Der Band versammelt erstmals grundlegende konzeptionelle Aufsätze aus verschiedenen nationalen Wissenschaftskulturen und verdeutlicht, wie sich die Geschichtsschreibung des menschlichen Denkens verändert hat. Eine ausführliche Einleitung beleuchtet die Forschungsgeschichte und die theoretischen Grundlagen, auf denen heute Ideengeschichte geschrieben werden kann.
Eine reine Ideengeschichte ohne Bezug zur aktuellen politischen Theorie ist kaum noch möglich. Zwar ist eine gewisse Vernachlässigung der außereuropäischen Ideengeschichte zu konstatieren, aber zumindest mit Blick auf Interkulturalität und Religion wurden in jüngster Zeit entsprechende Anstrengungen unternommen. Die Gefährdungen für den Bereich der Ideengeschichte ergeben sich aus dem aktuellen Siegeszug der Kulturwissenschaften sowie den weiterführenden Analysen Niklas Luhmanns zum Verhältnis von Gesellschaftsstruktur, Semantik und Ideenevolution. Erwähnt werden ferner die Ansätze zu einer interkulturellen politischen Philosophie sowie die neueren Arbeiten zur Wirtschaftsgeschichtsschreibung und zur rationalen Entscheidungstheorie. (ICE2)
Der Autor diskutiert unterschiedliche Konzepte von Ideen und Ideengeschichte im Anschluss an Eric Voegelin, Alfred Schütz und Thomas Luckmann aus wissenssoziologischer Perspektive. Diese Konzepte unterscheiden zwischen der alltäglichen Selbstauslegung von Gesellschaften und ihrer Auslegung durch die Wissenschaften, wobei letztere - wenn sie aufgeklärt betrieben wird - eine Beobachtung zweiter Ordnung darstellt. Sie kann die Konstruktion der politischen Wirklichkeit beobachten, indem sie die Produktion und Reproduktion der politischen Ideen und Ordnungsvorstellungen der Akteure untersucht. Dazu sind nach der These des Autors nicht nur hermeneutische Fähigkeiten, sondern vor allem die Methode der Sequenzanalyse erforderlich. Er verdeutlicht dies am Beispiel der Verfassungsdebatte zur Wiedervereinigung 1990 und zeigt, wie in den Protokollen der gemeinsamen Verfassungskommission die Vorstellungen der Akteure vom Volk, dem Menschen und der Politik sichtbar werden. Das Beispiel dokumentiert nicht nur die Konstruktion der politischen Wirklichkeit, sondern auch die Art und Weise, wie Ideengeschichte als Wirklichkeitswissenschaft betrieben wird. (ICI2)
Der Autor möchte mit seiner Fallstudie zu den Gesellschaftstheorien von Max Weber und John Dewey einen Beitrag zu einer vergleichenden Ideengeschichte der deutschen und amerikanischen Gesellschaft leisten. Der historische Vergleich von Gesellschaften stellt seiner Meinung nach kein Privileg der Sozialgeschichte dar, sondern ist auch in der Ideengeschichte ein geeignetes methodisches Verfahren. Nach theoriegeschichtlichen Vorbemerkungen zum impliziten Vergleich als Prinzip des historischen Denkens in der Hermeneutik des Historismus untersucht der Autor die Ansätze von Max Weber und John Dewey zur zeitgenössischen Modernisierungsproblematik, ihre unterschiedlichen Krisendiagnosen und Lösungsvorschläge sowie ihre jeweilige Interpretation des Verhältnisses von Wissenschaft und Gesellschaft. Der Vergleich Max Webers und John Deweys verdeutlicht in besonderer Weise das Problem des "Gesellschaftsvergleichs", indem an diesem Beispiel ganz unterschiedliche Theorieformen von Gesellschaft aufgezeigt und miteinander verglichen werden können. Der Autor skizziert abschließend die Möglichkeiten und Funktionen expliziter Vergleiche in der Ideengeschichte der Intellektuellen und erläutert, warum diese gegenüber dem vom Historismus angewendeten Verfahren des impliziten Vergleichs einen Fortschritt darstellen. (ICI2)
Der Band vereinigt die ausgearbeiteten Vorträge, die auf einer Tagung zum Thema "Spiel. Facetten seiner Ideengeschichte" im Dezember 2012 in Krakau gehalten wurden. Er führt vor Augen, dass das Phänomen des Spiel ens zu immer neuen Interpretationen und Erklärungen provozierte und das moderne Denken auf den Begriff ganz offensichtlich nicht verzichten kann, weder in der Sphäre der Metaphysik und Theologie, noch der Sprach- und Erkenntnistheorie, weder in der Anthropologie und Kulturtheorie noch in der Entscheidungs- und Handlungstheorie usw., so dass man mit einigem Recht im "Spiel" einen Schlüsselbegriff der Philosophie des 20. Jahrhunderts erblicken kann.
Vor dem Hintergrund eines ideengeschichtlichen Überblicks wird die These vertreten, dass Republik nicht, wie man es heute üblicherweise versteht, "Nicht-Monarchie", sondern ein öffentliches Leben und das Regieren unter Freien und Gleichen ist. Aristoteles unterschied zwischen politischer Herrschaft unter Freien und Gleichen und despotischer Herrschaft über Unmündige. "Politisch" kann man hier verstehen als "polisartig", denn es bezeichnet das öffentliche Leben und das Regieren, wie Aristoteles es in der klassischen Polisgenossenschaft seiner Zeit erlebte. In der Res Publica Romana wurde aus "politisch" "republikanisch", und seitdem wurden beide Wörter in den Jahrhunderten der Ideengeschichte in gleichem Sinn verwendet. Der eigentliche, der politische Staat, der die elementaren Ansprüche personalen Daseins auf Frieden, Freiheit und Ebenbürtigkeit in der Dimension gesamtgesellschaftlichen Zusammenlebens einlöst, besteht allein im Kern des Staates unserer tagtäglichen Erfahrung, ist dessen "Inwendiges". Dieses aber ist so selbstverständlich geworden, dass es nicht zum Bewusstsein kommt. (ICF2)