"Durch den Wiener Kongress 1815 wurden die Rheinlande und das Saarland preußisch, Rheinhessen kam zu Hessen-Darmstadt, und die Pfalz wurde als Exklave Bayern zugeschlagen. Die Integration der neu gewonnenen Territorien bildete für die neuen Staaten die zentrale Staatsaufgabe. In der Auseinandersetzung mit den neuen Herren entstanden Identitäten, die es so bislang nicht gegeben hatte." (Autorenreferat)
"Der vorliegende Aufsatz entwirft ein theoretisches Modell kollektiver Identität. Kollektive Identität wird dabei als symbolisches Bezugssystem aufgeschlüsselt. Auf Basis dessen wird gezeigt, wie nationalstaatliche Identitäten durch einen bestimmten Bezug auf ein Territorium gekennzeichnet sind. Der Wandel dieses Bezuges erlaubt es, den entsprechenden Wandel kollektiver Identität abseits einer Logik von 'Aufstieg und Fall' als graduellen Prozeß zufassen. Theoretisch eröffnet dies die Möglichkeit, eine 'Zivilisierung' großräumiger kollektiver Identität zu denken, ohne die realitätsferne Annahme treffen zu müssen, daß entsprechende Identitätskonstruktionen ohne den Bezug auf ein Territorium auskommen. Mit der Möglichkeit der qualitativen Neugestaltung dieses territorialen Bezugs kollektiver Identität wird darüber hinaus ein weiterführender Vorschlag für die Konzeptualisierung des Wandels in den Internationalen Beziehungen eingebracht." (Autorenreferat)
Der ... Aufsatz entwirft ein theoretisches Modell kollektiver Identität. Kollektive Identität wird dabei als symbolisches Bezugssystem aufgeschlüsselt. Auf Basis dessen wird gezeigt, wie nationalstaatliche Identitäten durch einen bestimmten Bezug auf ein Territorium gekennzeichnet sind. Der Wandel dieses Bezuges erlaubt es, den entsprechenden Wandel kollektiver Identität abseits einer Logik von "Aufstieg und Fall" als graduellen Prozeß zu fassen. Theoretisch eröffnet dies die Möglichkeit, eine "Zivilisierung" großräumiger kollektiver Identität zu denken, ohne die realitätsferne Annahme treffen zu müssen, daß entsprechende Identitätskonstruktionen ohne den Bezug auf ein Territorium auskommen. Mit der Möglichkeit der qualitativen Neugestaltung dieses territorialen Bezugs kollektiver Identität wird darüber hinaus ein weiterführender Vorschlag für die Konzeptualisierung des Wandels in den Internationalen Beziehungen eingebracht. (Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft / FUB)
Die Autorin wendet sich Fragen europäischer Identität in Polen mit einer pragmatistisch-diskursiven Herangehensweise zu. Nach einer Darstellung von theoretischen Konzepten zum Thema 'kollektive Identität' geht sie zur Analyse der Entwicklungen in Polen seit dem Anfang der 1990er Jahre über. Die Darstellung basiert überwiegend auf theoretischen Publikationen und auf solchen, die die Diskussionen zum Thema 'Europa' dokumentieren. Darüber hinaus werden relevante Ergebnisse des Warschauer Zentrums für Meinungsforschung herangezogen. Sie geht von der These aus, dass der Diskurs bezüglich der Zugehörigkeit zu Europa gerade in der Zeit unmittelbar nach 1989 sehr wertezentriert geführt worden ist. Zur Begründung dieser These setzt sie sich mit dem Traumbild Europa, mit dem Europabild der Oppositionsbewegung der 1980er Jahre, mit dem Europabild in der Zeit des Umbruchs und des Transformationsprozesses (1989-1997), mit der Europadebatte der politischen Eliten sowie mit dem Aufkommen der europa-skeptischen Stimmen auseinander. Die Argumente der Europa-Skeptiker werden jenen der Europa-Befürworter entgegengesetzt und mit den Daten aus der Meinungsforschung verglichen. Der letzte Teil der Studie befasst sich mit den Europäischen Identitätsbildungsprozessen in der polnischen Gesellschaft seit 1997. Die Art und Weise, wie die Debatte durch die Parteien geführt wurde, prägte die öffentliche Meinung. Anhand von Daten aus der Meinungsforschung werden zwei dominante Argumentationsmuster unterschieden: Das eine befürwortet den Integrationsprozess, weil von diesem einen Nutzen erhofft wird; das andere sieht den Beitritt eher als etwas unausweichliches - die internationale Isolation des Landes soll vermieden werden. Europäische Identität im Sinne einer expliziten Wertegemeinschaft sei - so die Prognose - nur mit angemessenen Institutionen möglich. (ICG)
