Register. - Orientierung für Sozial- und Psychotherapeuten, Pädagogen, Studenten. (3) (Marianne Jonzeck)

Auf engem Raum (überschaubar!), klar gegliedert, unter Verwendung "einer besonderen Periodisierung" untersucht der Historiker aus sozialgeschichtlicher Sicht die über 1000jährige Geschichte der Juden in Deutschland im Kontext mit gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Analysiert werden die politisch, rechtlich, ökonomisch und religiös motivierten Ausgrenzungsstrategien der Mehrheit gegenüber der jüdischen Minderheit in den einzelnen Perioden deutsch-jüdischer Geschichte, Manche These Goldhagens findet hier ihre Bestätigung. Für politisch und historisch interessierte Leserinnen und Leser ist die Abhandlung genauso unverzichtbar wie "Deutsch-jüdische Geschichte der Neuzeit" (BA 6/96 und 3/97) und andere Bücher zur Thematik. - Anmerkungen, Quellen- und Literaturverzeichnis, Namen-, Orts- und Sachregister. (2) (Marianne Jonzeck)

Diese Tagebuchberichte sind eine Chronik der Ereignisse der entscheidenden ersten 11 Wochen der kubanischen Revolution von der Ausfahrt der Granma (25.11.1956) bis zum 19.2.1957: es ist der Anfang vom Ende des Diktators Batista. Die Schilderungen von Che Guevara und Raul Castro, dem Bruder von Fidel, lassen die Geschichte dieser entwicklungsträchtigen Situation nachvollziehen. Sehr leserfreundlich ediert: Die Herausgeber haben die Tagebuchaufzeichnungen durch zusammenfassende Schilderungen der Geschehnisse miteinander verbunden. Vorangestellt sind überdies einführende Texte, deren umfangreichster die Vorbereitungen in Mexiko im Sommer und Herbst 1956 schildert, recherchiert von Paco Ignacio Taibo II (vgl. BA 12/97, "Das Jahr ..."). Mit vielen dokumentarischen Schwarzweißfotos. (3) (Jürgen Tacke)