"Kollektive Identität ist heiliges und bedeutungsleeres Zentrum zugleich: Sie gilt zwar unhinterfragt, wird aber immer anders verstanden. Dennoch wird sie nicht als unerklärliches Mysterium angesehen, sondern als prinzipiell aufklärbarer Gegenstand" (Autorenreferat)
In: Zeitschrift für politische Psychologie: ZfPP ; offizielles Organ der Sektion Politische Psychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) ; offizielles Organ der Walter-Jacobsen-Gesellschaft e.V. für Politische Bildung und Politische Psychologie (WJG), Band 8, Heft 2/3, S. 173-187
"In Anlehnung an Gordon Allport, Erik Erikson, James Marcia und George Herbert Mead lässt sich Identität - im Gegensatz zu Eigenschaften, die extern definiert werden - als interne Definition eines Individuums beschreiben, die auf drei nach ihrer Entstehungsgeschichte unterschiedenen Ebenen unterteilt ist. Nur auf der mittleren dieser Ebenen lässt sich die Existenz einer expliziten Geschlechtsidentität begründen, die, da sie auf Entwicklungslernen beruht, die Möglichkeit der Transzendenz einschließt. Auf Grundlage theoretischer Ansätze über weibliche Identität und empirischer Untersuchungen über geschlechtsspezifische Entwicklungen kann weibliche Identität als alltagsweltliche Orientierung beschrieben werden, die sich auch dann noch empirisch nachweisen lässt, wenn die betreffenden befragten jungen Frauen einen technischen Beruf gewählt haben." (Autorenreferat)
"'Kampf der Kulturen' - 'Kampf um die Kultur' - 'Kultur der Toleranz', das waren und sind Schlagworte in den derzeitigen politischen Feuilletons. Der Essay versucht den inneren Spannungszustand einer Kultur zu verdeutlichen, die für den 'Westen' nach den Erfahrungen der Totalitarismen des 20. Jahrhunderts immer zugleich auch eine demokratische 'politische Kultur' ist. Diese hinterfragt die Forderung nach bruchloser, abgeschlossener Identität, die sich weder öffnen kann für Herausforderungen noch für Anregungen von außerhalb, etwa auch von anderen Kulturen. Voraussetzung für einen kulturellen Dialog ist jedoch stets die Kenntnis und die Achtung der eigenen Kultur - nur so wird sie beachtenswert auch für eine Wahrnehmung von außen." (Autorenreferat)
Wenn Weichen für die Zukunft der deutschen Politik gestellt werden, begibt man sich regelmäßig auf die Suche nach einer deutschen Identität, welche nach langen akademischen Debatten meist im Ungewissen endet. Ein Diskurs über die Geschichte der deutschen Nation ist nicht selbstverständlich, wie der Autor anhand zahlreicher Beispiele aus der politischen Zeitgeschichte zeigt. Die späte Geburt der deutschen Nation als bewusste politische Einheit hat ihm zufolge verhindert, dass die vielen deutschen Geschichten in einer Geschichte zusammenwuchsen. Nur Adolf Hitler hat als erster und letzter deutscher Staatsmann versucht, die vielen deutschen Traditionen und Geschichtsbilder in der politischen Wirklichkeit zusammenzuzwingen und so den Albtraum des "Großdeutschen Reiches" geschaffen. Abgesehen von der Katastrophe des Nationalsozialismus kann daher von einer in sich zusammenhängenden Kontinuität des nationalen Gemeinschaftsbewusstseins der Deutschen keine Rede sein. Es gibt aber zahlreiche Erinnerungsorte, die das kollektive Gedächtnis und nationale Bewusstsein in einem nicht genau bestimmbaren, aber sehr profunden Sinne zusammenhalten. Die Deutschen haben mehrere Geschichten, die sich in den Köpfen der Menschen überlagern und bei verschiedenen Anlässen unterschiedlich oder auch widersprüchlich hervortreten. So sind die Deutschen im Vergleich zu ihren europäischen Nachbarn, wenn das Bewusstsein der nationalen Identität in Frage steht, ärmer und reicher zugleich. (ICI2)
Der Artikel geht dem Spannungsverhältnis von Moderne und Identität nach. Auch im scheinbar entwickelten und zivilisierten Europa ist eine Rückwendung zu nationaler Erneuerung, ethnischer Identität und religiösen Fundamentalismus festzustellen. Der Artikel untersucht wie die Moderne selbst eine Sehnsucht nach Identität produziert und auf unterschiedlichsten Feldern Erfüllung sucht.